Muslimischer Fastenmonat Berliner Bezirk ist offen für Ramadan-Straßenbeleuchtung
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Muslime fasten während des Ramadans von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. In Frankfurt wird darauf mit einer Beleuchtung hingewiesen. Ist Ähnliches in Berlin geplant?
Der Bezirk Berlin-Mitte zeigt sich offen für eine zukünftige Ramadan-Straßenbeleuchtung wie in Frankfurt. Das teilte die Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Bündnis90/Die Grünen) auf Nachfrage von t-online mit.
In der Mainmetropole lesen die Bürger neuerdings "Happy Ramadan" über einer belebten Einkaufsstraße. Funkelnde Halbmonde und leuchtende Sterne umgeben den Schriftzug, der auf den muslimischen Fastenmonat hinweist. Dieser beginnt am 10. März und endet am 9. April.
"Gerade für eine weltoffene Stadt wie Berlin..."
Frankfurt ist wohl die deutschlandweit erste Stadt, die einen öffentlichen Platz während des Fastenmonats mit Lichterketten schmückt. Die Anschaffungskosten für die dortige Beleuchtung gab ein Sprecher der Frankfurter Bürgermeisterin mit 75.000 Euro an. Vorbild ist die Stadt London, die die Ramadan-Lichterkette das erste Mal 2023 am Piccadilly Circus aufgehängt hat.
In Berlin-Mitte stößt die Aktion auf Zuspruch. "Als Bürgermeisterin für einen Bezirk mit vielen muslimischen Menschen könnte ich mir eine Beleuchtung zu Ramadan ähnlich wie in London und nun Frankfurt sehr gut vorstellen", so Remlinger. Eine entsprechende Idee sei bisher aber weder diskutiert noch geplant. Die Sichtbarkeit und Einbindung von Muslimen in der Öffentlichkeit sei ein wichtiger Beitrag gegen Ausgrenzung und Diskriminierung, sagt die 53-Jährige. "Gerade für eine weltoffene Stadt wie Berlin und einen diversen Bezirk wie Berlin-Mitte sollte das selbstverständlich werden".
Die Integrationsbeauftragte von Berlin, Katarina Niewiedzial, argumentiert auf Nachfrage ebenfalls mit Berlin als internationale und diverse Migrationsgesellschaft. Aus diesem Grund sei Berlin für Anregungen und Initiativen der Stadtgesellschaft offen – vergleichbar mit denen zum Chanukka- oder Weihnachtsfest. "Dies gilt selbstverständlich auch für solche der muslimischen Community", so Niewiedzial.
Andere Bezirke sind auf Anfrage zurückhaltender. "In Friedrichshain-Kreuzberg gibt es keine Haupteinkaufsstraße, die zu Anlässen festlich beleuchtet werden kann", so ein Sprecher zu t-online. Eine solche Initiative sei dort bisher nicht geplant. Am Mehringplatz lade der Bezirk aber zu einem gemeinsamen Fastenbrechen am 9. April ein.
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Selbiges plant auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg als "Zeichen der Wertschätzung und des Miteinanders". Eine Straßenbeleuchtung werde es hier nicht geben. Der Bezirk Reinickendorf teilt mit, es werde dort künftig nicht nur an christlichen, sondern auch an muslimischen und jüdischen Feiertagen ein Banner mit Glückwünschen am Rathausgebäude geben.
"Wunderbares Zeichen"
Das Deutsche Muslimische Zentrum in Berlin sieht in der Ramadan-Straßenbeleuchtung "ein wunderbares Zeichen für das Leben in einer Stadt, in der es kleine und große Minderheiten gibt". In Zeiten, in denen es Polarisierung gebe und Angriffe auf Muslime verübt würden, sei dies ein starkes Statement.
In Berlin leben laut Schätzungen rund 250.000 bis 300.000 Muslime. Insgesamt praktizieren die Menschen in der Hauptstadt circa 250 verschiedene Religionen, wie der Senat für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt auf seiner Website schreibt. Nach evangelischen und katholischen Menschen bilden Muslime demnach die drittgrößte Glaubensgruppe.
- Anfragen an die Bezirke Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf
- Anfrage an das Deutsche Muslimische Zentrum in Berlin
- Anfrage an die Integrationsbeauftragte von Berlin
- berlin.de: Informationen zu Religion und Weltanschauung in Berlin
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa