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Bremen: Marum-Forscher machen erschreckenden Fund


"Ergebnisse sind alarmierend"
Bremer Wissenschaftler zeichnen düsteres Zukunftsszenario

Von t-online, stk

Aktualisiert am 02.07.2025 - 22:20 UhrLesedauer: 3 Min.
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Vögel auf einem Gletscher: Seit dem Jahr 2000 sind etwa 6.500 Milliarden Tonnen Eis unwiederbringlich verloren gegangen. (Quelle: IMAGO/imago)
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Was wird aus den Gletschern der Erde? Verschwinden sie oder bleibt wenigstens ein Teil? Bremer Forscher sind nun schlauer – und schauen mit Sorgen in die Zukunft.

Die Gletscher dieser Welt schmelzen unaufhaltsam. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie mit Beteiligung der Universität Bremen, die vor kurzem im Fachmagazin "Science" veröffentlicht wurde. Demnach müsse sich die Menschheit auf ein düsteres Szenario einstellen. Bleibt die Klimapolitik auf dem derzeitigen Kurs, der auf eine globale Erwärmung von etwa 2,7 Grad zusteuert, werden am Ende nur noch rund ein Viertel der heutigen Gletschermassen vorhanden sein.

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Von weltweit aktuell noch etwa 180.000 Gigatonnen Gletschermasse, die sich außerhalb Grönlands und der Antarktis befinden, wären im Jahr 2100 nur noch etwa 45.000 Gigatonnen übrig. Anders hingegen sähe es aus, wenn das Ziel des Pariser Klimaabkommens eingehalten würde: Bei einer Begrenzung auf 1,5 Grad könnten immerhin knapp über die Hälfte der Gletscher gerettet werden, was etwa 90.000 Gigatonnen entspräche.

"Trägheit" der Gletscher entscheidendes Kriterium

Für die Untersuchung hat das Team, bestehend aus 21 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus zehn Ländern, berechnet, wie sich mehr als 200.000 Gletscher außerhalb Grönlands und der Antarktis langfristig entwickeln könnten. Grundlage waren acht verschiedene Gletschermodelle und eine breite Palette an Temperaturszenarien – immer unter der Annahme, dass die globale Durchschnittstemperatur dann für Tausende Jahre konstant bleibt.

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So oder so, die Ergebnisse seien alarmierend, heißt es. Selbst wenn die Erwärmung sofort gestoppt und die Temperatur auf dem heutigen Niveau von etwa 1,2 Grad stabilisiert würde, gingen immer noch 39 Prozent der Gletschermasse verloren. Jede zusätzliche Erwärmung um nur 0,1 Grad bedeute etwa zwei Prozent weniger Gletschereis.

Das liege an einer Art "Trägheit" der Gletscher. Sie reagieren verzögert auf das Klima, weshalb ihre derzeitige Größe gar nicht zeigt, wie stark die Erde sich bereits verändert hat. Die Folge: Gletscher ziehen sich noch jahrhundertelang zurück – selbst dann, wenn es nicht mehr wärmer wird.

Verschwinden die Gletscher droht schwere Wasserknappheit

Der Verlust der Gletscher ist nicht nur eine Frage der Landschaft. Er hat direkte Folgen für das Leben von Millionen Menschen: Schon die sicher bevorstehende Schmelze wird den globalen Meeresspiegel langfristig um mehr als zehn Zentimeter steigen lassen. Für viele Küstenregionen ist das eine erhebliche Gefahr, wie sich unter anderem am Beispiel der Ostfriesischen Insel Spiekeroog in dramatischer Weise zeigen könnte. Mehr dazu lesen Sie hier.

Gletscher sind daneben wichtige Süßwasserspeicher. Wenn sie verschwinden, kann das in vielen Regionen die Trinkwasserversorgung bedrohen. Schmelzende Gletscher können zusätzlich die Gefahr von Gletscherseen-Ausbrüchen erhöhen. Auch für den Tourismus in Alpenregionen oder Himalaya-Ländern sind sie von existenzieller Bedeutung.

Studie zeigt: "Jeder Bruchteil eines Grades zählt"

Die Studie mache deutlich, wie groß die Verantwortung der heutigen Generation ist. Ben Marzeion vom Marum (Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen) und einer der Mitautoren, sagt: "Die aktuelle Klimapolitik spielt eine entscheidende Rolle, wie sich die Gletscher entwickeln werden – nicht nur in den nächsten Jahrzehnten, sondern auch noch in mehreren hundert Jahren."

Harry Zekollari von der Vrije Universiteit Brüssel meint: "Unsere Studie zeigt schmerzlich, dass jeder Bruchteil eines Grades zählt. Die Entscheidungen, die wir heute treffen, wirken Jahrhunderte nach."

Die Ergebnisse sind zugleich ein Beitrag zum "Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher" der Vereinten Nationen im Jahr 2025. Sie verdeutlichen, warum Klimaschutz keine abstrakte Zukunftsaufgabe ist, sondern schon jetzt darüber entscheidet, wie unsere Erde in Hunderten von Jahren aussieht – und wie viel von den Gletschern bleibt, die heute noch ganze Landschaften prägen.

Verwendete Quellen
  • marum.de: "Neue Studie: Erheblicher globaler Gletscherverlust unvermeidlich"
  • instagram.com: Beitrag von @marum_uni_bremen
  • Eigene Recherche

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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