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Nächstes Pflegeheim in Bremen meldet Insolvenz an – 500 Senioren betroffen


Convivo-Unternehmensgruppe
Nächstes Pflegeheim meldet Insolvenz an – 500 Senioren betroffen

Von dpa, t-online, stk

24.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Der Firmensitz der Convivo Unternehmensgruppe in Bremen. Der Wohn- und Pflegedienstleister ist in mehreren Bundesländern tätig.Vergrößern des BildesDer Firmensitz der Convivo Unternehmensgruppe in Bremen. Der Wohn- und Pflegedienstleister ist in mehreren Bundesländern tätig. (Quelle: Sina Schuldt/dpa)
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Schon wieder geht es für ein Pflegeheim in Bremen bergab. Dieses Mal trifft es jedoch wesentlich mehr Menschen, als noch vor wenigen Wochen.

Der in mehreren Bundesländern tätige Wohn- und Pflegeheimbetreiber Convivo mit Sitz in Bremen hat für wesentliche Gesellschaften des Unternehmens Insolvenzanträge gestellt. Das gab Convivo am Dienstag in einer Mitteilung bekannt.

Convivo vereint nach eigenen Angaben mehr als 100 Pflegeeinrichtungen, die größtenteils im Nordwesten Deutschlands liegen, und beschäftigt rund 4.800 Mitarbeiter. Nach Angaben des Unternehmens gehört Convivo zu einem der größten Pflegebetreiber in Deutschland. Zuvor hatten mehrere Medien über die Insolvenz berichtet.

Die Anträge beim Amtsgericht Bremen stellte Convivo am Montag. Das Amtsgericht Bremen bestätigte am Dienstag, dass fünf Gesellschaften von Convivo Insolvenz beantragt haben. Wie der Sprecher des Gerichts sagte, hat das Gericht für die Gesellschaften jeweils eine vorläufige Verwaltung angeordnet und einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Unternehmen kämpfte nach eigenen Angaben bis zuletzt

"Die Unternehmensgruppe ist sich ihrer Verantwortung den Menschen gegenüber bewusst und wird die nächsten Schritte gewissenhaft begleiten", heißt es in der Mitteilung von Convivo. Es seien Maßnahmen eingeleitet worden, um die Versorgung der betreuten Menschen sicherzustellen.

Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld bis März gesichert. Wie viele Menschen zuletzt von Convivo betreut wurden, ist nicht genau bekannt. Auf der Website heißt es, man kümmere sich um mehr als 18.000 Menschen. Convivo ist nach eigenen Angaben seit 30 Jahren im Pflegemarkt tätig.

In Bremen und Umgebung sind nach Firmenangaben eine Einrichtung in Achim, eine in Syke sowie eine in Brockel betroffen. Hinzukommen zwei Heime in Ganderkesee und zehn Standorte in Bremen. 500 Menschen leben nach Firmenangaben allein Bremer Heimen. Die Unternehmensgruppe betreibt darüber hinaus Einrichtungen unter anderem in Berlin, Leipzig und Hamburg.

Als einen Grund für die Insolvenzanträge nannte Convivo die vergleichsweise niedrigen Belegungszahlen im Bereich der stationären Pflege. Der Einsatz von Zeitarbeitern habe hohe Kosten verursacht. Auch die Pflegereform der Bundesregierung habe sich schlecht auf das Unternehmen ausgewirkt. Weiterhin nannte das Unternehmen Preissteigerungen als einen Grund – beispielsweise bei den indexierten Pachten. Das Unternehmen habe Standorte verkauft und bis zuletzt versucht, Beteiligungspartner zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs einzubinden.

Seniorenvertretung zeigt sich schockiert

Nach Einschätzung von Terranus, einem Beratungsunternehmen und Makler im Bereich von Seniorenimmobilien mit Sitz in Köln, sind die Insolvenzanträge von Convivo nicht das Ergebnis einer allgemeinen Pflegeheim-Krise. Die Gründe für die Insolvenz lägen bei Convivo selbst, heißt es in einem Thesenpapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Convivo sei extrem gewachsen, habe schwierige Einrichtungen übernommen und viele Häuser hätten keine auskömmliche Belegung.

Die Seniorenvertretung Bremen, eine Interessenvertretung, gab in einer Mitteilung am Dienstag bekannt, man sei erschüttert über die neuesten Entwicklungen in Bremer Pflegeeinrichtungen. "Es zeigt sich erneut, dass die privatwirtschaftliche Organisation der Pflege zu Fehlentwicklungen führt", heißt es in der Mitteilung weiter. Die Pflege älterer Menschen müsse in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung liegen. In Bremen hatte zuletzt bereits ein kirchliches Pflegeheim Insolvenz anmelden müssen.

Nach Einschätzung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Bremen-Nordniedersachsen handelt es sich bei den Insolvenzanträgen nicht um Einzelfälle. Alle Pflegeheimbetreiber hätten derzeit unter Preissteigerungen zu leiden. Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kerstin Bringmann sagte laut Mitteilung: "Wenn wir nicht sehenden Auges in eine Katastrophe stürzen wollen, brauchen wir schnelle finanzielle Unterstützung für alle Pflegeheime."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • convivo-gruppe.de: Mitteilung vom 24. Januar 2023
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