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Angst vor Corona: Karibikkreuzfahrt der "Aida Diva" wird zur Odyssee


Kreuzfahrt-Odyssee wegen Coronavirus
"Eine Durchsage des Kapitäns – und die Hoffnung bricht zusammen"


Aktualisiert am 09.03.2020Lesedauer: 4 Min.
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Aida Perla: Als eines der modernsten Schiffe der Welt liegt das Kreuzfahrtschiff im Hafen von Aruba. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Aida Perla: Als eines der modernsten Schiffe der Welt liegt das Kreuzfahrtschiff im Hafen von Aruba. (Symbolbild) (Quelle: getty-images-bilder)

Es sollte eine traumhafte Karibikkreuzfahrt werden. Doch die Inselbehörden verbieten Crew und Gästen den Landgang – und das, obwohl niemand an COVID-19 erkrankt ist. Wie die Crew die Zustände an Bord erlebt.

Zwischen 2.500 und 5.000 Euro kostet die zweiwöchige karibische Traumreise mit der "Aida Diva". Die Gäste zahlen für die Aussicht auf weißen Sand, türkisfarbenes Meer und spannende Ausflüge. Normalerweise. Stattdessen gibt es nun: Routenänderungen, mehr Tage auf hoher See oder im Hafen – ohne von Bord gehen zu dürfen.

Aus Angst vor dem Coronavirus verweigern die Hafenbehörden vielerorts das Anlegen. "Wir haben wegen der behördlichen Weigerungen bisher zwei Seetage mehr bekommen", sagt ein Mitarbeiter auf der "Diva" am 5. März. Normal seien bei dieser Reise fünf. Durch zu hohen Wellengang kam noch einer dazu, sodass die zweiwöchige Reise aus acht Seetagen bestand. Crewmitglieder berichten von den Vorsichtsmaßnahmen – und warum diese aus ihrer Sicht unverhältnismäßig sind.

"Einige Gäste drehen komplett durch"

Eine Schlange vor der Rezeption. Ein Gast redet auf die Angestellte hinter dem Tresen ein. Er versteht nicht, warum das Schiff nicht anlegen kann, schließlich hat er für diese Reise und die Häfen bezahlt.

Ein Mitarbeiter erzählt t-online.de: "Einige Gäste waren wirklich wütend. Viele sind aber auch verständnisvoll, denn Aida könne ja nichts dafür." Tatsächlich kann der Kapitän der "Aida Diva" erst anlegen, wenn sein Schiff "freigegeben" wird. Die Hafenbehörde entscheidet, ob eine solche Freigabe erfolgt oder nicht.

Chaotische Kommunikation der Hafenbehörden

Ein kurzer Rückblick auf die "Aida Perla" Anfang Februar auf der Reise vom 31. Januar bist zum 13. Februar: In St. Lucia gaben die Behörden dem Schiff keine Freigabe, der Kapitän entschied sich daher, einen Alternativhafen anzusteuern. Auf dem Weg dorthin kam die Nachricht, das Schiff dürfe doch anlegen. Er kehrte um. Allerdings sollte er außerhalb des Hafens bleiben, weil die Gesundheitsbehörde erst die Verdachtsfälle überprüfen wolle, berichtete das Kreuzfahrtportal "Sea1".

Wie mittlerweile bekannt ist, bestätigten sich die Fälle nicht. Dennoch lag das Schiff lange außerhalb des Hafens, ohne dass die Behörden es freigaben oder ablehnten. Inzwischen gibt es, Stand 6. März, über 100.000 bestätigte Fälle weltweit, über 57.000 davon wurden geheilt.

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In der Dominikanischen Republik, durch deren Gewässer die "Aida Perla" und die "Aida Diva" aktuell kreuzen, wurde ein Fall bestätigt. Auf den Kreuzfahrtschiffen war dieser nicht. Die Folgen sind dennoch spürbar. Denn: Nicht anlegen zu können, bedeutet mehr Arbeit für die Mitarbeiter und schnell ein neues Programm für die Gäste auf die Beine stellen. Sie sollen sich nicht langweilen auf den beiden Schiffen. "Wir arbeiten den ganzen Tag, um die Gäste zu unterhalten", sagt ein Mitarbeiter t-online.de.

Die Arbeit der Gastgeber, so werden die Mitarbeiter der Gästebetreuung genannt, klingt einfach: den ganzen Tag spielen, Smalltalk halten und feiern. Doch auch die Spaßvögel unter der Crew brauchen mehr als nur zwei Stunden Zeit für sich. Beim Landgang dürfen auch die Mitarbeiter von Bord und sich eine Pause abseits der bis zu 3.300 Gäste und des Schiffslebens genehmigen. Diese Landgänge fallen nun für alle Beteiligten weg.

"Wir hoffen natürlich, dass wir anlegen. Und dann, kurz davor, kommt eine Durchsage des Kapitäns und die Hoffnung bricht zusammen", sagt der Mitarbeiter. Niemand wisse so recht, wann man anlegen dürfe und wann nicht. Was sind bei einem Hafen die Gründe, die bei einem anderen nicht gelten? Die Inseln wollen "auf Nummer sicher gehen", vermutet das Kreuzfahrtportal "Sea1".

Mitarbeiter beklagen unverhältnismäßige Maßnahmen

Die Sicherheitsmaßnahmen seien unverhältnismäßig, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin. Als sie vor einigen Monaten an Bord der "Aida Nova" arbeitete, brach ein Magen-Darm-Virus aus: leicht übertragbar, hochansteckend. Bis zu 200 Leute waren gleichzeitig krank. "Die Leute standen überall, im Fahrstuhl, im Restaurant, am Pool – und übergaben sich." Auf dem neusten Schiff der Flotte wurde alles Menschenmögliche getan, um die Krankheit einzudämmen. Und die Hafenbehörden? Die erlaubten die Einreise ohne Einschränkung.

Jetzt ist niemand an Bord krank, die Angst der Inselbehörden aber scheint groß. "Alle reden über Corona und Kreuzfahrten. Wir machen Witze darüber", sagt ein Crewmitglied. Weltweit werden nicht nur bei Aida, sondern auch bei anderen Flotten die Einreisesperren verhängt.

Der schlimmste Fall betraf das Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess". Das Schiff wurde am 5. Februar 2020 mit rund 3600 Passagieren und Crewmitgliedern für 14 Tage in Yokohama unter Quarantäne gestellt. Bis zum 3. März wurden 706 Passagiere mit dem Coronavirus infiziert, es gibt bislang sechs Todesfälle zu vermelden. In solchen stark betroffenen Fällen herrscht natürlich Verständnis für die strengen Maßnahmen. Bei Verdacht und Bestätigung solle das Schiff nicht anlegen – beides ist auf "Aida Perla" und "Aida Diva" momentan nicht der Fall. Aber niemand weiß, wie lange diese Odyssee noch andauern wird.

Hinweis der Redaktion: Bei der Bezeichnung des aktuell betroffenen Schiffes ist uns ein Fehler unterlaufen. Nicht die "Aida Perla", sondern die "Aida Diva" war zuletzt von den angesprochenen Problemen betroffen. Es wurden drei Seetag mehr eingelegt. Einer davon aufgrund von zu starkem Wellengang. Weiter werden Ausflüge von Aida erstattet, sollte ein Schiff nicht im Hafen anlegen dürfen. Der Kapitän der "Aida Diva" heißt Lars Rentsch, der der "Aida Perla" heißt Boris Becker.

Verwendete Quellen
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