Forscher: Immer weniger Schmetterlinge
In heimischen Landschaften sind immer weniger Schmetterlinge unterwegs. Die Zahl der Arten wie auch die Zahl der Tiere vieler noch vorhandener Arten nimmt weiter ab, wie Insektenforscher der Zoologischen Staatssammlung Mรผnchen (SNSB-ZSM) und der Mรผnchner Entomologischen Gesellschaft (MEG) am Dienstag berichteten. Nach den von ihnen verรถffentlichten Daten wurden von 3307 bekannten Arten in Bayern aktuell noch 3258 nachgewiesen.
Zwar seien 111 verschollen geglaubte Arten in Bayern wiederentdeckt worden. Insgesamt seien die Artenzahlen aber unverรคndert rรผcklรคufig. "Die weit รผberwiegende Mehrzahl dieser Fรคlle ist das Resultat gezielter Nachsuchen, nicht von Bestandserholungen oder aktiver Ausbreitung", sagte Seniorautor Andreas Segerer. "Tatsรคchlich handelt es sich bei den meisten Wiederentdeckungen nur um Einzelfunde von Arten, deren Bestand um die Nachweisgrenze schwankt."
Zu den รberraschungen zรคhlt den Wissenschaftlern zufolge die Entdeckung des Kleinschmetterlings "Aproaerema cinctelloides" im Donautal, der bisher von der Insel Korsika bekannt war.
Schmetterlinge (Lepidoptera) sind den Angaben zufolge die viertgrรถรte Tiergruppe der Welt und wichtige Bioindikatoren. Schon 2016 zeigte eine Checkliste rund 13 Prozent Arten-Verluste fรผr bayerische Schmetterlinge und eine signifikante Abnahme von Populationsstรคrken vieler noch vorhandener Arten. Die neue Studie erlaube den bisher schรคrfsten Blick auf den Artenbestand bayerischer Schmetterlinge und die Verรคnderungen รผber 200 Jahre, sagte Segerer, der stellvertretender Direktor der Zoologischen Staatssammlung ist.
Die hรถchste Artenvielfalt gibt es demnach in abgelegenen Regionen, die gegen den Eintrag von Chemikalien abgeschirmt sind, etwa groรrรคumige Schutzgebiete und Standorte wie Truppenรผbungsplรคtze und Steinbrรผche.
Auf offener Flur seien die Artenverluste am hรถchsten. Im landwirtschaftlich intensiv genutzten Hรผgelland sรผdlich der Donau habe sich das Artensterben schon um Mitte des 20. Jahrhunderts gezeigt. In den Magerrasen Nordwestbayerns beschleunigte sich der Artenrรผckgang in den vergangenen Jahrzehnten massiv, was die Autoren vor allem auf die Klimaerwรคrmung und eine zunehmende Belastung durch dรผngewirksame Stoffe und verdriftende Pestizide zurรผckfรผhren. Gรผnstiger sei die Lage der Alpenschmetterlinge, fรผr die es landschaftsbedingt am meisten Rรผckzugsrรคume gibt.