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Corona-Impfpassfälscher: So jagt die Polizei die Betrüger – Tausende Fälle


Tausende Fälle
So jagt die deutsche Polizei Impfpassfälscher

Von Jannik Läkamp

Aktualisiert am 06.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein Stapel Impfpässe und ein Berliner Polizist (Symbolbild): Viele Hinweise stammen aus der Bevölkerung, von Ärzten oder Apothekern.Vergrößern des Bildes
Ein Stapel Impfpässe und ein Berliner Polizist (Symbolbild): Viele Hinweise stammen aus der Bevölkerung, von Ärzten oder Apothekern. (Quelle: Hardt/Alexander/imago-images-bilder)

Wenn die Polizei vor zwei Jahren gelben Scheinen nachjagte, handelte es sich vermutlich um gefälschte 200-Euro-Noten. Doch heutzutage liegt ein anderes Gelb im Fokus: falsche Impfpässe.

Als Ungeimpfter hat man es nicht leicht dieser Tage. Fast alle Bundesländer haben 2G-Regeln erlassen, nur Geimpfte und Genesene können Bars, Restaurants oder Kinos besuchen. Vielerorts gelten besonders strenge Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte. Um sowohl den Einschränkungen als auch der Spritze zu entgehen, greifen manche Impfunwillige auf kriminelle Mittel zurück – und besorgen sich ein unechtes Impfdokument. Doch die Polizei ist den illegalen Dokumenten auf der Spur.

Immer wieder seit Beginn der Pandemie hat die Polizei Fälscher von Impfnachweisen erwischt. Mal im kleinen, mal im großen Stil. Die nachgemachten Urkunden haben Hochkonjunktur. Wie arbeiten die Beamten im Kampf gegen die Impf-Schwindler und Fälscher? t-online hat nachgefragt.

In Berlin werden alle Fälle im Zusammenhang mit gefälschten Impfausweisen oder falschen Impfzertifikaten vom Landeskriminalamt (LKA) bearbeitet. Zuständig ist eine Abteilung mit dem passenden Namen "besondere Betrugsphänomene und Dokumentenkriminalität". Insgesamt knapp 1.400 solcher Delikte verzeichnete die Abteilung bis Ende letzten Jahres, sagt eine Sprecherin der Berliner Polizei. Die Bearbeitung der Anzeigen sei unterschiedlich weit fortgeschritten, ließ der Senat auf eine Anfrage der Linken verlauten. Anfang November waren im LKA erst 169 Anzeigen eingegangen.

Impfbetrüger in Berlin: Hinweise von Apothekern, Ärzten und Privatpersonen

Auf die meisten Delinquenten würden die Beamten aus der Bevölkerung hingewiesen. "Häufig bekommen wir Hinweise von Apotheken, wenn ihnen Unstimmigkeiten bei der Digitalisierung von Impfnachweisen auffallen", so die Sprecherin. Oft seien das falsche Chargennummern. Auch Ärzte sollen zu den Topinformanten der Berliner Polizei gehören, wenn sie bemerken, "dass ihre Stempel ohne ihre Einwilligung benutzt oder sogar gefälscht wurden".

Hinweise von Privatpersonen, die vorgetäuschte Impfungen im Kollegen- oder Bekanntenkreis auffliegen lassen, häuften sich ebenfalls. Ob die Polizei auch selbst ermittelt, beispielsweise in einschlägigen Messenger-Gruppen, konnte die Polizeisprecherin weder bestätigen noch dementieren.

"Die Zahlen sind in den vergangenen Wochen gestiegen", erklärte die Sprecherin. "Warum und in welchem Ausmaß können wir aber noch nicht sagen." Trotz des Anstiegs spricht die Berliner Polizei noch nicht von organisiertem Handel. Die meisten Täter seien Einzelpersonen, die ihre Fälschungen auf Internetplattformen und Messenger-Diensten wie Telegram oder Ebay-Kleinanzeigen anbieten. Die Preise für die falschen Impfnachweise schwanken in Berlin laut den Ermittlern stark. Sie lägen zwischen 50 und 350 Euro, "wobei digitale Impfnachweise in der Regel teurer sind", erklärte die Sprecherin.

Hunderte Fälle in Köln und Leverkusen: "Stempel" ermittelt

Die Polizei in Köln hat für die Jagd auf Impfbetrüger eine eigene Ermittlungsgruppe (EG) eingerichtet. Sie ist auch für Leverkusen zuständig. Die EG mit dem bildhaften Namen "Stempel" kümmert sich fast seit Pandemiebeginn um alle Delikte im Zusammenhang mit falschen Impfpässen, erklärte die Polizei t-online. "Wir wollen die Ermittlungen zusammenführen, um Tatzusammenhänge schneller zu erkennen", sagte die Kommissionsleiterin Nicole Gentner dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Die Ermittlungsgruppe hat die Möglichkeit, Durchsuchungen anzuordnen. Wie genau die Fahndung abläuft, wollte die Polizei allerdings aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht mitteilen. Insgesamt hat die EG bis Ende letzten Jahres in Köln und Leverkusen rund 400 Vorgänge bearbeitet. Etwa die Hälfte davon betraf die Herstellung und den Besitz gefälschter Impfausweise. Bei den restlichen Fällen handelte es sich um das Fälschen von Gesundheitszeugnissen und das unbefugte Ausstellen amtlicher Dokumente.

Auch in Hamburg wurde kürzlich eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet, wie die Polizei der Hansestadt mitteilte. Ihr Auftrag: Zusammenhänge zwischen den bekannt gewordenen Fällen zu erkennen und kriminelle Strukturen im Hintergrund zu beleuchten. Bis kurz vor Weihnachten bearbeitete die Gruppe etwa 720 Fälle. Die Zahl der entdeckten Fälschungen dürfte dabei aber wesentlich höher liegen, da die Anzahl der sichergestellten Impfpässe pro Fall nicht erfasst wurde.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit der Berliner Polizei
  • Anfragen bei der Polizei Hamburg und München
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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