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Klimawandel: Warum Wale Milliarden Euro für das Klima wert sind


Innovation der Evolution
Warum Wale Milliarden für das Klima wert sind


Aktualisiert am 11.11.2019Lesedauer: 3 Min.
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Buckelwal Megaptera novaeangliae verspielt dicht unter Meeresoberfläche Pazifik Rurutu FranzösVergrößern des Bildes
Ein Buckelwal unter der Wasseroberfläche des Pazifiks: Die großen Walarten nehmen massenhaft Kohlenstoff auf. Ihr Wert für das Klima wird auf 1,8 Millionen Euro geschätzt. (Quelle: imago-images-bilder)

Die Klimakrise ist real, und sie ist verdammt teuer für die Menschheit. All die Forschung, all die Innovationen kosten. Dabei schwimmt ein effektiver Emissionsspeicher im Meer herum – der Wal. Jedes Tier hat einen Millionenwert.

Das Leben eines Wals ist im Kampf gegen die Klimakrise etwa 1,8 Millionen Euro wert. Nein, nicht seine Haut oder der Tran. Sein Leben – und der natürliche Tod. Das haben Wirtschaftswissenschaftler des Internationalen Währungsfonds nun ausgerechnet.

Was hat das größte Säugetier der Welt mit dem Klima zu tun?

Vor allem die großen Walarten, etwa Barten- und Pottwale, lagern in ihren massiven Körpern voller Fett und Protein sowie in ihrem Skelett Kohlenstoff ein. Und zwar massenhaft. Wenn sie sterben, auf den Meeresboden sinken und dann Teil des Sediments werden, landet dort auch der eingelagerte Kohlenstoff. Und er bleibt dort und entweicht nicht in die Atmosphäre, wo er dem Klima schadet.

Außerdem dienen die Exkremente des Wals als eine Art Dünger für Phytoplankton. Die kleinen Algen betreiben Fotosynthese, bei der Kohlenstoff und Wasser zu Glucose und Sauerstoff umgewandelt werden. Außerdem sinken auch sterbende Algen auf den Meeresboden ab, der Kohlenstoff in ihnen wird ebenso im Sediment verschlossen. Wale wandern zudem durch die Weltmeere und befördern so Nährstoffe in nährstoffarme Gebiete, wo der Kreislauf dadurch ebenso stattfinden kann.

Wie errechnet sich der finanzielle Wert eines Meeressäugers?

Die IWF-Wissenschaftler um Ralph Chami gehen für ihre Rechnung davon aus, dass Wale etwa ein Prozent des Phytoplanktonwachstums fördern. Weiterhin besagen Studien, dass ein Wal bis zu seinem Tod – und darüber hinaus – etwa 33 Tonnen Kohlenstoff bindet. Diese Schätzwerte verrechnen sie mit dem aktuellen Kohlenstoffpreis. Daraus ergibt sich die Größenordnung von einem Wert von 1,8 Millionen Euro pro Wal. Die gesamte Population hat für das Klima demnach einen finanziellen Wert von mehr als 90 Milliarden Euro.

Kohlenstoffdioxid (CO2) besteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff und ist ein Treibhausgas. Als solches absorbiert es Wärmestrahlung, die vom Boden abgegeben wird und so nicht ins Weltall entweichen kann. Zwar ist der Anteil mit etwa 0,04 Prozent an der Luft nur relativ gering und auch andere Gase spielen eine Rolle für die Erwärmung des Klimas. Doch ist Kohlenstoffdioxid entscheidend. Deshalb ist die Reduzierung von CO2-Emissionen längst ein politisches Thema.

Wie wirkt sich der Rückgang der Walpopulation auf das Klima aus?

Derzeit wird die Population der großen Wale auf etwa 1,3 Millionen geschätzt. Eine Studie aus dem Jahr 2010 geht davon aus, dass die gesamten Bartenwalarten zusammen pro Jahr 30.000 Tonnen Kohlenstoff aufnehmen. Wären heute so viele Tiere in den Meeren unterwegs wie vor dem kommerziellen Walfang, läge der Kohlenstoffabbau nach Schätzungen der Forscher bei 160.000 Tonnen pro Jahr. Er wäre also fünf Mal höher.

Machen Wale bei der Senkung der Emissionen den Unterschied?

Auch wenn Wale eine beeindruckende Bilanz in der Bindung von Kohlenstoff vorweisen, ist der Artenschutz nur ein kleiner Faktor im Kampf gegen die Klimakrise. Zum Vergleich: Das Umweltbundesamt schätzt die Kohlenstoff-Emissionen der Bundesrepublik für das Jahr 2018 auf 866 Millionen Tonnen. Die gesamte Walpopulation der Erde kompensiert pro Jahr 30.000 Tonnen. Dennoch ist der Klimaschutz auch eine finanzielle Frage. Mit jedem Wal, der nicht kommerziell gefangen und ausgenommen wird, wird nach Meinung der Wirtschaftswissenschaftler Kohlenstoff im Millionenwert gebunden.

Werden die Ergebnisse der Wirtschaftswissenschaftler von Biologen bestätigt?

Die Studien, auf die sich die Rechnung der IWF-Wissenschaftler beziehen, geben Schätzwerte an. Es ist noch nicht klar, wie viel Kohlenstoff ein Wal genau aufnimmt. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen den Unterarten sowie zwischen den Individuen. Dazu kommt, dass nicht nachgewiesen ist, wie groß der Anteil der Wale am Phytoplanktonwachstum ist. Insofern handelt es sich auch bei der Rechnung nur um einen Idealtypus. Dennoch lässt die Herangehensweise und die logische Argumentation den Schluss zu, dass Wale, die nachweislich Kohlenstoff aufnehmen, einen finanziellen Wert für das Klima haben und Erforschung und Schutz der Weltbevölkerung zugute kommen.

Verwendete Quellen
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