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So sollten Sie sich verhalten, wenn Sie einem Wildschwein begegnen


Richtiges Verhalten bei einem Wildschweinangriff


Aktualisiert am 22.05.2022Lesedauer: 5 Min.
Qualitativ geprΓΌfter Inhalt
Qualitativ geprΓΌfter Inhalt

FΓΌr diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfΓ€ltig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

Das Risiko einem Wildschweinkeiler im Wald zu begegnen ist sehr gering: Normalerweise meiden sie Menschen sehr weitrΓ€umig.
Das Risiko einem Wildschweinkeiler im Wald zu begegnen ist sehr gering: Normalerweise meiden sie Menschen sehr weitrΓ€umig. (Quelle: VladyslavDanilin/getty-images-bilder)

Sie wandern mit einem Freund durch den Wald. Plâtzlich taucht ein Wildschwein auf, den Kopf gesenkt, die Borsten aufgestellt. Es sprintet auf Sie zu, rammt Sie, reißt Ihnen eine Wunde ins Bein, rennt auch Ihren Freund um und verschwindet. Kann das wirklich passieren?

Die Meldung von Wildschweinen, die Wanderer im Wald angreifen, gibt es hin und wieder. Meist aber nur im FrΓΌhjahr zwischen MΓ€rz und Mai, wenn Bachen (weibliche Wildschweine) ihren Nachwuchs bekommen haben und im Winter, wenn die Keiler auf Paarungssuche sind.

Schnelle 150 Kilogramm

Wildschweine sind beeindruckende Waldbewohner: Die MΓ€nnchen haben eine SchulterhΓΆhe von bis zu 1,10 Meter. Sie kΓΆnnen bis zu 150 Kilogramm schwer werden. Bachen wiegen die HΓ€lfte. Trotz ihres Gewichts kΓΆnnen Wildschweine sehr schnell laufen, wenn sie sich bedroht fΓΌhlen. Die Keiler haben bis zu 20 Zentimeter lange, hervorstehende EckzΓ€hne. Mit ihnen und ihrem starken Unterkiefer verteidigen sich die Tiere, wenn es notgedrungen zu einem Kampf kommt.

Wildschweine greifen jedoch nicht ohne Grund an. Vor allem nicht Menschen, da sie fΓΌr die Wildtiere weder Beute noch Futterkonkurrenten sind.

Wann die Gefahr am grâßten ist

Wildschweine haben laut JΓ€ger und FΓΆrster Manfred Eckhardt eine natΓΌrliche Scheu vor Menschen. SpaziergΓ€nger und Wanderer begegnen ihnen daher selten. Sobald die Tiere Menschen hΓΆren oder riechen, ergreifen sie die Flucht oder halten ausreichenden Abstand. Von diesen Waldbewohnern geht in der Regel keine Gefahr aus. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen.

In der Regel ab Februar, mittlerweile aber aufgrund der guten Lebensbedingungen und milden Winter, bekommen die Bachen oft ΓΌber das ganze Jahr hinweg ihren Nachwuchs (Frischlinge). In den ersten Tagen sind die Frischlinge noch hilflos und kΓΆnnen bei Gefahr nicht fliehen. Wird dann abseits der Wege versehentlich eine Rotte (Verband mehrerer Wildschweine) aufgescheucht, kΓΆnnen die Tiere aggressiv reagieren und wollen ihre Jungen verteidigen. Die Bache reagiert in dieser Situation unter anderem mit Fauchen und DrohgebΓ€rden. Ein Angriff ist durchaus mΓΆglich.

Achtung
Wenn Sie Frischlinge sehen, meiden Sie jeglichen Kontakt und kehren Sie um. Es kann passieren, dass das Muttertier Ihre AnnΓ€herung als Gefahrensituation einschΓ€tzt.

DarΓΌber hinaus ist es gefΓ€hrlich, einem verletzten Keiler, der beispielsweise von einem Auto angefahren oder einem JΓ€ger angeschossen wurde, zu begegnen. Kommen Sie ihm zu nahe, kann die Situation eskalieren und er kΓΆnnte einen Angriff mit fatalen Folgen starten, sagt FΓΆrster Eckhardt.

Das richtige Verhalten im Ernstfall

Begegnen Sie einem Wildschwein oder rennt es auf Sie zu, bleiben Sie ruhig. NΓ€hern Sie sich dem Tier nicht. Vermeiden Sie hektische Bewegungen. Sie kΓΆnnen, genau wie Versuche, das Tier zu verscheuchen, als Bedrohung interpretiert werden. AusweichmanΓΆver und panisches Wegrennen kΓΆnnen Wildschweine ebenfalls zu einem Angriff animieren.

Gehen Sie stattdessen langsam und ruhig rΓΌckwΓ€rts. Versuchen Sie, wieder eine sichere Distanz herzustellen. Das Wildschwein braucht genΓΌgend Abstand, um die Situation nicht mehr als Gefahr anzusehen und sich selbst in Ruhe zurΓΌckziehen zu kΓΆnnen. Reden Sie wΓ€hrenddessen beruhigend auf das Wildschwein ein und versuchen Sie, jeglichen Stress fΓΌr das Tier zu vermeiden.

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Stehen Sie einem Wildschwein nicht im Weg und versperren Sie ihm auch seine Fluchtwege nicht – beispielsweise entlang von Gattern, ZΓ€unen und Schluchten. So verringern Sie die Chance, von dem Tier umgerannt oder angegriffen zu werden.

Hunde ruhig halten

Wenn Sie einen Hund dabei haben, sollten Sie ihn sofort zurΓΌckrufen, sobald Sie ein Wildschwein entdeckt haben. Leinen Sie ihn dann umgehend an und versuchen Sie, ihn ruhig und nahe bei sich zu halten. Leckerlies kΓΆnnen ebenfalls dazu beitragen, dass der Hund ruhiger wird. Denn ein aufgebrachter und lauter Hund wird von Wildschweinen hΓ€ufig als Angreifer gesehen. Kommt es doch zur Konfrontation, gehen Sie nicht dazwischen. Oft kΓΆnnen die Vierbeiner schnell rennen und – im Gegensatz zu Wildschweinen – Haken schlagen und so bei einem Angriff ausweichen. Keiler und Bachen laufen hingegen mit einem hohen Tempo geradeaus.

FΓΌttern von Wildschweinen verboten

Laut Eckhardt sind Wildschweine friedlich. Die Waldbewohner scheuen Auseinandersetzungen, da sie sich weder selbst in Gefahr bringen noch verletzen wollen. Flucht ist der Regelfall. Konflikte mit der Folge eines Angriffs gibt es meist nur dort, wo die Tiere an Menschen gewΓΆhnt sind oder wo sie gefΓΌttert werden, erklΓ€rt der FΓΆrster Eckhardt. Das Nahrungsangebot durch den Menschen hemmt die natΓΌrliche Scheu der Wildschweine. Sie sind daher immer hΓ€ufiger auch in StΓ€dten anzutreffen.

WÀhrend ihrer Nahrungssuche in bewohnten Gegenden richten Wildschweine teilweise große SchÀden an. Um das zu vermeiden, sollten Sie Nahrungsreste, die im Freien gelagert werden, stets gut verschlossen aufbewahren. Befestigen Sie beispielsweise Ihre Biotonne entsprechend und sorgen Sie dafür, dass sie nicht geâffnet werden kann. Werfen Sie zudem keine Nahrungsmittel wie verdorbene Obstreste, altes Brot oder Speisereste auf Ihren Kompost. Das kann ebenfalls Wildschweine anlocken.

Nacht und DΓ€mmerung meiden

Am ehesten kânnen Sie einem Wildschwein begegnen, wenn Sie in der DÀmmerung oder nachts allein und still ab vom Weg durch den Wald laufen. In dichten Unterwucherungen sowie im Fichten- und Schilfdickicht haben Wildschweine ihre Schlaf- und WohnstÀtten und rechnen am wenigsten mit Menschen. Überraschen Sie sie, kann ihre Panik unter UmstÀnden einen Angriff verursachen. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass sie schon vorher die Flucht ergreifen, wenn Menschen sich nÀhern. Darüber hinaus werden Wildschweinrotten hÀufig von erfahrenen Bachen angeführt, die jeder Art von Konflikten vorausschauend aus dem Weg gehen. Darauf verlassen sollten Sie sich jedoch laut dem Fârster nicht.

Kontakt mit Wildschweinen minimieren

Minimieren Sie Ihr Risiko, indem Sie beim Wandern auf den beschilderten Wegen bleiben. Die vorhandenen Pfade riechen so intensiv nach Menschen, dass Wildschweine sie mit ausreichendem Abstand meiden.

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DarΓΌber hinaus sollten Sie sich gut hΓΆrbar unterhalten. Sind Sie allein unterwegs, kΓΆnnen Sie laut SelbstgesprΓ€che fΓΌhren oder singen. So verscheuchen Sie die Tiere frΓΌhzeitig.

Wildschweine
Bache und Frischlinge: Weibliche Wildschweine verteidigen ihren Nachwuchs und kΓΆnnen daher gefΓ€hrlich werden. (Quelle: Martin Wagner/imago-images-bilder)

Wie sich Autofahrer richtig verhalten

Für Autofahrer kann die Begegnung mit einem Wildschwein allerdings schnell tâdlich ausgehen. In der dunklen und kalten Jahreszeit überqueren die Tiere bei DÀmmerung hÀufig Bundes- und Landstraßen. Sieht der Autofahrer das Wildschwein nicht rechtzeitig, kann er oft nicht mehr abbremsen und stâßt mit dem Wildschwein zusammen. Diese WildunfÀlle sind hÀufig sehr schwer und kânnen auch tâdlich ausgehen.

Fahren Sie in der kalten Jahreszeit in der DÀmmerung vorsichtig und langsam auf Straßen durch WÀlder, Felder sowie Bundesstraßen. Gilt eine Hâchstgeschwindigkeit von 100 km/h, kânnen Sie bei den entsprechenden Witterungsbedingungen auch 60 km/h fahren. Das reduziert Ihr Unfallrisiko.

Kommt es trotz Ihrer vorausschauenden Fahrweise zu einem Wildtierunfall, sollten Sie das Auto nicht verlassen. Verletzte Wildschweine kΓΆnnen sehr aggressiv sein und Sie dann angreifen. Bleiben Sie in Ihrem Auto und informieren Sie umgehend die Polizei. Diese wird zusammen mit einem erfahrenen JΓ€ger eintreffen, der mit seinem Hund nach dem verletzten Tier sucht.

Beim Camping Vorsichtsmaßnahmen treffen

Auch Camper kΓΆnnen sowohl wΓ€hrend der DΓ€mmerung als auch tagsΓΌber und in der Nacht von Wildschweinen ΓΌberrascht werden. Bei ihrer Nahrungssuche riechen die Tiere die Lebensmittel der Camper und gehen zu den Quellen – auch wenn sie den Menschengeruch ebenfalls wahrnehmen.

Achtung
HÀufig besteht die Gefahr einem Wildschwein beim Zelten zu begegnen nur, wenn Sie wild campen. Das ist allerdings strengstens verboten. Auf ausgewiesenen ZeltplÀtzen sind oftmals Sicherheitsmaßnahmen gegen Wildtiere vorhanden. Dennoch kann es vorkommen, dass sich ein Tier auf Nahrungssuche hierher verirrt.

Um einen Besuch von Wildschweinen und anderen Waldtieren zu vermeiden, sollten Sie alle Lebensmittel sowie Lebensmittelreste in BΓ€ume hΓ€ngen – mindestens zwei Meter ΓΌber dem Boden sind zu empfehlen. Kommen Ihnen dennoch Wildschweine beim Campen nahe, brauchen Sie keine Angst zu haben, beruhigt Eckhardt. Den Tieren gehe es nur um die Nahrung und nicht um einen Angriff. Er rΓ€t Campern, ruhig im Zelt zu verharren, bis die Wildschweine wieder weg sind.

Auch wenn Wildtiere Angst vor Feuer haben und Sie sich deswegen von einem Lagerfeuer Schutz erhoffen: Lagerfeuer sind nur auf ausgewiesenen PlΓ€tzen erlaubt. Zwischen dem 1. MΓ€rz und dem 31. Oktober herrscht im Wald ein striktes Verbot von Rauch und offenem Feuer.

Verwendete Quellen
  • Manfred Eckhardt, FΓΆrster und JΓ€ger, HessenForst
  • Jagdverband
  • eigene Recherche
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