21 Stunden in der Schlange stehen Labubu-Store öffnet: "Mein Herz pumpt die ganze Zeit"

In Berlin eröffnet am Freitag das deutschlandweit erste Labubu-Geschäft. Der Andrang für die bunten Plüschfiguren ist riesig. Die Fans warten im Regen – und das für mehrere Stunden.
Um 9.45 Uhr reicht die Schlange vom Seiteneingang bis zum Haupteingang des Alexa. Die Menschen halten Regenschirme in der Hand, manche von ihnen haben es sich in Campingstühlen bequem gemacht. In 15 Minuten soll das Einkaufszentrum am Alexanderplatz in Berlin öffnen. Um kurz vor 10 Uhr fährt ein Transporter an dem Gebäude vorbei. "Labubuuuuu", brüllt ein Mann aus dem Fahrzeug und lacht.
Genau dafür sind die Menschen heute hier: die Plüschtiere mit großen Kulleraugen, spitzen Zähnen und einem bösen Grinsen. Um die Labubus ist ein weltweiter Hype entstanden. Die Fellmonster sind niedlich und hässlich zugleich. Befeuert wird der Trend von etlichen Influencerinnen und Influencern auf TikTok und Instagram, die sich beim Auspacken der Überraschungsboxen filmen. Das ist das Besondere: Die Käufer wissen häufig nicht, was sie genau bekommen.
Riesen-Hype: Fans warten 21 Stunden in der Schlange
Der chinesische Hersteller und Händler der Figuren, Pop Mart, eröffnet am Freitag sein erstes Geschäft in Deutschland. Das Einkaufszentrum hatte sich schon Wochen vorher auf einen enormen Andrang eingestellt: "Der Hype ist gelandet", hieß es in einer Ankündigung.
Ganz vorn in der Schlange stehen der 41-jährige Markus und sein zehnjähriger Sohn Etienne. Seit 13 Uhr am Donnerstag sind sie hier, haben also 21 Stunden draußen verbracht. Im Gepäck haben sie Stühle, etwas Campingequipment und Regenschirme.
"Mein Sohn hat sich an die Tür geklammert"
Der 41-Jährige sagt, er habe bis gestern nicht gewusst, was Labubus sind. Sein Sohn habe ihn darauf hingewiesen, dass Pop Mart ein Geschäft im Alexa öffne. Zusammen hätten sie sich die Lage vor Ort anschauen wollen. Sie hätten dann gesehen, dass noch niemand vor Ort war. "Mein Sohn hat sich an die Tür geklammert und gesagt: Ich verlasse den Platz hier nicht mehr", so der Vater.
Dem zehnjährigen Etienne ist die Nervosität anzumerken. "Ich bin richtig aufgeregt, mein Herz pumpt die ganze Zeit", sagt er. Er habe vor zwei bis drei Monaten zum ersten Mal von den Figuren erfahren – in der Schule und über TikTok.
Als um 10 Uhr die Türen zum Alexa öffnen, steigt die Spannung merklich. Fans der Plüschtiere geben an, eine Ankunftsliste erstellt zu haben, um einen geordneten und fairen Eintritt zu gewährleisten. Die Security-Mitarbeiter können damit aber offenbar nichts anfangen.
Sie lassen die Menschen in Grüppchen in das Einkaufszentrum und geben jedem ein Band. Dieses berechtigt die Fans, in das Pop-Mart-Geschäft zu gehen. Doch zunächst müssen sie sich im Einkaufszentrum in einer weiteren Schlange anstellen.
Fans zu Labubus: "Es ist wie eine Casino-Sucht"
Dort steht bereits der 29-jährige Özgun. Er ist seit Mitternacht in der Warteschlange und gibt an, seine Labubu-Sammlung erweitern zu wollen. Er sei Fan von den bunten Wesen, die ihn an die Monchhichi-Figuren aus seiner Kindheit erinnern. Vor Kurzem habe er einen TikTok-Kanal gegründet, auf dem er die Überraschungsboxen auspackt.
Viele Fans schaffen es seiner Meinung nach nicht, sich Labubu-Boxen zu holen. Zu limitiert seien die Figuren. Daher würden sich viele, insbesondere junge Menschen, in den sozialen Medien Videos davon anschauen – um ein Teil des Ganzen zu sein und die Spannung nachvollziehen zu können. Die Exklusivität der Produkte sei verantwortlich für den Hype, meint er.
- Mehr zu dem Labubu-Hype: Ausverkauf mit Ansage
"Es ist wie eine Casino-Sucht. Man kann damit nur schwer aufhören", so der 29-Jährige. "Wenn man sich Boxen holt und nicht seine Lieblingsfarbe bekommen hat, will man so lange sammeln, bis man sie hat." Er gebe allerdings sein Bestes, dieser Sucht nicht komplett zu verfallen.
Im Geschäft angekommen, geht es für die Sammler darum, die begehrten Pakete und Figuren zu ergattern. Journalisten können zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in das Geschäft. Doch Menschen, die mit glücklichen Gesichtern herauskommen, geben einen Eindruck vom Ladenbesuch.
"Es war chaotisch, es war sehr warm, aber es hat sich alles gelohnt", sagt Cynthia Schlater aus dem sächsischen Riesa. Sie habe zuvor 14 Stunden in der Schlange gestanden. "Ich war im Laden komplett überfordert, weil ich Angst hatte, nichts zu bekommen."
Fans erfolgreich: "Das Gefühl ist unbeschreiblich"
Doch die kurzzeitige Überforderung habe sich gelohnt. "Jetzt, wenn der Stress abfällt, beginnt der Spaß", sagt die 25-Jährige. "Das Gefühl ist unbeschreiblich gerade."
Vor dem Pop-Mart-Store zeigt sie, was sie im Geschäft ergattern konnte. Für 500 Euro habe sie zwei große Labubu-Figuren gekauft. Viel Geld, das scheint auch Schlater zu wissen. Aber sie versucht, einzuordnen: "Girl Math", sagt sie. Der Begriff ist ein Internetphänomen, bei dem hohe Ausgaben mit kuriosen und kreativen Begründungen gerechtfertigt werden.
Demnach habe sie vor, die Plüschtiere an ihre späteren Kinder zu vererben. Geteilt durch mehrere Personen sei der Betrag gar nicht so hoch, so die Argumentation.
Plüschtiere werden zu horrenden Preisen angeboten
Ob die Labubu-Figuren in Zukunft aber wirklich noch so viel Geld wert sind, ist fraglich. Zum heutigen Zeitpunkt allerdings werden die Plüschtiere teils für horrende Preise im Internet angeboten.
Solche Überlegungen scheinen den meisten Fans am Freitagmorgen egal zu sein. Sie freuen sich darüber, eine oder mehrere der beliebten Figuren bekommen zu haben.
Um kurz nach 10.30 Uhr kommen auch der zehnjährige Etienne und sein 41-jähriger Vater mit mehreren Tüten aus dem Laden. Sie ballen die Fäuste, grinsen bis über beide Ohren: "Wir fühlen uns, als hätte Hertha soeben die Champions League gewonnen."
- Reporter vor Ort
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa