Cancún in Mexiko Dieser Urlaubsort wurde am Computer geplant

Cancún, einst ein unscheinbares Fischerdorf, wurde zu einem der gefragtesten Urlaubsziele Mexikos. Und das geschah nicht durch Zufall.
Mexiko ist laut einer Auswertung der Welttourismusorganisation UN Tourism auf Platz sechs der meistbesuchten Länder weltweit. Im vergangenen Jahr machten 45 Millionen Menschen in dem mittelamerikanischen Land Urlaub.
Einer der beliebtesten Urlaubsorte in Mexiko ist Cancún. Bekannt ist die Stadt auf der Halbinsel Yucatán vor allem für seine karibischen Traumstrände und das Nachtleben. Selbst Promis zieht es nach Cancún. Doch was viele nicht wissen: Die Stadt wurde komplett künstlich erschaffen – mithilfe eines Computers.
In den 50er- und 60er-Jahren war Acapulco der beliebteste Urlaubsort in Mexiko. Besonders amerikanische Touristen zog es an die mexikanische Pazifikküste. Doch Ende der 60er-Jahre beschloss die mexikanische Regierung, zusammen mit einigen Privatinvestoren, einen touristischen Gegenpol zu Acapulco aufzubauen.
Per Computer zum perfekten Standort
Die Suche nach dem idealen Ort für das neue Tourismuszentrum war ebenso revolutionär wie die Idee an sich – denn sie erfolgte mithilfe eines Großrechners. Damals wurden mehrere potenzielle Standorte in Mexiko anhand von Kriterien wie Klima, Wasserqualität, Zugänglichkeit und Wachstumspotenzial analysiert. Die Wahl fiel schließlich auf ein kleines Fischerdorf namens Cancún.
Cancún war bis dahin von der Zivilisation weitestgehend unberührt geblieben. Das Gebiet bestand aus einer schmalen Insel, die durch eine Lagune vom Festland getrennt war. Die wenigen Bewohner lebten vom Fischfang. Straßen, Stromleitungen oder gar Hotels gab es keine.
Nichts an Cancún ist gewachsen – fast alles wurde entworfen. Der Masterplan sah eine klare Aufteilung vor: eine langgezogene Hotelzone entlang der Küste, abgetrennt vom eigentlichen Stadtgebiet. Hinzu kamen ein Flughafen, Straßen, Kläranlagen und Stromnetze – finanziert mithilfe internationaler Kredite und mexikanischer Staatsmittel. Der Architekt Agustín Landa Verdugo entwarf das Zonenmodell, das bis heute prägend ist.
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Infrastruktur aus dem Nichts
Die offizielle Erschließung begann am 23. Januar 1970. Zu diesem Zeitpunkt lebten auf der heutigen Hotelinsel genau drei Menschen: die Aufseher einer Kokosplantage im Besitz von Don José de Jesús Lima Gutiérrez, der selbst auf Isla Mujeres wohnte. Im nahegelegenen Fischerdorf Puerto Juárez, das zugleich als kleine Marinebasis diente, wohnten rund 117 Menschen.
Privatinvestoren zeigten sich zunächst skeptisch: Ein Tourismusprojekt mitten im Dschungel, ohne bestehende Infrastruktur, galt als hohes Risiko. Um den Anfang zu ermöglichen, übernahm der mexikanische Staat die Finanzierung der ersten neun Hotels. Den Anfang machte ein Hyatt-Hotel, das "Cancún Caribe". Das erste fertiggestellte Hotel war das "Playa Blanca", heute bekannt als "Temptation Resort".
Innerhalb weniger Jahre folgten Dutzende weitere Resorts, viele davon direkt am Strand. Parallel dazu entstand auf dem Festland eine komplett neue Stadt: mit Wohnvierteln, Schulen und Versorgungseinrichtungen für die wachsende Zahl an Arbeitskräften. Cancún war das erste sogenannte "Centro Integralmente Planeado" (ganzheitlich geplantes Zentrum), das die Tourismusbehörde des Landes realisierte – weitere wie Ixtapa und Los Cabos folgten.
Wo die Künstlichkeit spürbar bleibt
Auch heute ist Cancúns Ursprung spürbar: Die Hotelzone wirkt wie eine Welt für sich – durch breite Straßen, große Resorts und kaum sichtbare lokale Strukturen. Die meisten Hotelangestellten pendeln täglich aus dem Stadtzentrum, das fast zehn Kilometer entfernt liegt. Im Vergleich zu gewachsenen Städten wie Mérida oder Tulum fehlen Cancún eine historische Altstadt oder organisch gewachsene Viertel. Die Funktion als Touristenmagnet steht überall im Vordergrund.
- Yucatán Magazine: "How Mexico built Cancún from scratch" (englisch)
- Buenos Dias Mexico: "Cancún – Paradies mit weißem Sandstrand"
- Mexico Mio: "Strände in Mexiko"
- Wikipedia (englisch): "Cancún" (englisch)