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Kein Stromsparen auf dem Freimarkt: Die haben doch die Lampen an!


Stadt verzichtet auf Vorgaben
Kein Stromsparen auf dem Freimarkt: Die haben doch die Lampen an!

  • Mara Schumacher
MeinungVon Mara Schumacher

Aktualisiert am 15.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Vor allem durch die rosarote Brille sieht die Beleuchtung auf dem Bremer Freimarkt wirklich toll aus.Vergrößern des Bildes
Der Freimarkt am Abend (Archivbild): Vor allem durch die rosarote Brille sieht die Beleuchtung auf dem Bremer Freimarkt wirklich toll aus. (Quelle: Eckhard Stengel)

Der Bremer Freimarkt findet ohne Energiesparvorgaben statt. Schausteller und Besucher freut's bestimmt, aber sind wir hier bei Alice im Keinesorgenland?

Bremen will den Schaustellern auf dem Freimarkt keine Sparvorgaben machen – und das trotz Energiekrise, berichtet "buten un binnen". Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt begründet das so: Die Beleuchtung gehöre auf dem Freimarkt einfach dazu und viele Schausteller hätten eh schon auf LED-Lampen umgestellt. Das klingt nach einem trotzigen "Halt! Stopp! Das bleibt alles so, wie's hier ist". Augen zu und ab durchs Lampenland oder was?

Außerdem hofft Vogt, dass der Energieverbrauch in privaten Haushalten während des Freimarkts zurückgeht. Sie ruht sich damit auf Studien aus, die auf dem Papier sicherlich klasse aussehen, aber in der Realität vielleicht einen Tick zu kurz gedacht sind: "Es gibt Studien, die zeigen, dass der private Energieverbrauch während Volksfesten zurückgeht, weil der Energieverbrauch, wenn zu Hause alle Leute an unterschiedlichen Endgeräten streamen, erheblich höher ist, als wenn eine vierköpfige Familie ein Volksfest besucht", sagt Vogt laut "buten un binnen".

Ein teures Vergnügen

Was bedeutet, dass man per se davon ausgeht, dass vierköpfige Familien grundsätzlich nur vor der Glotze und anderen Bildschirmen hängen und unabhängig voneinander irgendwas streamen. Da stellt sich die Frage: Wie viele Minuten Freimarkt wird sich eine vierköpfige Familie wohl leisten können, ohne Bankrott zu gehen? Für die wirklich spaßigen Karussells musste man schon im vergangenen Jahr acht Euro und mehr locker machen – für die paar Kröten gibt's in diesem Jahr vielleicht den Trostpreis beim Entenangeln, aber keinen Adrenalinrausch.

Egal, wie man es dreht und wendet, wie viele wenig überzeugende Studien man rauskramt und den Freimarkt mit seiner Beleuchtung romantisiert: Ein Volksfest spart doch keinen Strom! Das muss man gar nicht erst analysieren.

Es blinkt an jeder Ecke, es dröhnt aus Hunderten Boxen – und ja, genau das macht den Freimarkt natürlich aus. Aber es ist einfach nur fahrlässig, ein so wuchtiges Volksfest drei Wochen lang stattfinden zu lassen, ohne nicht einmal darüber nachzudenken, ob man hier und da nicht zumindest ein bisschen Energie sparen könnte. Von dem Feuerwerk zur Eröffnung mal ganz abgesehen, aber da wären wir bei einer anderen Krise.

Wir sind aktuell nicht im Schlaraffenland, wo es Zuckerwatte und keine Sorgen gibt. Der Freimarkt findet in der Realität statt – und natürlich darf sein Besuch eine kurze Flucht aus dem momentan eher düsteren Alltag sein. Aber müssen dafür wirklich alle Lampen an sein? Die sind ja bei den meisten erwachsenen Besuchern ohnehin nach drei Bier an.

Hannover ruft Schausteller zum Stromsparen auf

Andere Städte machen es doch vor: Das Oktoberfest in Hannover startet in diesem Jahr eine Stunde später, berichtet "buten un binnen". Außerdem hat die Stadt die Schausteller gebeten, den Stromverbrauch um 20 Prozent zu senken. Das geht in Bremen nicht? Auf dem Freimarkt gibt es doch genügend Spielraum, um Strom zu sparen, ohne dass es gleich zappenduster und totenstill ist.

Wie wäre es, die nervige Flimmerbude mit den Greifautomaten, die den Leuten ohnehin nur das Geld aus der Tasche ziehen, nur halbtags zu öffnen? Oder die Beleuchtung an Fahrgeschäften und Ausschankbetrieben erst vollumfänglich anzuschalten, wenn es draußen auch wirklich dunkel wird? Oder mal auf die Nebelmaschinen zu verzichten, die bei vielen Karussells zum Einsatz kommen? Oder das Riesenrad eine Runde weniger drehen zu lassen? Das wären doch alles Maßnahmen, die keinem weh tun und dem Freimarkt nicht seine Magie nehmen.

Aber das wird wohl nicht passieren. Ich setze mich dann mal in die Geisterbahn und dreh' ein paar Runden – für mich das Vorbild in Sachen "Beleuchtung reduzieren"!

Verwendete Quellen
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