Kann man da reingucken? Bremer sind irritiert von neuen Toiletten am Hbf

Bremen hat zwei neue Toilettenanlagen auf den Bahnhofsvorplatz gesetzt β fΓΌr viel Geld. Die Bremer haben Fragen. Auch einige GerΓΌchte machen die Runde.
Am Hauptbahnhof Bremen riecht es hier und da stark nach Urin β nur ein Grund, warum sich sowohl Einheimische und Reisende in der Umgebung ziemlich unwohl fΓΌhlen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Nun wurden zwei Toilettenanlagen mit je zwei kostenlosen Unisex-Toiletten auf dem Bahnhofsvorplatz eingeweiht, die dem Pipi-Problem entgegenwirken sollen. Eine Anlage steht auf der Seite in Richtung Γbersee-Museum, eine weitere bei den TaxistΓ€nden in Richtung Intercity Hotel. Kosten: stolze 500.000 Euro plus jΓ€hrliche Betriebskosten von rund 80.000 Euro.
Panzerglas und Stahlbeton fΓΌrs "Γberleben"
In einem Beitrag der RTL-Nachrichten sind viele Bremer fassungslos: So viel Geld fΓΌr zwei Toilettenanlagen? Auch in den sozialen Medien sind etliche Fragen aufgetaucht, die die Bremer Stadtreinigung nun beantwortet. Die hohen Kosten seien entstanden, weil Panzerglas und Stahlbeton nΓΆtig seien, um ein "langfristiges Γberleben der Anlagen zu gewΓ€hrleisten" und Vandalismus zu verhindern, heiΓt es. Zudem wΓΌrden die Kabinen dreimal tΓ€glich manuell gereinigt und hΓ€tten zusΓ€tzlich eine automatisierte Reinigung, die regelmΓ€Γig angeht, "wenn niemand drauf sitzt". Daraus entstehen unter anderem die hohen Betriebskosten.
Γffnen sich die TΓΌren nach zehn Minuten etwa automatisch?
PrivatsphΓ€re bieten die teuren Toiletten jedoch nur eingeschrΓ€nkt: Die TΓΌren sind oben und unten offen. Warum? "Damit darin wirklich nur das eine 'GeschΓ€ft' verrichtet wird. Dies schΓΌtzt euch und andere", so die Stadtreinigung. Meint also, dass DrogengeschΓ€fte in den Kabinen verhindert werden sollen. Man kΓΆnne aber nicht "einfach von unten reinschauen und zusehen".
Zudem kursierte das GerΓΌcht, die TΓΌren der Toiletten wΓΌrden nach zehn Minuten automatisch ΓΆffnen β was natΓΌrlich gleich doppelt Druck machen wΓΌrde und den ein oder anderen in eine peinliche Situation bringen kΓΆnnte. Dem sei nicht so, erklΓ€rt die Bremer Stadtreinigung: "Lasst euch Zeit, wenn es nΓΆtig ist!"
Die neuen Toilettenanlagen dΓΌrften bei vielen Bremern dennoch unliebsame Erinnerungen wecken: an den "Palazzo Pisso". Diesen Spitznamen bekam eine Toilettenanlage in Bremen, die bundesweit in die Schlagzeilen geriet. Die unterirdische Toilette auf dem Domshof gab es jahrzehntelang, Anfang der 90er-Jahre wurde sie fΓΌr 870β.000 Mark renoviert. Die Kosten waren mehr als die HΓ€lfte hΓΆher als ursprΓΌnglich geplant, weswegen der Bund der Steuerzahler von einem "Musterbeispiel fΓΌr die Verschwendung ΓΆffentlicher Gelder" sprach, berichtete die "Kreiszeitung".
Dazu kamen noch horrende Unterhaltskosten. 2013 war dann Schluss mit dem prunkvollen Pinkeln β der "Palazzo Pisso" wurde abgerissen. Angeblich, weil das HΓ€uschen die Fassade und den Eingang des Neubaus der Landesbank versperrte, so "buten un binnen".
- RTL Nachtjournal vom 27. September 2023
- Eigene Beobachtungen
- facebook.com: Post von "Die Bremer Stadtreinigung"
- senatspressestelle.bremen.de: Zwei Toilettenanlagen auf dem Bahnhofsvorplatz ab sofort nutzbar
- kreiszeitung.de: "'Palazzo Pisso': Bundesweit in den Schlagzeilen"