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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nun drohen hohe Strafen Rattenplage am Hermannplatz: Bezirk greift durch

Am Hermannplatz in Berlin gibt es viele Ratten – weil das Nahrungsangebot so groß ist. Mit welchen drastischen Strafen der Bezirk Neukölln nun reagiert.
Der Hermannplatz in Berlin-Neukölln hat ein großes Rattenproblem. Das Ordnungsamt des Bezirks hat dort zahlreiche Nager sowie Rattenlöcher festgestellt. Zudem gibt es viele Beschwerden und Meldungen von Anwohnenden. Damit soll jetzt Schluss sein: Seit Dienstag (1. Juli) gilt am Hermannplatz eine Allgemeinverfügung, durch die Ratten ferngehalten werden sollen.
So soll laut Bezirk an dem stark frequentierten Platz die "konkrete Gefahr" der Übertragung von Krankheitserregern von Ratten auf Menschen eingeschränkt werden. Die in Berlin verbreiteten Wanderratten könnten mehr als 100 Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen, heißt es. Darunter zählten etwa Hepatitis, Tuberkulose, Tollwut, Fleckfieber, Salmonellen und Typhus.
Essen vom Wochenmarkt liegt am Hermannplatz herum
Das Füttern der Nager sowie das Auslegen von Lebensmitteln sind demnach ab sofort untersagt. Abfälle sind den Angaben zufolge unverzüglich so zu beseitigen, dass sie für Ratten nicht zugänglich sind. Lebensmittel müssen zudem so gelagert werden, dass Ratten nicht an sie herankommen, heißt es in dem Schreiben. Zudem dürfen Vögel und andere Tiere laut Bezirk nur so gefüttert werden, dass kein Futter für die Ratten auf den Boden fällt.
Das Problem: Von montags bis freitags findet auf der Mittelinsel vom Hermannplatz ein Markt mit zahlreichen Ständen statt. Hier werden verschiedene Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse oder Backwaren angeboten und verarbeitet. Häufig finden Essensreste nicht den Weg in die Mülleimer, sondern werden etwa davor oder auf den Grünflächen am Platz liegengelassen.
Ein Ortsbesuch am Montagnachmittag (30. Juni) – einen Tag vor Einführung der Regeln –zeigt, dass es am Hermannplatz zwar keine großen Müllberge gibt. Dennoch liegen insbesondere am Rande der Mittelinsel viele Lebensmittel auf dem Boden. Die Stände der Marktbetreiber sind zudem nur teilweise mit Mülleimern ausgestattet.
Neben der allgemeinen Unachtsamkeit mit Müll und Speiseresten werden laut Bezirksstadtrat Hannes Rehfeldt (CDU) auch gezielt Futtermittel ausgelegt. Der für Soziales und Gesundheit in Neukölln zuständige Politiker sagt auf Nachfrage: "Gerade solche Verhaltensweisen sind mit entscheidend für das bisherige Scheitern aller Versuche, die Rattenpopulation auf dem Hermannplatz wirksam zu reduzieren."
Plakate sollen Passanten am Hermannplatz sensibilisieren
In der Vergangenheit hatte die Verwaltung nach eigenen Angaben bereits regelmäßig Giftköder gegen die steigende Anzahl der Nager ausgelegt – ohne Erfolg.
Daher gibt es am Hermannplatz jetzt begleitend eine Plakatkampagne mit dem Titel "Füttere keine Ratten". Passanten sollen so auf Deutsch, Englisch und Türkisch auf geltende Regeln und die verantwortungsvolle Müllentsorgung aufmerksam gemacht werden. Zusätzliche Reinigungen soll es laut Rehfeldt nicht geben.
Ein Verstoß kann laut Bezirk mit einer Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Das Ordnungsamt Neukölln werde zusammen mit den Kollegen aus Friedrichshain-Kreuzberg verstärkt Kontrollen durchführen.
Ergänzend werde das Land Berlin weitere bauliche Maßnahmen auf dem Hermannplatz prüfen, um Nistmöglichkeiten für die Ratten zu beseitigen.
- Reporter vor Ort
- Anfrage an den Bezirk Neukölln
- berlin.de: Pressemitteilung des Bezirks Neukölln vom 26. Juni 2025
- berlin.de: "Allgemeinverfügung Ratten" vom Bezirk Neukölln