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Bargeld-Aus bei Bäcker in Braunschweig: Fortschritt? | Pro & Kontra


Bargeldloses Zahlen
Endlich Schluss mit der Fortschrittsverweigerung


10.07.2025 - 13:33 UhrLesedauer: 1 Min.
Münzen in einer BrieftascheVergrößern des Bildes
Kleingeld im Portemonnaie (Symbolbild): In einer Bäckereifiliale in Braunschweig läuft eine Testphase, in der Kunden nur bargeldlos bezahlen können. (Quelle: Federico Gambarini/dpa/dpa-tmn/dpa-bilder)
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Eine Bäckereifiliale in Braunschweig stellt in einer mehrwöchigen Testphase komplett auf Kartenzahlung um. Ist das die Zukunft? Ein Streitgespräch.

Mindestens vier Wochen lang heißt es in der Braunschweiger Bäckereifiliale von Steinecke in der Schleinitzstraße: "Bye-bye Bargeld, hallo Karte." Die Brotmeisterei setzt in einer Testphase komplett auf Kartenzahlung und möchte herausfinden, wie die Kunden dieses Modell annehmen. Bezahlen kann man dort ab sofort nur noch mit EC-, Kredit- oder einer eigens ins Leben gerufenen Kundenkarte. Zu der Idee gibt es geteilte Meinungen.

Ist die bargeldlose Bezahlung Fortschritt oder Ausschluss?

Pro
Timon Zöfelt
Timon ZöfeltRegio-Redakteur Braunschweig

Endlich Schluss mit der Fortschrittsverweigerung

Wenn man in London beim Bezahlen "Mit Karte, bitte" sagt, bekommt man inzwischen nur noch ein müdes Lächeln zurück. Frei nach dem Motto: "Ja, womit denn sonst?" Auch in Deutschland sollte das bargeldlose Zahlen überall zur Norm werden.

Dass in Braunschweig jetzt eine Bäckereikette zum Vorreiter wird, ist ein mutiger Schritt. Denn der Gegenwind der etablierten Kundschaft ist programmiert. Es solle doch bitte alles so bleiben, wie es ist. Aber wie ist es denn? Mit dem Brötchen unter dem Arm nerviges Kleingeld zusammenklauben oder beim Bezahlen langwierig die Münzen zählen, die dann auch noch herunterfallen? Es wird Zeit, dass wir begreifen: Bargeld bremst den Bezahlvorgang. Wer digital zahlt, lebt smarter und hilft, Kosten zu sparen.

Denn: Die Nutzung von Bargeld frisst Milliarden Euro für Druck, Transport und Schutz. Unternehmen sparen Zeit und Geld, wenn sie auf Kartenzahlung setzen. Und die Kunden profitieren von schnelleren, hygienischeren Transaktionen. Auch Geldwäsche ist deutlich schwieriger. Ja, bargeldloses Zahlen erfordert Vertrauen in digitale Systeme. Aber die Risiken sind mit Datenschutzregeln und technischer Absicherung minimiert.

Es gibt keinen Grund mehr, im Einzelhandel noch auf Bargeld zu setzen. Deshalb kann eine solche Aktion wie bei dem Bäcker auch mehr Bewusstsein für die sinnvolle Seite des bargeldlosen Einkaufs schaffen. Generell ist es aber auch Zeit für Kampagnen, die die Vorteile der Kartenzahlung deutlich machen. Wenn das dann noch leichter und sicherer zu handhaben ist, klappt es mit dem bargeldlosen Zahlen auch bei den Älteren.

Kontra
Katharina KellerRegio-Redakteurin Braunschweig

Viele Kunden werden auf diese Weise ausgeschlossen

Ein Weizenbrötchen beim Bäcker kostet etwa 45 Cent. Es sind oftmals kleine Beträge, die der Kunde an der Bäckertheke zahlen muss – und dafür wollen nicht alle die Karte zücken. Verständlicherweise. Vielen – hauptsächlich älteren – Menschen gibt Bargeld Sicherheit. Sie zu zwingen, auf Kartenzahlung umzusteigen, ist unverantwortlich und schließt einen großen Teil der Bevölkerung aus.
Die Filiale, die für den Test ausgewählt wurde, liegt im Braunschweiger Univiertel – hier ist die Gefahr sicher nicht allzu groß, massenhaft Stammkunden mit dem Versuch zu verprellen, auf Klimpergeld verzichten zu müssen. Vor allem junge Leute meinen ohnehin, bei 2,50 Euro noch Münzen herauszukramen, sei viel zu umständlich und ein Zeitfresser. Und das dürfen sie gerne auch denken.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Hauptsächlich bei den Älteren: Eine Auswertung der aktuellen Diebold-Nixdorf-Studie zeigt beispielsweise, dass Bargeld immer noch ein gewünschtes und oftmals bevorzugtes Zahlungsmittel ist. Um das mit Zahlen einmal deutlich zu machen: 84 Prozent der Befragten in der Altersgruppe 55 plus haben laut der Studienergebnisse ihre Einkäufe bar bezahlt. Bei den unter 40-Jährigen, so heißt es weiter, sind es 63 Prozent. Will also wirklich die Mehrheit ausschließlich die Kartenzahlung?
Mindestens vier Wochen lang testet die Bäckereifiliale im Braunschweiger Univiertel nun also das bargeldlose Zahlen. Mag sein, dass das Experiment in Campusnähe gut funktioniert. An anderen Standorten ist das sicher nicht der Fall. Warum bleibt man also nicht einfach bei dem guten alten Prinzip: Der Kunde ist König. Er entscheidet, ob es klimpert oder piept. So bleibt der Bäcker ein Ort für alle, egal ob Hipster, Mittvierziger oder Großeltern.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
  • Eigene Meinungen
  • it-finanzmagazin.de: Bargeld-Diebold-Nixdorf-Studie
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