Brauchen Kleinkinder andere Kinder?

Pekip, Babyschwimmen, Krabbelgruppe - das Angebot an Kursen fΓΌr Eltern und ihre Kleinkinder ist riesig. Doch brauchen ZweijΓ€hrige fΓΌr eine gesunde Entwicklung wirklich andere Kinder? Oder sind es vor allem die MΓΌtter, die sich ihren Alltag ein wenig abwechslungsreicher gestalten mΓΆchten?
Wenn das turbulente erste Jahr mit dem Baby geschafft ist, zieht fΓΌr viele MΓΌtter und VΓ€ter etwas mehr Ruhe im Alltag ein. Zwar bleibt das Leben mit einem kleinen Kind nach wie vor aufregend und spannend, aber die Eltern und ihr Nachwuchs sind inzwischen ein gut aufeinander eingespieltes Team und auch die NΓ€chte dΓΌrften in den allermeisten FΓ€llen etwas ruhiger geworden sein. Viele VΓ€ter kehren nach den "VΓ€termonaten" zurΓΌck ins Berufsleben und auch die MΓΌtter wΓΌnschen sich wieder mehr Kontakt zu Erwachsenen - da kommt das wΓΆchentliche Treffen in der "Krabbelgruppe" gerade Recht. Man trifft auf andere Frauen in der gleichen Situation, kann sich austauschen und Tipps geben und auch die Kinder profitieren davon, denn sie spielen "so schΓΆn" miteinander.
Erst nebeneinander, dann miteinander
Aber stimmt das wirklich? Kleinkinder sind neugierig und so manche Dinge lassen sich von anderen Kindern leichter abschauen als von Erwachsenen. Schon die Allerkleinsten kΓΆnnen sich durch Rollen oder Krabbeln dahin bewegen, wo es fΓΌr sie spannend ist: etwa zu dem Kind mit den BauklΓΆtzchen, die sie auch gern einmal "bespielen" wΓΌrden oder zu dem Baby, das so wunderbare QuietschtΓΆne von sich gibt.
Aber PΓ€dagogen wissen: Kleine Kinder spielen in erster Linie nebeneinander und noch nicht miteinander. "Zwischen zweieinhalb und drei Jahren - also etwa zum Kindergarteneintritt - entwickeln Kinder die soziale Reife, mit anderen Kindern zu teilen oder beim Spielen abzuwarten. Ein anderes Kind wird nun als solches wahrgenommen und nicht nur als Konkurrent", sagt die Kinderpsychologin und Erziehungsberaterin Doris Heueck-MauΓ der Zeitschrift "Eltern Family".
Eltern sind die wichtigsten Spielpartner
Bis zum Alter von etwa drei Jahren sind die Eltern die wichtigsten "Spielpartner". Von ihnen lernen die Kinder soziale Verhaltensweisen, Sprache, Handgriffe. Das Lernen finde hauptsΓ€chliche in den eigenen vier WΓ€nden statt, durch das Vorbild der Bezugspersonen, so Heueck-MauΓ.
Das Prinzip des Abschauens machen sich auch die altersgemischten Kindergruppen zu Nutze. Die meisten KindergΓ€rten und -krippen arbeiten nach diesem Prinzip, bei dem Kinder unterschiedlichen Alters voneinander profitieren. Die Kleinen lernen von den GroΓen Schuhe binden, mit Besteck essen, sich zu behaupten, wΓ€hrend die GroΓen sich im TrΓΆsten ΓΌben und lernen Verantwortung fΓΌr SchwΓ€chere zu ΓΌbernehmen.
Worauf Eltern achten sollten
MΓΌtter mΓΌssen sich also nicht unter Druck setzen und mit den Kleinen mΓΆglichst viele Kurse buchen. Der SpaΓ am Zusammensein mit anderen - MΓΌttern und Kindern - sollte im Vordergrund stehen. Wer sein Kind mit anderen Kleinen zusammenbringt, sollte darauf achten, dass die Gruppe nicht zu groΓ ist und die Mutter oder der Vater als sichere RΓΌckzugsbasis und BeschΓΌtzer stets greifbar in der NΓ€he ist. So kΓΆnnen die Kinder selbst darΓΌber bestimmen, wie viel Fremdkontakt sie sich "aussetzen".