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600 Einsätze: Orkantief "Ylenia" beschädigt Gebäude der Berliner Charité


Dach herabgestürzt
Orkantief "Ylenia" beschädigt Gebäude der Berliner Charité

Von Jannik Läkamp

Aktualisiert am 17.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Eindrückliche Aufnahmen: So sehen die Schäden in Berlin durch Orkantief "Ylenia" aus. (Quelle: t-online)

Das Sturmtief "Ylenia" hat die Hauptstadt am Donnerstag fest im Griff. Zu über 600 Einsätzen muss die Berliner Feuerwehr innerhalb nur weniger Stunden ausrücken. t-online war bei einigen dabei.

Nach einer sturmreichen Nacht sind die Schäden in der Hauptstadt unübersehbar, die Feuerwehr ist allerorten mit Aufräumarbeiten befasst. Auch das Gebäude der Berliner Charité wurde dabei beschädigt: An der Zahnklinik habe sich ein Teil des Vordachs gelöst, sagte Kliniksprecher Markus Heggen. Menschen seien nicht verletzt worden. Der Betrieb ist demnach nicht beeinträchtigt. Am Campus Benjamin Franklin in Steglitz löste sich an der Nordrampe ein Teil des Dachs. Auch dort kamen laut Heggen keine Menschen zu Schaden.

Doch auch Privatpersonen sind von den Schäden persönlich getroffen: Eigentlich wollte Jan gerade zur Arbeit aufbrechen – doch statt seines geliebten Familienautos war da nur noch ein Blechhaufen. Ein großer Baum hat das Fahrzeug unter sich zerdrückt, Totalschaden. Während der Wind noch kräftig pfeift, sperrt die Feuerwehr die Straße und macht sich daran, den Baum zu zerteilen. Das Absperrband knattert in den Sturmböen, synchron zur Kettensäge der Kameraden.

"Seit acht Jahren haben wir das Auto schon", sagt Jan. "Und es war immer zuverlässig. Das hat es nicht verdient". Es ist das einzige Auto der Familie aus Berlin-Tempelhof. Jan, seine Frau und ihre drei Kinder werden nun eine Zeit lang improvisieren müssen.

Sturm in Berlin: Ausgefallene Bahnen, umgestürzte Bäume

Besonders ärgerlich: Als Jan den Wagen am Abend vorher abstellte, hatte er besonders auf einen sicheren Parkplatz geachtet. "Der Baum sah stabil aus. Ich bin echt geschockt. Das hätte ich niemals erwartet".

Inzwischen ist die Ursache für den umgestürzten Baum für ihn klar. "Jetzt erkennt man, dass er wohl unten morsch war", erklärt Jan. "Das hätte der Stadt eigentlich vorher auffallen müssen". Am Boden zerstört ist er dennoch nicht. "Ist ja 'nur' ein Sachschaden. Die Hauptsache ist, dass da keiner drinnen saß".

Wie Jan und seine Familie wurden auch zahlreiche andere Berlinerinnen und Berliner durch den Sturm ihrer Mobilität beraubt. Auch der ÖPNV war immer wieder witterungsbedingt beeinträchtigt: Am S- und U-Bahnhof Tempelhof stürzte ein 15 Meter hoher Signalmast des ehemaligen Flughafens auf die S-Bahn-Gleise. Verletzt wurde auch hier zum Glück niemand. Der Ringbahnverkehr war deshalb aber zwischenzeitlich unterbrochen.

Über zwei Stunden dauerten die Maßnahmen der Feuerwehr, die mit einem speziellen Kran vor Ort war. Problematisch dabei: Der Mast stand unter Strom. Außerdem verläuft ein U-Bahn-Tunnel direkt unter dem Unfallort. Kranplätze müssen eben nicht nur verdichtet, sondern auch stabil genug für das schweres Gerät sein.

Umgefallener Signalmast: "Den holt der Schrott"

Doch die Tunneldecke trägt, der Mast wird mit vereinten Kräften von Mensch und Maschine aufgerichtet, abgeflext und hingelegt. Die Feuerwehr ist hier fertig und zieht ab. Was mit dem Mast jetzt passiert? "Den holt der Schrott", sagt ein Feuerwehrmann grinsend.

Ein Leidtragender des gefallenen Masts ist Elias Peters. Der 18-jährige Auszubildende wollte eigentlich seine Freundin in Schöneweide besuchen – bis "Ylenia" ihm seine Reisepläne wegpustete. Am S-Bahnhof Bundesplatz wartet er auf eine Bahn, die ihn zumindest bis zur Streckensperrung bringt. Ab da? "Keine Ahnung. Wenn es so weitergeht, kann es sein, dass ich sie heute gar nicht mehr sehe".

Auch am Mittwoch machte Elias der Sturm zu schaffen. "Ich musste ins Krankenhaus, mir ging es nicht gut. Weil die Bahnen nicht gefahren sind, musste ich über eine halbe Stunde dahin laufen".

Orkantief "Ylenia": Feuerwehr ruft Ausnahmezustand aus

Viele der über 600 Feuerwehreinsätze betrafen umgestürzte Bäume. So auch in Lichterfelde: Auf einem Grundstück wurden zwei Bäume umgeweht, sie stürzten auf den Zaun und die Straße. Beim Nachbarn wurde schon in der Nacht auf Donnerstag ein Baum umgeweht. Er traf ein Auto.

Da standen die beiden später umgekippten schon schief. Die Feuerwehr konnte sich darum jedoch nicht kümmern, sie musste weiter, zu einem dringenderen Einsatz, erklärt Max Reuss (Name von der Redaktion geändert), der Besitzer des Grundstückes. Am Morgen fielen sie dann um. "Sehenden Auges", so Reuss. "Es hätte schlimmer kommen können. Aber dass so etwas passiert, hätte ich nicht erwartet. Aber klar, bei dem Sturm war es im Bereich des Möglichen".

Rund anderthalb Stunden brauchten vier Berliner Feuerwehrmänner zur Zerteilung mit Kettensägen und der Räumung der Straße.

"Um den Rest muss sich jetzt der Besitzer kümmern," so ein Feuerwehrmann. Für den Grundstücksbesitzer ist der Einsatz kostenpflichtig. Er ist auch für die Entsorgung der Reste zuständig. Für die Feuerwehrleute ist klar: "Das wird bestimmt nicht der letzte Baum für heute gewesen sein", sagte Nico Wilhelm, 40, Feuerwehrmann. "Ich habe jetzt schon überall Sägespäne. Das ist aber nichts Besonderes mit dem Sturm heute. Das kommt eben saisonal".

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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