Rotenburg: 87-jährige Reichsbürgerin taucht monatelang unter

Das Urteil war gesprochen, ihr Weg in ein Gefängnis stand fest: Doch eine 87 Jahre alte Reichsbürgerin tauchte unter – monatelang.

Der Polizei in Rotenburg ist es am Montag gelungen, eine 87-jährige Frau, die der Reichsbürger-Szene angehören soll, zu verhaften und in eine Justizvollzugsanstalt zu bringen. Die Frau war wegen Volksverhetzung verurteilt worden und muss laut Gerichtsurteil eine achtmonatige Haftstrafe antreten. Doch die Rentnerin tauchte unter. Das berichtete ein Sprecher der Polizei am Donnerstag.

"Die Wiederholungstäterin", so der Sprecher, war im vergangenen Jahr von zwei Gerichten in Rotenburg und Verden/Aller wegen zweier im Internet veröffentlichter volksverhetzender Beiträge verurteilt worden, wollte ihre Haft jedoch nicht antreten und verschwand monatelang. Am Montag folgte dann die Festnahme, die die Seniorin widerstandslos über sich ergehen lassen habe.

Frau erscheint nicht zu Berufungstermin

Vorausgegangen war zunächst ein Urteil vom Amtsgericht in Verden. Dort entschieden die Richter, dass die Frau acht Monate in Haft müsse. Gegen dieses Urteil legte die Frau Berufung ein, das Verfahren wurden nach Rotenburg weitergeleitet. Im Februar dieses Jahres sollte dann eigentlich die Verhandlung folgen – doch die Frau erschien nicht vor Gericht, und das ohne Nennung von Gründen, berichtete unter anderem der "NDR". So bestätigten die Richter in Rotenburg das Urteil ihrer Kollegen aus Verden. Die Haftstrafe war somit rechtskräftig.

Wo sich die mit Haftbefehl gesuchte Frau aus Sottrum in der Zwischenzeit aufgehalten hatte, sagte die Polizei nicht. Wie die "Kreiszeitung" im Jahr 2016 berichtet, registrierte die Polizei zu dieser Zeit im Landkreis Rotenburg nur etwa eine "handvoll" Reichsbürger. Mit der Zeit, das schreibt unter anderem die Initiative Endstation Rechts, soll die Zahl jedoch signifikant gestiegen sein.

Das Portal berichtete 2021 von Demonstrationen, an denen bis zu 500 Reichsbürger, Impf-Gegner und Menschen aus der Esoterik-Szene teilgenommen hätten. Unter anderem seien dabei auch Kundgebungen in Rotenburg abgehalten worden.