Silvester-Krawalle: Polizei befragt Anwohner der High-Deck-Siedlung
Wer ist fΓΌr die Krawalle in der High-Deck-Siedlung an Silvester verantwortlich? Die Polizei hat sich vor Ort auf Spurensuche begeben.
Fast vier Wochen nachdem bei Ausschreitungen in der Silvesternacht in Berlin ein Reisebus angezΓΌndet wurde, hat die Polizei die Nachbarschaft nach Zeugen befragt. "Wir hoffen, dass vielleicht der ein oder andere doch noch Bild- oder Videodatenmaterial zuhause oder auf dem Handy hat", sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag.
Befragt wurden Anwohner in der sogenannten High-Deck-Siedlung an der Sonnenallee, wo der Bus brannte und die darΓΌberliegenden Wohnungen sichtlich beschΓ€digte. "Die Mitarbeitenden gehen in den HauseingΓ€ngen auf und ab, klingeln nahezu an jeder WohnungstΓΌr und verteilen Flyer", sagte der Polizeisprecher.
"Wusste, dass man irgendwann bei mir klingelt"
Auf den Flyern wird auf Deutsch, TΓΌrkisch und Arabisch um Hinweise, Bilder und Videos gebeten, die auf einem Internetportal der Polizei hochgeladen werden kΓΆnnen. FΓΌr diejenigen, die tagsΓΌber nicht zuhause waren, wurden auch Flyer in BriefkΓ€sten geworfen.
- Silvester-Eskalationen: Anwohner wollen wegziehen
Ein Anwohner zeigte ein Video, das er in der Nacht selbst aufgenommen hat, als der Bus brannte. "Ich wusste, dass man irgendwann bei mir klingelt und nach einem Video fragt", sagte der Mann. Er habe selbst beobachtet, wie drei junge MΓ€nner mit Silvesterraketen auf den Bus schossen, als das Feuer begann. "Sowas machen nur Jugendliche und keine Erwachsenen", sagte er.
Die Anwohner seien sehr freundlich, aber oft auch verhalten gegenΓΌber der Polizei, sagte ein Polizist. Viele regten sich selbst ΓΌber die Krawalle der Nacht auf, entweder weil ihre eigenen Autos beschΓ€digt wurden oder weil es auf die ganze Nachbarschaft zurΓΌckfalle. Die meisten hΓ€tten den brennenden Bus und die Aufregung drum herum beobachtet, mehr aber nicht.
Wie hilfreich diese Hinweise seien, werde erst die Auswertung ergeben, sagte der Polizeisprecher. Man wolle vor allem die Personen finden, die als erste auf den Bus schossen, bevor er dann in Flammen stand. VorΓΌbergehend hat die Polizei auch ihr Hinweisportal wieder aktiviert. Hinweise kΓΆnnen zudem unter der Nummer (030) 4664-912115 abgegeben werden.
126 konkrete Angriffe
In der Silvesternacht gab es in einigen Stadtteilen Berlins und weiteren StΓ€dten Ausschreitungen, bei denen Menschen verletzt wurden. Zudem gab es zahlreiche Angriffe auf Polizisten und Feuerwehrleute. In Berlin wurden 145 Menschen mit insgesamt 18 verschiedenen NationalitΓ€ten festgenommen, darunter zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene.
Im Zusammenhang mit Angriffen identifizierte die Polizei bis vor einigen Tagen 44 mutmaΓliche TΓ€ter, die allermeisten davon mΓ€nnliche Jugendliche oder junge MΓ€nner unter 25 Jahren. Insgesamt werde zu 126 konkreten Angriffen und entsprechenden Strafanzeigen in der Silvesternacht ermittelt.
- Nachrichtenagentur dpa
- berlin.de: Mitteilung der Polizei vom 26. Januar 2023