Partnerschaft Wenn der eigene Mann ins Bordell geht
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rund eine Million Männer nehmen einer Studie zufolge pro Tag in Deutschland die Dienste von Prostituierten in Anspruch. Und nicht jeder von ihnen ist ungebunden. Doch die wenigsten Frauen können sich vorstellen, dass ihr Partner einer dieser so genannten „Freier“ ist. Auch Sonja S. hätte sich das nie träumen lassen - bis sie auf dem Computer ihres Lebensgefährten durch Zufall von seinem Doppelleben erfuhr.
Die schmerzliche Wahrheit
Nicht nur prominente Ehemänner wie Golflegende Tiger Woods oder Kicker Franck Ribéry erliegen den Reizen käuflicher Frauen. Vor zwei Jahren musste Sonja S. schmerzlich erfahren, dass ihr Partner im Rotlichtmilieu verkehrte. "Mein Laptop funktionierte nicht, also schnappte ich mir den Computer meines Freundes. Dabei bin ich auf einen Ordner namens "Spiele" aufmerksam geworden", erinnert sich die 41-jährige Arzthelferin. Dort fand sie allerdings keine Computerspiele, sondern selbst geknipste Fotos unzähliger spärlich bekleideter Frauen in erotischen Posen.
Der Partner ist plötzlich ein Fremder
Sonja S. war fassungslos: Der Mann, mit dem sie seit sechs Jahren zusammen war, ein Stammgast in den Etablissements der Stadt? Die Funde im Computer ließen darüber keinen Zweifel. Denn er führte minutiös Protokoll über seine Bordell-Besuche und auch die Fotos belegten deutlich, was er hinter ihrem Rücken trieb. Immer schneller klickte sie die Bilder und Dateien an, ihr Herz raste und sie fragte sich verzweifelt: Wer ist mein Partner wirklich? Und warum tut er mir das an?
Genüge ich ihm nicht mehr?
Der Mensch, den man zu kennen glaubt, entpuppt sich als ein völlig anderer. "Das ist eine riesige Erschütterung des Vertrauens", sagt die Psychologin Heike Kaiser-Kehl ( www.dieonlinepsychologen.de). "Zum einen in den Partner und zum anderen in sich selbst, weil man es nicht bemerkt hat", so die Expertin. Viele Frauen beginnen in dieser Situation an sich selbst zu zweifeln: Bin ich nicht sexy oder attraktiv? Genüge ich ihm nicht mehr? Auch Sonja S. war tief verletzt, dass ihr Mann andere Frauen für Intimitäten bezahlte. "Unser Liebesleben war mit den Jahren schon ruhiger geworden", sagt sie. "Aber dass er sich ausgerechnet bei Prostituierten austobte, war für mich das schlimmste".
Bordell ist mit Ekel verbunden
Die Mehrheit der Frauen denkt einer Studie zufolge so: Jede zweite Frau wäre prinzipiell bereit, ihrem Partner einen Seitensprung zu verzeihen, wenn dieser ehrlich ist und den Ausrutscher beichtet. Eine Ausnahme bildet der Sex mit einer Prostituierten: 88 Prozent der befragten Frauen wären in diesem Fall nicht bereit, ein Auge zuzudrücken. "Bordelle sind für Frauen mit Ekel verbunden", meint Heike Kaiser-Kehl. "Zudem haben sie Angst vor gesundheitlichen Gefahren, etwa einer Ansteckung mit dem HI-Virus." Auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu unterschätzen: "Gibt der Mann das Geld, das der Familie zur Verfügung stehen sollte, für sein sexuelles Vergnügen aus, ist das ein weiterer Schlag ins Gesicht", so die Psychologin.
Lässt sich das verzeihen?
Kommt die Wahrheit ans Licht, ist das ein schockierender Moment. "Am besten nimmt man in diesem Fall Kontakt zu einem neutralen Gesprächspartner auf, zum Beispiel zu einem Psychologen", rät Heike Kaiser-Kehl. Auch wenn es anfangs kaum vorstellbar ist: Ein Seitensprung führt nicht immer zur Trennung. „Prinzipiell lässt sich alles verzeihen“, sagt die Expertin. "Aber es bleiben oft Narben zurück." Auch Sonja S. kämpfte um ihre Beziehung, versuchte, ihren Partner in langen Gesprächen zu verstehen. Er gestand ihr, süchtig nach Sex zu sein und begann sogar eine Therapie. "Aber ich bekam die Bilder nicht aus dem Kopf, war furchtbar eifersüchtig", sagt sie heute. "Und ständig diese Alpträume, dass er mich wieder betrügt." Ein Jahr nachdem sie das Doppelleben ihres Freundes aufgedeckt hatte, trennte sie sich von ihm.