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Hirnforschung: Entwicklungsschritte des Gehirns beim Kleinkind


Hirnforschung
Was Kindern alles durch den Kopf geht

t-online, rw

18.08.2010Lesedauer: 4 Min.
Kleiner Junge albert mit einer Tasse herum.Vergrößern des BildesWas passiert, wenn ich die fallen lasse? (Quelle: imago-images-bilder)
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Kaum etwas ist spannender als Babys und Kleinkindern beim Größerwerden zuzusehen. Sie entdecken ständig etwas neues, lernen hinzu und verändern durch die neuen Erfahrungen ihr Verhalten. Inzwischen weiß die Hirnforschung recht gut, wie die Entwicklung des menschlichen Gehirns im Kleinkindalter abläuft. Für Lernprozesse werden im Gehirn Vernetzungen zwischen den einzelnen dort ansässigen Neuronen aufgebaut. Die Anzahl an Hirnzellen ist bei Neugeborenen und Erwachsenen etwa gleich. Sie sind eben nur noch unterschiedlich stark untereinander verknüpft. Genau diese Verknüpfungen sind es aber, die in unserem Gehirn angelegt werden müssen, damit wir die Welt so erkennen und verstehen, wie sie ist. Gerade im Kleinkindalter werden ständig eine Unmenge dieser Vernetzungen aufgebaut. Im Kopf der Kleinen ist also eine Menge los.

Vernetzungen sind am Anfang noch Selbstzweck

In den ersten drei Lebensjahren eines Kindes bildet jede einzelne Gehirnzelle bis zu 10.000 Vernetzungen zu anderen. Die meisten davon machen für den Alltag keinen Sinn und werden im Laufe späterer Entwicklung fortwährend korrigiert. Sie werden in diesem frühen Entwicklungsstadium des Gehirns auch nicht in erster Linie gebildet, um die Welt beziehungsweise die Umwelt erfassen und begreifen zu können, sondern vor allem deshalb, weil eine nicht vernetzte Gehirnzelle auf Dauer nicht lebensfähig ist. Die Vernetzungen der Neuronen dienen hier also ganz überwiegend noch dem bloßen Selbstzweck des eigenen Überlebens. Darüber hinaus können Kinder in dieser Entwicklungsphase Dinge grob nach Farbe, Form Geräuschen und Größe unterscheiden.

Ein Teddy ist nicht immer braun

Da ein Großteil der bisherigen Vernetzungen noch falsch waren, werden sie etwa ab dem zweiten Lebensjahr ständig korrigiert. "Ein Teddy ist weich, klein und braun", ist zum Beispiel eine Verknüpfung die korrigiert wird, sobald der erste Eisbär-Teddy geschenkt wird. In dieser Phase hat das Kind auch das Bedürfnis seine Verknüpfungen immer wieder zu überprüfen - eben weil so viele davon nicht stimmen oder zu undifferenziert waren. Wenn die kleinen Wonneproppen also immer wieder Sachen fallenlassen, mag das für Eltern nicht ganz leicht sein, ist aber nur eine logische Folge dieses extrem wichtigen Überprüfens. Besonders heimtückisch sind in dieser Phase Geräte, die einmal als gefährlich, ein anderes Mal als völlig harmlos einzustufen sind. Herdplatten und Bügeleisen scheinen auf manche Kinder eine magische Anziehungskraft zu haben. Ein Grund dafür ist, dass das Gehirn nicht sicher weiß, wie es diese mal heißen, mal kalten Gegenstände vernetzen soll. So sendet es immer wieder einen Überprüfungsimpuls, um zu kontrollieren, ob die bisherige Einordnung weiter Bestand haben kann.

Wenn-Dann-Verknüpfungen entwickeln sich

Etwa im Alter von vier Jahren beginnt ein regerer Austausch zwischen den beiden Hirnhälften. "Das Kind erkennt nun die Andersartigkeit der Gedanken und Beweggründe anderer Menschen und kann sich in Rollen hineinversetzen", erklärt der promovierte Experte für Frühpädagogik Martin R. Textor vom Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung auf der Internetseite "familienhandbuch.de". In der Folge entwickeln Kinder immer stärker ein Gespür für die Bedürfnisse und das darin begründete Verhalten anderer Menschen. Die Fähigkeit, sich in andere Rollen hineinzudenken, äußert sich zum Beispiel im beliebten "Vater, Mutter, Kind - Spiel". Außerdem bilden sich komplexere Wenn-Dann-Verknüpfungen, also ein erstes Durchschauen des Prinzips von Aktion und Reaktion. War bis vor kurzem noch vorherrschend: "Wenn ich der Tasse einen Schubs gebe, fällt sie herunter", geht der Gedanke nun weiter: "Fällt die Tasse herunter, geht sie kaputt. Und wenn sie kaputt geht, wird Mama böse und schimpft."

Das Grundgerüst hat dauerhaft Bestand

Für Eltern ist diese Phase sehr wichtig. Durch die neue Fähigkeit des Kindes, sich in andere Personen hineinzuversetzen, können Eltern hier schon früh dazu beitragen, die Empathiefähigkeit des Kindes zu stärken. Um dies zu erreichen, empfehlen Experten die Methode der Induktion. Dabei zeigen die Eltern eine übertriebene Reaktion auf das negative Verhalten ihrer Sprösslinge. Haut ein Kind seiner Mutter beispielsweise auf den Arm, würde diese sich mit betrübtem und traurigem Blick den Arm halten und dabei "Aua, aua! Das tut weh!" rufen. Nach kurzer Zeit wird das Kind einen ähnlichen Blick aufsetzen und im besten Falle beginnen, die Mutter zu trösten und zu streicheln. Das Kind lernt, dass andere Menschen die gleichen schlechten Gefühle haben, wenn sie geschlagen werden oder man ihnen etwas kaputt macht, die es selbst in solchen Momenten auch verspürt.

Auch bei den Wenn-Dann-Verknüpfungen sollten Eltern darauf Acht geben, das sich keine falschen Schlussfolgerungen festsetzen. Wenn ein Kind in dieser Phase lernt, dass es nur anfangen muss zu schreien, um augenblicklich seinen Willen zu kriegen, kann das fatale Folgen haben. Denn das Grundgerüst der einmal gelegten Verknüpfungen hat dauerhaft Bestand und bildet die Grundlage für die gesamte weitere Persönlichkeitsentwicklung. Eine spätere Korrektur ist, wenn überhaupt, nur noch sehr schwer möglich.

"Use it or lose it"

Übrigens: Ab dem zehnten Lebensjahr sterben viele Verknüpfungen wieder ab. Als Teil der Optimierung seiner Leistung, baut das Gehirn ungenutzte Verknüpfungen ab, um die stark genutzten ausbauen zu können. "Use ist or lose ist" ("Benutze oder verliere es") nennt Experte Textor dieses Phänomen. Ab einem Alter von zehn Jahren hilft also nur noch ständiges Training, um einmal gelegte Verknüpfungen dauerhaft zu festigen.

Testen Sie das Gehirn Ihres Kindes

Die Fähigkeit, Farben voneinander zu unterscheiden, oder Kontraste wahrzunehmen entwickelt sich in den ersten Lebensjahren. Mit Hilfe von Sehtests kann überprüft werden, ob bei einem Kind die benötigten Verknüpfungen im Gehirn schon angelegt sind. Je einen dieser Tests haben wir für Sie zusammengestellt. Überprüfen Sie hier, ob bei Ihrem Kind alles in Ordnung ist.

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