t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalBerlin

Berlin: Polizei suchte nach Kindern, obwohl sie schon gefunden wurden


Kommunikationschaos in Berlin
Polizei suchte nach Kindern, obwohl sie schon gefunden waren

  • Nils Heidemann
Von Nils Heidemann

31.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Ein Hubschrauber der Polizei (Archivbild): In Berlin suchte die Polizei nach zwei Kindern. Doch die waren tags zuvor schon wieder aufgetaucht.Vergrößern des Bildes
Ein Hubschrauber der Polizei (Archivbild): In Berlin suchte die Polizei nach zwei Kindern. Doch die waren tags zuvor schon wieder aufgetaucht. (Quelle: Stefan Zeitz/imago images)

In Berlin wurden zwei Kinder von der Polizei gesucht, ein Hubschrauber flog durch die Luft. Blöd nur: Die Jungen waren bereits längst wieder aufgetaucht.

Am Samstagabend (26. August) kreiste bei Einbruch der Dunkelheit ein Polizeihubschrauber über Berlin-Spandau. Die Beamten suchten nach zwei fünfjährigen Kindern, die kurz zuvor aus einer Gemeinschaftsunterkunft verschwunden waren – zunächst ohne Erfolg.

Am Sonntagmittag veröffentlichte die Polizei Berlin dann eine Fahndung nach den Jungen, inklusive Fotos von den beiden. Zuletzt seien sie am Samstag gegen 15 Uhr am Magistratsweg Ecke Brunsbütteler Damm gesehen worden, hieß es in einer Pressemitteilung. Seitdem seien sie "unbekannten Aufenthaltes". Das dachte zumindest die Polizei.

Hubschrauber flog, obwohl Kinder schon gefunden worden waren

Um 12.49 Uhr am Sonntag twitterte die Polizei von der Suche, eine knappe Stunde später, um 13.46 Uhr, nochmals auf Englisch. Eine weitere Stunde später, um 14.47 Uhr, dann die Wendung: Die Polizei erklärte, man habe die Kinder gefunden. Sie seien "wohlbehalten beim Kindernotdienst abgegeben" worden. Wer sie dort abgeliefert hatte, war zunächst nicht bekannt. Die Polizei beendete die Fahndung.

Nach t-online-Informationen stellt sich heraus: Die Kinder waren bereits am späten Samstagnachmittag gefunden worden – noch bevor der Hubschrauber in die Luft ging und die Fahndung herausgegeben wurde. Wie ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage bestätigt, war es die Bundespolizei, die die Jungen aufgegriffen hatte.

Jungen am Hauptbahnhof aufgegriffen

Man habe Hinweise erhalten, dass sich zwei kleine Kinder in einer S-Bahn der Linie 9 von Spandau stadteinwärts befänden. "Am Berliner Hauptbahnhof nahmen die Einsatzkräfte die beiden Kinder in Gewahrsam", so der Sprecher der Bundespolizei. Anschließend habe man sie zum Kindernotdienst gebracht, da man die Erziehungsberechtigten nicht ausfindig machen konnte. Zu diesem Zeitpunkt habe es noch keine Fahndung der Polizei gegeben, so der Sprecher der Bundespolizei weiter.

Trotzdem habe es einen Austausch mit der Behörde gegeben. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage, informiert worden zu sein. Die Bundespolizei habe gegen 17 Uhr den für den Bahnhof Spandau zuständigen Polizeiabschnitt kontaktiert. Doch warum kam es trotzdem zur großangelegten Fahndung? Das Problem liegt offenbar in der internen Kommunikationsstruktur der Behörde.

"Dringende Eilbedürftigkeit"

Klar ist: Die Eltern meldeten ihre fünfjährigen Söhne erst am Samstag um 19.36 Uhr als vermisst – rund zweieinhalb Stunden, nachdem sie am Hauptbahnhof aufgegriffen und dem Kindernotdienst übergeben worden waren. Die Polizei wusste nach eigenen Angaben zu diesem Zeitpunkt nicht, wo sich die Jungen befinden. Die Informationen des Abschnitts Spandau kamen offenbar nicht rechtzeitig an der richtigen Stelle an.

Grundsätzlich zähle zu den vielen Maßnahmen, die im Vorfeld einer Öffentlichkeitsfahndung gehören, auch, dass unter anderem der Kinder- und Jugendnotdienst in Berlin angerufen werde. Dies geschah in diesem Fall nicht. "Die gängigen Systemanfragen zu aufgegriffenen hilflosen Personen und Anfragen in nahegelegenen Krankenhäusern verliefen ohne Erfolg", teilt die Polizei lediglich mit.

Polizei leitet Auswertung ein

Ansonsten habe in diesem Fall eine "dringende Eilbedürftigkeit" bestanden, die Jungen sollten schnell gefunden werden. Daher begann mit dem Einverständnis der Eltern eine "umfangreiche polizeiliche Absuche mit allen sofort verfügbaren Kräften", so die Polizei, "da die im Vorfeld getroffenen polizeilichen Maßnahmen ohne Erfolg verliefen". Weshalb die Information aus Spandau nicht rechtzeitig bei den zuständigen Dienststellen ankam, soll nun ausgewertet werden.

Man wolle die "(Zeit-)abläufe und die behördenübergreifende Informationssteuerung" prüfen, "um mögliche Optimierungspotenziale zu identifizieren und künftig umzusetzen". Auch bei der Bundespolizei werde der Fall nachbereitet, heißt es auf Nachfrage.

Das Wichtigste sei, so die Polizei, dass die Kinder "in behördlicher Obhut und nicht mehr in Gefahr waren, bevor sie von den Eltern vermisst gemeldet wurden und dass sie wohlbehalten an ihre Eltern übergeben werden konnten".

Verwendete Quellen
  • Telefonate mit der Berliner Polizei und Bundespolizei
  • Anfragen an die Berliner Polizei und Bundespolizei
  • berlin.de: Pressemitteilung vom 27. August 2023
  • twitter.com: Tweets der Polizei Berlin vom 27. August 2023
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website