"Schutzgebiete geopfert" Windräder in Berlin: Naturschützer protestieren
Berlin muss mehr Flächen für Windenergie ausweisen. Der Senat hat nun acht mögliche Standorte definiert – das sorgt bei Naturschützern für Aufregung.
Der Berliner Senat hat acht mögliche Standorte für den Bau von Windkraftanlagen festgelegt. Dafür sollen die Flächennutzungspläne geändert werden, teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Berliner Amtsblatt am vergangenen Freitag (30. Mai) mit.
Drei der geplanten Standorte befinden sich im Bezirk Pankow, zwei im Grunewald und je einer in Treptow-Köpenick, Spandau und Reinickendorf. Insgesamt umfassen die Flächen 446 Hektar. Eine konkrete Bauentscheidung steht jedoch noch aus.
NABU: Gewerbegebiete statt "ökologisch sensible Gebiete"
Der Naturschutzbund Berlin (NABU) kritisiert die Entscheidung scharf. Laut einer Pressemitteilung des Verbands sind auch "ökologisch besonders sensible Gebiete wie der Grunewald, die Gatower Rieselfelder oder die Jungfernheide betroffen". Der NABU fordert stattdessen, Gewerbegebiete für Windenergie freizugeben. Stattdessen würden "Schutzgebiete geopfert", hieß es weiter.
Grundsätzlich unterstütze der NABU den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen, "nicht jedoch zulasten bedrohter Arten und geschützter Lebensräume". Windenergieanlagen hätten erhebliche Auswirkungen auf die Tierwelt. Zu den Leidtragenden gehören demnach Greifvögel wie Mäusebussard und Seeadler sowie Fledermäuse.
Bis 2032: 0,5 Prozent der Landesfläche für Windkraft
Hintergrund der Senatspläne ist die gesetzliche Verpflichtung Berlins, bis Ende 2027 0,25 Prozent und bis 2032 0,5 Prozent seiner Landesfläche für Windkraft auszuweisen. Dies entspricht etwa der Größe des ehemaligen Flughafens Tegel.
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sieht die Flächenauswahl kritisch. "Der Senat hat es versäumt, Industrieflächen, Verkehrsknoten und Bahnflächen in den Blick zu nehmen", sagte Sprecher Nicolas Sustr gegenüber dem RBB. Dort seien die naturschutzrechtlichen Fragen "potenziell geringer".
Bausenator Christian Gaebler (SPD) betonte im RBB-Interview, dass es sich aktuell nur um eine Grobplanung handle. "Der Flächennutzungsplan weist Möglichkeiten aus", so Gaebler. Konkrete Standortentscheidungen für einzelne Windräder seien damit noch nicht getroffen.
Bürger können bald Stellung beziehen
Vom 10. Juni bis 11. Juli können Bürger zu den geplanten Standorten Stellung beziehen. Die endgültige Entscheidung über die Flächen soll laut Gaebler voraussichtlich im kommenden Jahr fallen. Dabei müsse sich Berlin an die Fristen des bundesweiten Wind-an-Land-Gesetzes halten.
Derzeit gibt es in Berlin acht Windräder. Ob an den neuen Standorten große Anlagen mit bis zu 230 Metern oder kleinere bis 150 Meter Höhe entstehen sollen, ist noch offen. Die Senatsverwaltung prüft nun die weiteren Schritte im Planungsverfahren.
- berlin.nabu.de: Mitteilung des NABU vom 5. Juni 2025
- berlin.de: Amtsblatt für Berlin vom 30. Mai 2025