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Mäuse-Gerste: Diese Pflanze macht gerade viele Hunde krank


Auf dem Vormarsch durch Klimawandel
Diese Pflanze macht gerade viele Hunde krank

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 12.06.2020Lesedauer: 3 Min.
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Gefahr für Hunde: Grannen von Mäuse-Gerste bleiben im Fell vor allem von Hunden hängen, können sich dann in die Haut bohren und im Körper wandern. Der siebenjährige Havanesen-Rüde Emil hat deshalb wegen einer Entzündung ein Bein bandagiert.Vergrößern des Bildes
Gefahr für Hunde: Grannen von Mäuse-Gerste bleiben im Fell vor allem von Hunden hängen, können sich dann in die Haut bohren und im Körper wandern. Der siebenjährige Havanesen-Rüde Emil hat deshalb wegen einer Entzündung ein Bein bandagiert. (Quelle: Marcel Keienborg/Imago Images)

Sie steht am Wegesrand und auf Grünstreifen, und gefühlt begegnet man ihr viel häufiger: Mäuse-Gerste ist ein Problem für Hunde. Und der Klimawandel kommt ihr entgegen.

Die ersten Hunde wurden ungewöhnlich früh zu den Tierärzten gebracht, und jetzt sind es deutlich mehr als sonst um diese Jahreszeit. Sie müssen zum Teil operiert werden, weil sie einer Pflanze zu nahe gekommen ist, die auf dem Vormarsch ist: Mäuse-Gerste. Deren Samen gehen Hunden buchstäblich unter die Haut.

Die winzigen Körner, die ihr den Namen eingebracht haben, haben einen fiesen Anhang: Grannen. So nennt sich der Teil der Getreideähre, der das Samenkorn mit feinen Haaren umschließt und bei Mäuse-Gerste fiese Widerhaken hat.

Viele Menschen kennen den Hundeschreck gar nicht. So erging es dem Berliner Journalisten Stefan Niggemeier. "In Berlin wächst anstelle dessen, was ich laienhaft als 'normales Gras' bezeichnen würde, jetzt fast überall nur noch sowas", twitterte er mit einem Foto des Grüns. Er hatte Mäuse-Gerste fotografiert, wie ihm Nutzer antworteten.

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Auch andere Nutzer stellten fest, dass die Pflanze viel häufiger zu sehen als früher. Dem Hundehalter Marcel Keienborg begegnet sie in Düsseldorf gerade "überall". Er sah den Tweet, erkannte die Pflanze wieder, las Hinweise auf die Gefahr für Hunde. Da humpelte sein Havaneser Emil auch schon: Es hatte ihn erwischt, eine entzündete Pfote durch eine eingedrungene Granne.

Grannen können durch Körper wandern

"Wir haben ein besonderes Grannen-Jahr", sagt Tierärztin Ina Krafzel, Inhaberin der Kleintierklinik Hannover. Dort werden derzeit täglich mehrere Hunde behandelt, bei denen Grannen den Tieren Leid bereiten. "Wir Tierärzte finden Grannen in Ohren, im Auge unter Lidern, aber auch in den Nasenhöhlen bis hin zu den Bronchien", so Krafzel. Hundehalter sollten nach dem Spaziergang das Fell ausbürsten oder Grannen auslesen, rät sie.

Die Grannen könnten quer durch den Körper wandern und aufwändige Operationen nötig machen. In diesem Jahr sei das Thema deutlich früher akut als nach den langjährigen Erfahrungen. Ist die Pflanze auf dem Vormarsch?

Sie gilt als Archäophyt: Das heißt, sie wurde schon vor der Entdeckung Amerikas heimisch, wuchs aber nicht ursprünglich hier. Sie stammt aus dem Mittelmeerraum und Kleinasien und kommt mit warmem, trockenem Wetter sehr gut zurecht.

Trockenheit und Wärme helfen

Sie macht sich auch dort breit, wo zuvor gepflegter Rasen vernachlässigt wird, wie Geographen in einer Untersuchung am Beispiel Osnabrück zeigen. Die Wissenschaftler sahen im Auftreten von Mäuse-Gerste sogar einen guten Indikator für die Veränderungen bestimmter sozialer Milieus.

Klima sei weniger bedeutsam als Flächennutzung und Pflegemaßnahmen es sind. Allerdings hilft Trockenheit wie in den vergangenen Jahren der Pflanze, weil sie sehr konkurrenzempfindlich ist. Sie keimt zwar sehr schnell, aber lässt sich leicht durch andere Arten verdrängen, wenn die nächste Generation Keimlinge im Spätsommer und Herbst wenig Licht bekommen. Wächst da aber sonst wenig, kann sich die Mäuse-Gerste halten.

Salz als Gegenmittel

Zudem verträgt sie Salz überhaupt nicht. Trockenheit und Winter ohne Streuen könnten zu einem größeren Aufkommen geführt haben. Eine Bestätigung dafür war an Fronleichnam von Fachleuten bei Bundesamt für Naturschutz, Nabu, einer Fachzeitschrift und mehreren Universitäten nicht zu bekommen.

Tierärztin Ina Krafzel will über den Einfluss des Klimas auf die Grannen-Fälle in der Praxis nicht spekulieren, sieht aber in ihrer Praxis durchaus "viele kleine Indizien für den Klimawandel: Dadurch, dass wir vielfach keinen richtigen Winter haben, haben wir es jetzt ganzjährig mit Zecken zu tun".

Verwendete Quellen
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