Neue Liebe: Die ersten 100 Tage sind entscheidend
Wenn zwei Menschen verliebt sind, sehen sie sich und die Welt durch die rosa Brille. Doch irgendwann ist diese Zeit vorbei und der Alltag hΓ€lt Einzug in die Partnerschaft. Wer sich bis dahin nur von seiner Schokoladenseite gezeigt hat, muss spΓ€testens jetzt Farbe bekennen. Ob die Liebe nur ein Strohfeuer war oder Bestand hat, entscheiden die ersten 100 Tage, sagt Diplompsychologin Lisa Fischbach von ElitePartner.de. Diese Zeit sollten Paare nutzen, um eine stabile Basis fΓΌr ihre Zukunft zu schaffen.
Die ersten Wochen einer neuen Liebe sind von Aufregung und Freude, aber auch Unsicherheit und vorsichtigem Antasten gekennzeichnet. Einerseits klopft das Herz und es steigt das BedΓΌrfnis, sich zu ΓΆffnen und dem neuen Partner sein Inneres zu offenbaren. Gleichzeitig will man aber auch nichts ΓΌberstΓΌrzen.
Die "jungfrΓ€uliche" Kennenlernphase hΓ€lt nicht ewig
Zu Begin der Partnerschaft mΓΆchte man dem neuen Partner natΓΌrlich ein positives Bild von sich vermitteln. Daher halten viele Jung-Paare ihre WΓΌnsche in dieser Phase hΓΆflich zurΓΌck. "Auf lange Sicht ist es hingegen keine Erfolgsstrategie, sich zu verstellen und fΓΌr den Partner ΓΌbermΓ€Γig anzupassen", sagt Lisa Fischbach. Denn irgendwann sei die "jungfrΓ€uliche Kennenlernphase" vorbei. Damit es auΓerhalb der Fantasiewelt ebenfalls gelingt, die ersten Schritte in eine feste Partnerschaft zu meistern, sollten besonders in den ersten Monaten der Beziehung ein paar grundlegende Dinge beherzigt werden.
Die BedΓΌrfnisse des anderen kennenlernen
GrundsΓ€tzlich, so Fischbach, sollten sich Paare in der Kennenlernphase eines bewusst machen: Der andere ist noch vΓΆlliges Neuland. Die Psychologin rΓ€t daher: "Seien Sie neugierig und gehen Sie auf Entdeckungsreise. Fragen Sie Ihren Partner offen, was er bevorzugt, wie er den Kaffee am liebsten trinkt, ob er lieber Butter oder Margarine aufs BrΓΆtchen mag, der herzhafte oder sΓΌΓe Typ beim FrΓΌhstΓΌcken ist." Wer sich in die Rolle des aufmerksamen ZuhΓΆrers und Beobachters begebe, fΓΆrdere das Kennenlernen auf sensible Weise.
Nicht die eigenen BedΓΌrfnisse vernachlΓ€ssigen
Selbst wenn Sie glauben, die Antwort zu kennen, sollten Sie grundsΓ€tzlich unvoreingenommen bleiben und nicht von sich auf Ihr GegenΓΌber schlieΓen. Daher beugt Fragen vielen MissverstΓ€ndnissen vor.
Zur Stabilisierung einer jungen Partnerschaft ist es aber auch wichtig, die eigenen WΓΌnsche zu formulieren. Denn auch Ihr Partner mΓΆchte Sie kennenlernen. Zu Beginn halten jedoch viele Paare ihre WΓΌnsche eher verdeckt. Sie haben die Sorge, den Partner damit zu ΓΌberfordern oder deshalb nicht gemocht zu werden. "Doch es macht keinen Sinn, sich auf Dauer zu verstecken", sagt Fischbach. Besser sei es, WΓΌnsche nach NΓ€he, ZΓ€rtlichkeit, Freiraum, Interessen offen anzusprechen. Dies gelte besonders fΓΌr Frauen, denen es oft schwerer fΓ€llt, sich durchzusetzen oder abzugrenzen.
Jeder hat sein eigenes Tempo
Die ersten 100 Tage einer Beziehung sollten vor allem dazu genutzt werden, eine gute Kommunikationskultur miteinander aufzubauen. Das setzt einen ehrlichen Umgang miteinander voraus. "Wenn Sie ein Thema unpassend oder verfrΓΌht finden, sagen Sie das", rΓ€t Fischbach. Umgekehrt sollten Sie es nicht gleich als schlechtes Zeichen aufnehmen, wenn Ihnen der andere thematisch ausweicht. Seien Sie eher mutig und fragen Sie nach, ob das zu persΓΆnlich war. Wenn ja, sollten Sie nicht weiter bohren.
Das Gleiche gilt bei Geschichten ΓΌber verflossenen Lieben. FΓΌr die Beziehung ist es nicht unbedingt von Nutzen, sich die Vergangenheit im Detail zu erzΓ€hlen. Dort wo es eine wichtige ErklΓ€rung liefert und VerstΓ€ndnis erzeugt, mag es vorteilhaft sein. Aber nicht grundsΓ€tzlich.
Es muss nicht alles perfekt sein
Der Glaube, dass mit dem neuen Partner die Beziehung perfekt sei, ist ein fataler Irrglaube, dem viele Frischverliebte verfallen. "Kompromisse gehΓΆren zu jeder Liebe dazu", sagt Fischbach. Damit sei nicht die Aufforderung gemeint, sich einem Partner anzupassen, wenn dieser elementare BedΓΌrfnissen wie Geborgenheit, Treue oder VerstΓ€ndnis nicht erfΓΌlle. Vielmehr gehe es darum, selbst verantwortlich fΓΌr das Miteinander zu sein und nicht alles vom Partner zu erwarten.
Wenn Sie beispielsweise merken, dass Sie den anderen durch einen Vorschlag in die Ecke drΓ€ngen, suchen Sie nach LΓΆsungen, die beiden Seiten gerecht werden. Wenn Sie mit etwas nicht einverstanden sind, vermeiden Sie ein vorschnelles βNeinβ. Versuchen Sie es mit Verhandeln. Manchmal lassen sich beide WΓΌnsche realisieren. Nicht immer gleichzeitig, aber oft hintereinander.
Balance zwischen NΓ€he und Distanz schaffen
Die BedΓΌrfnisse nach NΓ€he und Freiraum sind bei Paaren hΓ€ufig unterschiedlich ausgeprΓ€gt. Zwar sind kΓΆrperliche NΓ€he und IntimitΓ€t in der Anfangsphase von groΓer Bedeutung, aber nach ein paar Wochen und Monaten normalisiert sich das wieder und es entstehen vermehrt BedΓΌrfnisse, Zeit fΓΌr sich allein zu haben. Das ist ΓΌberhaupt kein schlechtes Zeichen, sondern vΓΆllig normal. Ein Paar sollte daher nach den ersten 100 Tagen seiner Beziehung seine individuelle Balance zwischen Zweisamkeit und UnabhΓ€ngigkeit ausgelotet haben.
Wem die VerΓ€nderung in dieser Phase Angst macht, sollte das ansprechen. Davon abgesehen ist der direkte Weg auf den Partner zu grundsΓ€tzlich die beste Medizin fΓΌr die KlΓ€rung in einer Beziehung.