"Besorgniserregende Entwicklung" Gewaltproblem? Immer mehr Attacken auf Stadtmitarbeiter

Städtische Mitarbeiter in Braunschweig werden immer öfter Opfer körperlicher Übergriffe. Die Stadt erklärt, wie sie damit umgeht.
Die Zahl der Gewaltvorfälle gegen städtische Beschäftigte in Braunschweig ist nach Angaben der Stadt zuletzt stark gestiegen – besonders betroffen sind Mitarbeitende des Ordnungsdienstes und der Parkraumüberwachung.
Wie aus einer Pressemitteilung der Stadt von Mittwoch hervorgeht, registrierte die Stadtverwaltung im Jahr 2024 insgesamt 37 Angriffe und damit fast 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Hochgerechnet auf das laufende Jahr 2025 könnte sich diese Zahl im Vergleich zu 2023 sogar verdoppeln.
Die Übergriffe reichen von Beleidigungen über Bedrohungen bis hin zu Nötigungen und körperlicher Gewalt. Ein besonders schwerwiegender Fall: Ein Mitarbeiter der Parkraumüberwachung musste nach einem Angriff im Sommer 2024 im Krankenhaus behandelt werden und ist seitdem dienstunfähig.
Braunschweig: Pollmann sieht "besorgniserregende Entwicklung"
Auch Beschäftigte anderer Bereiche wie der Feuerwehr, der Sozialverwaltung oder des Jugendamts sehen sich zunehmend Gewalt ausgesetzt – etwa bei Hausbesuchen oder im direkten Kontakt mit Bürgern. "Das ist eine besorgniserregende Entwicklung", sagt Tobias Pollmann, Ordnungs- und Personaldezernent der Stadt Braunschweig. "Die gesellschaftliche Tendenz, dass die Schwelle für Hass und Gewalt sinkt, macht auch vor unseren Mitarbeitenden nicht Halt."
Die Stadt reagiert konsequent. "Jeder gemeldete Gewaltvorfall wird zur Anzeige gebracht", betont Pollmann. 2024 kam es in zwölf Fällen bereits zu rechtskräftigen Verurteilungen, 15 weitere Verfahren sind noch anhängig. Mitarbeitende in besonders betroffenen Bereichen sind grundsätzlich zu zweit im Einsatz. Für den Zentralen Ordnungsdienst (ZOD) und die Parkraumüberwachung ist zudem ein Deeskalationstraining verpflichtend.
Es vermittelt Techniken, wie mit Worten und Körpersprache deeskalierend auf aggressive Situationen eingewirkt werden kann. Auch Mitarbeitende anderer Bereiche können das Angebot freiwillig nutzen. Büroarbeitsplätze mit Kundenkontakt sind mit Notrufsystemen ausgestattet, um im Ernstfall Hilfe rufen zu können. Nach Vorfällen bietet die Sozialberatung betroffenen Beschäftigten Unterstützungsgespräche an.
Gewalt gegen Mitarbeiter: Stadt ergreift Maßnahmen
Bereits 2020, noch vor dem deutlichen Anstieg der Gewalttaten, verabschiedete die Stadt gemeinsam mit der Personalvertretung eine Dienstvereinbarung zum Umgang mit Gewalt am Arbeitsplatz. Sie basiert auf dem "Aachener Modell" und sieht unter anderem eine standardisierte Gefährdungseinschätzung vor.
Mithilfe eines Fragebogens wird jeder Arbeitsplatz einer von vier Gefahrenstufen zugeordnet – von kontroversen Gesprächssituationen bis hin zu Bedrohungen mit Waffen. Daraus leiten sich passende Schutzmaßnahmen und Verhaltensempfehlungen ab: etwa Sicherheitsunterweisungen, Notfallpläne, festgelegte Abläufe für Strafanzeigen oder Schulungen.
Pollmann macht deutlich, dass die Stadt ihre Mitarbeitenden nicht allein lässt: "Respekt darf im Umgang miteinander nicht zum Fremdwort werden. Niemand hat das Recht, seinen Frust an Beschäftigten der Stadt auszulassen. Wir übernehmen Verantwortung und ziehen klare Grenzen."
- Pressemitteilung der Stadt Braunschweig vom 7. Mai 2025 (per E-Mail)
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