"Glaserati" Diesen BMW fehlt das typische Erkennungsmerkmal

Ein BMW ohne typische Doppelniere ist eigentlich kaum vorstellbar. Doch in der Ära der "Glaserati" fielen einige Exemplare optisch stark aus der Reihe.
Seit mehr als 90 Jahren ziert beinahe jeden BMW neben dem blau-weißen Logo auch ein weiteres charakteristisches Merkmal: die sogenannte Doppelniere, der vertikal zweigeteilte Kühlergrill.
Moment – beinahe? Tatsächlich gab es eine Episode innerhalb dieser mehr als neun Jahrzehnte, in der manche Modelle nach unserem Verständnis nur schwer als BMW zu erkennen waren: 1967 übernahm BMW den Autobauer Glas aus Dingolfing, der in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Und die Modelle gleich dazu. Diese wurden jedoch nicht an das Markendesign angepasst, sondern unter dem Namen BMW-Glas noch für einige Jahre unter geändertem Logo weiterverkauft.
Darunter befand sich auch der Glas 2600 V8. Er wurde vom italienischen Designer Pietro Frua entworfen und aufgrund seiner Gestaltung in Anlehnung an Maserati gern als "Glaserati" bezeichnet. Statt des 2,6 Liter großen V8 kam unter der BMW-Führung ein Dreiliter-V8 – deshalb auch die Namensänderung von 2600 auf 3000. Die Höchstgeschwindigkeit lag in Kombination mit einem überarbeiteten Fahrwerk bei 200 km/h. Jedoch wurden nicht mehr als 418 Exemplare gebaut.
Auch die Limousine Glas 1700 wurde weiter gebaut – allerdings nicht für den deutschen Markt. Als 1800 SA und 2000 SA lief er mit BMW-Technik noch bis 1973 in Südafrika vom Band und war dort indirekter Vorfahre des 5ers.
Die Geschichte hinter der Doppelniere
Im Jahr 1933 war der BMW 303 eine doppelte Premiere: Erstmals in der Unternehmensgeschichte kam ein Sechszylinder zum Einsatz – und die kühlende Luft kam durch einen Grill, der durch einen Mittelsteg geteilt wurde. Das war grundsätzlich im Automobildesign nichts Neues, doch beim 303 waren die oberen und unteren Enden abgerundet, das Emblem wurde dadurch eingefasst.
Im Laufe der Jahre veränderte sich die Form der Doppelniere mehrfach: In den Fünfzigerjahren wurde sie flacher und schlanker, beim Modell 507 in die Breite gestreckt.
Ab den Modellen der "Neuen Klasse" in den Sechzigerjahren wurde die Doppelniere flankiert von horizontal angeordneten Kühlerelementen – das war typisch bis in die frühen Neunzigerjahre. Die kleinste Version der Doppelniere war beim M1 zu finden, ab den Neunzigerjahren wurde sie wie beim 3er flacher, aber nicht unbedingt viel breiter.
2011 wurden die Elemente optisch mit den Scheinwerfern verbunden. Später kamen noch breite, aber auch höhere und damit optisch auffälligere Interpretationen wie die Doppelnieren beim Oberklassemodell 7er hinzu.
- bmw.com: "BMW Niere: Markenzeichen im Wandel der Zeit"
- e12.de: "BMW Farbpalette (02A80L99)"
- bimmertoday.de: "BMW ohne Niere aus Dingolfing: Die fast vergessenen Glaserati"