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"Es werden immer mehr": Einrichtung mit bewegendem Appell an Tierbesitzer


Verzweiflungstaten nehmen zu
"Es werden immer mehr": Heim richtet emotionalen Appell an Tierbesitzer

Von t-online, stk

01.06.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0258003017Vergrößern des Bildes25.05.2023. Russia. Moscow. Keeping stray dogs in the shelter Domashny. Choose me PetrovxSergey (Quelle: IMAGO/Petrov Sergey)
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In fast jedem zweiten Haushalt in Deutschland lebt ein Haustier, fast elf Millionen Hunde gibt es. Doch nur die Wenigstens wissen, mit den Vierbeinern auch umzugehen.

Es ist offenbar immer wieder die gleiche Leier, das gleiche Muster – und scheinbar lernen nur die Wenigsten etwas dazu: In regelmäßigen Abständen wird das Tierheim Bergedorf in Ganderkesee bei Delmenhorst von verzweifelten Tierbesitzern heimgesucht. Sie rufen an, kommen persönlich vorbei und schildern ihre Probleme. "Wir brauchen dringend Hilfe", heißt es dann und die Einrichtung habe zu reagieren. Doch so funktioniere das Prinzip nicht. Ganz und gar nicht, meint das Tierheim und geht mit einem Post auf Instagram an die Öffentlichkeit.

Der Appell richte sich dabei an Hundebesitzer, dessen Tiere "ganz plötzlich" beißen, an Katzenhalter, dessen Tiere "plötzlich oder eben nicht plötzlich die Wohnung markieren", aber auch an Vogelbesitzer, die auf dem Tier "sitzen bleiben, weil Töchterchen nun auszieht". Für all diese Probleme habe das Tierheim durchaus Verständnis, machen die Verantwortlichen deutlich. Gleichzeitig nehmen sie Besitzer auch in die Pflicht, sich um das Tier zu kümmern, was man sich selber angeschafft habe. Offensichtlich passiert das nur noch in den wenigsten Fällen.

Tägliche mehrere Anrufe im Tierheim

Auch deshalb erreichten das Tierheim täglich Anrufe von Tierbesitzern, allein in der vergangenen Woche seien es zehn Telefonate gewesen, in denen der Einrichtung von einem Notfall berichtet worden sei. In allen Fällen seien "Menschen aktiv gefährdet" gewesen, beispielsweise, weil ein Hund gebissen hätten. Nicht dieser Umstand an sich, sondern dass sich die Anrufe häuften, bereite dem Heim große Sorgen. "Es werden immer mehr", heißt es im Post.

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Viele Menschen glaubten, ein Hund müsse toll finden, was ihre Besitzer toll finden. Er müsse emotionale Zusammenhänge verstehen, doch "das tun sie nicht immer". Häufig stelle sich das Tierheim die Frage, welche Vorstellungen Besitzer haben, bevor sie sich ein Tier anschaffen. Häufig sei es dann schon zu spät.

Verzweiflungstaten nehmen zu

Hunde bissen zu und die Familie lebten dann in Angst. Das komme immer wieder vor, die Einrichtung habe aber keine Kapazitäten, um alle Problemfälle aufzunehmen. "Und was dann?", fragt das Tierheim. Immer wieder komme es zu Verzweiflungstaten und Tiere würden ausgesetzt. Auch sei Angestellten bereits gedroht worden: Ein Mann hatte vor kurzem angekündigt, den Familienhund mit einer Axt zu erschlagen, würde das Tierheim nicht bereit sein, den Vierbeiner aufzunehmen. Mehr zum Fall lesen Sie hier.

Was mit Tieren passiert, die aggressiv werden, aber weder umerzogen noch in professionelle Hände kommen, wollen sich die Verantwortlichen gar nicht ausmalen. "Wie hoch ist die Dunkelziffer der Einschläferungen aufgrund von Überforderung wirklich?", fragen die Mitarbeiter. Offizielle Zahlen gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich etwa 8.000 von 65.000 Tierheimtieren eingeschläfert werden. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein. Zahlen dazu liegen jedoch nicht vor.

Passt ein Tier in meinen Alltag?

Um solche Praktiken zu verhindern, appelliert das Tierheim Bergedorf eindringlich, vor der Anschaffung eines Tieres sich Gedanken zu machen. Gedanken darüber, ob ein Tier in den Lebensalltag passe, ob ausreichend Platz vorhanden sei und die Möglichkeit bestehe, das Tier bei Reisen auch mal abzugeben. Die Einrichtung meint: "Denkt bitte 100 Mal nach, bevor ihr eine Entscheidung trefft, die euch die nächsten 10 bis 20 Jahre begleiten wird."

Bei einem aktuellen Fall hatte eine junge, alleinerziehende Mutter im Tierheim angerufen und davon berichtet, dass der Familienhund den ältesten Sohn gebissen hatte. Sie rief laut der Einrichtung die Polizei, die ließ das Tier durch das Veterinäramt beschlagnahmen. Nun kümmere sich eine Pension um den Hund, was 750 Euro monatlich koste und für die Frau "eine absolute Katastrophe" sei. Den Betrag müsse sie so lange zahlen, bis sich dem Hund jemand annehme. Doch das passiere in den wenigsten Fällen, eben weil die Heime schon überfüllt seien.

Verwendete Quellen
  • instagram.com: Profil von tierheimbergedorf
  • zzf.de: Heimtiere in Deutschland
  • wir-sind-tierarzt.de: Tierheimtiere einschläfern müssen: Selbstmord einer Tierärztin
  • Eigene Recherche
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