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Bremer Altenheim plötzlich dicht: "So einen Fall noch nie erlebt"


Pflegeheim plötzlich dicht
Insolvenzverwalter schockiert: "So einen Fall noch nie erlebt"

Von dpa, t-online, stk

05.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Das Pflegeheim "Haus am Kirchweg": Der Insolvenzverwalter zeigte sich geschockt.Vergrößern des BildesDas Pflegeheim "Haus am Kirchweg": Der Insolvenzverwalter zeigte sich geschockt. (Quelle: Sina Schuldt/dpa)
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Alle müssen raus, so viel steht fest. Das Altenheim im Bremer Kirchweg ist insolvent. Wie konnte es so weit kommen? Versuch einer Analyse.

Kranke und pflegebedürftige alte Menschen brauchen Beständigkeit und Ruhe – in Bremen muss aber für knapp 90 Bewohner und Bewohnerinnen eines insolventen kirchlichen Pflegeheims in aller Eile eine neue Bleibe gefunden werden.

Noch vor Weihnachten sah es so aus, als könnte das Altenpflegeheim "Haus am Kirchweg" weitermachen. Kurz vor Silvester musste Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus das verkünden, was er eine "abrupte Totalschließung" nennt. Die defizitäre Einrichtung muss endgültig dichtmachen.

Der Berliner Anwalt hat schon viele Insolvenzen im sozialen Bereich begleitet. Ein solcher Fall sei bei ihm jedoch noch nie vorgekommen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es habe immer genug Zeit gegeben, um für das Personal, die Bewohner und deren Familien neue Lösungen zu finden. "Ich habe noch nie die Heimaufsicht benötigt, um eine Einrichtung zu schließen."

Heim-Seelsorger: "Es ist beschämend"

Die staatliche Bremer Heimaufsicht sucht nun bis Ende Februar neue Plätze für die Bewohner, neue Jobs für das Personal und finanziert den Restbetrieb, wie ein Sprecher der Sozialbehörde sagte. Am Mittwochabend gab es eine Informationsveranstaltung. Die Familien nahmen nach Angaben von Voigt-Salus die neue Lage gefasst auf.

In der Hansestadt hat die Schließung des Altenpflegeheims aber Diskussionen ausgelöst. "Es wurde nicht gut. Es wurde beschämend. Es ist erbärmlich", schrieb der Seelsorger des Heims, Pastor Friedhelm Blüthner, am Donnerstag in einem Leserbrief für den "Weser-Kurier". "Der Auszug aus einem Pflegeheim ist für die Menschen ein großer Verlust", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne).

Als Auslöser der Schwierigkeiten gilt auf allen Seiten das Heim selber, ein Gebäude aus den 1970er Jahren. Es erfordert viel Personal und lässt sich deshalb nur schwer wirtschaftlich betreiben.

Innere Mission wehrt sich gegen Vorwürfe

Eine Rettung der Einrichtung scheiterte zwischen drei beteiligten kirchlichen Sozialwerken. Für den Heimbetreiber, die Leben im Alter gGmbH, hat dessen Mutter, der Evangelische Diakonieverein Berlin-Zehlendorf, Insolvenz angemeldet. Der Verein wollte sich auf Nachfrage mit Hinweis auf das laufende Insolvenzverfahren nicht mehr äußern.

Vermieter der Immobilie ist der Verein für Innere Mission Bremen, der das Pflegeheim bis Frühjahr 2021 noch selbst betrieben hatte. Es sei aber die einzige Altenpflegeeinrichtung des Vereins gewesen, sagte Sprecherin Anke Mirsch. Deshalb habe man den Betrieb an einen kompetenten Träger aus dem kirchlichen Bereich abgegeben. Das Problem mit dem Gebäude sei der Zehlendorfer Diakonie bekannt gewesen. Über die Schließung sei die Innere Mission "total unglücklich".

In einer Mitteilung des Vereins heißt es am Donnerstag: "Der Darstellung in der Öffentlichkeit, dass der Verein für Innere Mission als Eigentümer der Immobilie am Kirchweg für die finanziellen Schwierigkeiten verantwortlich sei, widersprechen wir ausdrücklich. Dem Mieter wurden alle Bedingungen transparent gemacht und Zugeständnisse eingeräumt", heißt es dort.

Lage ist verzwickt

Weiter betont der Verein Innere Mission: "Im Rahmen des Insolvenzverfahrens konnte letztlich keine Fortführung des Betriebes erreicht werden. Der Verein für Innere Mission, die Diakonie Bremen und die Bremische Evangelische Kirche haben sich dafür eingesetzt, mit dem Insolvenzverwalter eine Lösung zu finden." Eine angebotene finanzielle Unterstützung für die einstweilige Betriebsfortsetzung sei jedoch abgelehnt worden.

Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, die zu den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel gehört, stellte sich vor Weihnachten noch als neuer Betreiber vor. Sie zog dann aber ihr Angebot zurück. Dabei sei es nicht um die schwierige Immobilie gegangen, sagte Sprecher Wolfgang Kern: "Wir hätten uns das zugetraut." Es sei aber nicht möglich gewesen, vor Januar die notwendige Zustimmung der Stiftungsgremien für eine Übernahme des Bremer Hauses am Kirchweg einzuholen.

Insolvenzverwalter Voigt-Salus wiederum war nach eigenen Angaben an die Fristen des Verfahrens gebunden. Sie sahen vor, dass ein Vertrag vor Ende 2022 unterschriftsreif sein muss. Der Hoffnungsschimmer für Heimbewohner und Beschäftigte: Einrichtungen der Bremer Heimstiftung wollen mindestens 50 der alten und kranken Menschen aufnehmen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagentur dpa
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