t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalBonn

Bonner Eltern zum Schulstart sauer: "Wir haben Angst vor einer Ansteckung"


Inzidenz bei 184 unter Minderjährigen
Eltern in Bonn sauer vor Schulstart: "Kinder haben keine Lobby"

Von Klaas Tigchelaar

Aktualisiert am 18.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Schülerinnen sitzen mit Abstand und Masken im Klassenzimmer (Archivbild): Eltern beklagen, dass es an vielen Schulen noch immer keinen umfassenden Infektionsschutz gibt.Vergrößern des Bildes
Schülerinnen sitzen mit Abstand und Masken im Klassenzimmer (Archivbild): Eltern beklagen, dass es an vielen Schulen noch immer keinen umfassenden Infektionsschutz gibt. (Quelle: Fotoarena/imago-images-bilder)

In NRW kehren die Schüler ins Klassenzimmer zurück. Gleichzeitig explodieren bei den Jüngsten die Corona-Zahlen – auch in Bonn. Hier machen Eltern Stadt und Land schwere Vorwürfe.

Zum Schulbeginn an diesem Mittwoch sind in Bonn viele Eltern verunsichert. Der Corona-Inzidenzwert in der Stadt am Rhein ist dramatisch gestiegen. An diesem Mittwoch lag in die Inzidenz in der Bundesstadt bei 104,6 pro 100.000 Einwohner – Bonn hat damit den dritthöchsten Stand deutschlandweit.

Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann erklärt das so: "Mit dem Ende der Schulferien und den Reiserückkehrenden breitet sich die Delta-Variante stark aus, die wesentlich ansteckender ist. So treten Fälle im gesamten Stadtgebiet auf." Besonders betroffen von der Pandemie sind nun die Jüngsten der Stadt: Bei den 0-19-Jährigen lag der Sieben-Tage-Inzidenzwert am Dienstag bei 184,2 – mehr als doppelt so hoch wie noch vor einer Woche. Und die Schule geht ja nun gerade erst los.

Schulbeginn und Corona: Eltern zwischen Sorge und nüchterner Analyse

Henrike Grips ist Mutter von drei Kindern, sie sind zwölf, neun und sechs Jahre alt. Der Beginn des neuen Schuljahrs ist für die Bonnerin kein Grund zur Vorfreude: "Wir hatten letztes Schuljahr bereits ein Kind in Quarantäne zu Hause, das ist eine Belastung für die ganze Familie. Ich befürchte, dass wir das dieses Schuljahr auch wieder durchmachen müssen, mal ganz von der Angst einer Ansteckung und möglichen Folgen abgesehen."

Kristian Hartmann, dessen Tochter nun eingeschult wird, hat keine so große Angst um seinen Nachwuchs: "Bei kleinen Kindern ist ein schwerer Verlauf so extrem selten, dass in jedem Fall der gemeinsame Unterricht wichtiger ist als der absolute Schutz vor einer möglichen Ansteckung. Und kommt es zu einer Ansteckung, sind nun alle Lehrer und Eltern, die sich schützen wollen, geimpft. Ich sehe keinen Grund für Homeschooling."

Immer noch kein ausreichender Schutz an den Schulen in NRW

Frau Grips ist hingegen verzweifelt: "Die Kinder müssen in der Klasse Maske tragen, das heißt für meine Kinder circa sieben Stunden am Tag." Auf dem Schulhof dürfen die Bonner Schüler die Masken aber abnehmen. Ihr Mann Christian ärgert sich: "Die Hygienekonzepte sind eine Katastrophe, und die Politiker sollten sich selber mal in die Schule setzen mit Maske, dann würden sie vielleicht mal das Problem erkennen. Aber Kinder haben ja keine Lobby!"

Auch Julia Müller, selbst Grundschullehrerin und Mutter von zwei Söhnen, die in die vierte und siebte Klasse gehen, ist frustriert: "In den Ferien ist gar nix passiert. Wir haben auch keine Luftfilter bekommen, weil sich alle Räume angeblich ausreichend lüften lassen. Ich weiß von Schulen, die Plexiglas zwischen den Schülern haben. Bei uns heißt es immer: kein Geld."

Stadt Bonn schafft nun doch Luftfilter für Schulen an

Am 5. August wurde von der Stadt Bonn beschlossen, 150 Luftfiltergeräte auszuschreiben – für 117 Klassen- und Betreuungsräume in Bonner Schulen und Kitas, die nicht gut zu lüften sind. "Die mobilen Geräte sind eine gute Übergangslösung bis wir die nachhaltigere Lösung der dauerhaft eingebauten Zu- und Abluftgeräte haben", so Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Wann die Geräte allerdings in den Schulen stehen, ist unklar. Gut möglich, dass die vierte Welle dann schon im vollen Gang und Distanzunterricht wieder Normalität geworden ist.

Die Impfempfehlung der Stiko von Montag für Kinder ab zwölf Jahren beschäftigt in NRW viele. Kam der Hinweis zu spät? Dr. Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt und Mitglied der Stiko, machte im "Tagesgespräch" bei WDR5 am Dienstag noch einmal deutlich, dass sie vor der Empfehlung auf neue wissenschaftliche Untersuchungen wie z.B. zu den fast zehn Millionen geimpften Kindern und Jugendlichen in den USA gewartet hätte.

Der älteste Sohn von Familie Grips aus Bonn ist bereits geimpft und auch für die Lehrerin Julia Müller ist die Frage obsolet. "Mein älterer Sohn ist geimpft und ich würde auch den jüngeren gerne impfen lassen, sobald es eine Zulassung für unter 12-Jährige gibt." Dr. Terhardt erklärte im WDR-Tagesgespräch, dass eine Impfzulassung für unter 12-Jährige im Herbst erwartet wird, mit einer reduzierten Dosierung.

Nach Angaben des WDR gab es am Dienstag trotzdem einen regelrechten Run auf rheinische Kinderärzte. Dr. Axel Gerschlauer, Kinderarzt aus Bonn, berichtet, dass sein Anrufbeantworter voll sei und das E-Mail-Postfach auch.

Durch die Empfehlung der Stiko sei die Unsicherheit endlich verschwunden, doch er und auch seine Kolleginnen und Kollegen wüssten noch nicht, wie sie das alles stemmen sollen, erklärte Gerschlauer.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit diversen Eltern
  • Gespräch mit dem Presseamt
  • Webseite der Stadt Bonn
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website