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Bremen: Deshalb ist das Land so schnell mit den Corona-Impfungen


"Verimpfen alles, was wir bekommen"
Darum impft Bremen am schnellsten

Von Regine Suling-Williges

21.06.2021Lesedauer: 4 Min.
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Das Bremer Corona-Impfzentrum in der Messehalle 7 am Rande der Bürgerweide (Archivbild): Bremen setzt bei der Vergabe von Impfterminen auf Schnelligkeit und Transparenz.Vergrößern des Bildes
Das Bremer Corona-Impfzentrum in der Messehalle 7 am Rande der Bürgerweide (Archivbild): Bremen setzt bei der Vergabe von Impfterminen auf Schnelligkeit und Transparenz. (Quelle: Eckhard Stengel/imago-images-bilder)

Pragmatisch und schnell: So geht die Impfkampagne in Bremen voran. Im bundesweiten Vergleich liegt die Hansestadt an erster Stelle. Was ist das Geheimnis des Erfolges?

Bremen an der Spitze: 57 Prozent der Bevölkerung haben dort bereits ihre erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten – so viele wie in keinem anderen Bundesland (Stand: 18. Juni 2021). "Wir haben uns früh dazu entschlossen, das Thema Impfen aus der Verwaltung auszukoppeln", sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard, auf Nachfrage von t-online.

Die Impfkampagne werde innerhalb der Behörde als Projekt behandelt: "So agieren wir schnell und unabhängig." Bei der Zahl der gelieferten Impfdosen befinde sich Bremen im bundesweiten Vergleich im unteren Mittelfeld, bei der Zahl der verimpften Dosen indes an der Spitze. Der Grund: "Bei uns liegt nichts herum, wir verimpfen alles, was wir bekommen."

Transparentes Verfahren

Stets hangelte man sich dabei bis dato an der Priorisierung entlang. "Kein anderes Bundesland außer Bremen hat seine Bürgerinnen und Bürger dafür individuell postalisch benachrichtigt", sagt Lukas Fuhrmann. Weiterhin positiv ist die Kooperation mit der Privatwirtschaft, die beispielsweise das Call Center betreut. "Niemand hat bislang länger als eine Minute darauf gewartet, dass sein Anruf entgegengenommen wurde", sagt Lukas Fuhrmann.

Im Impfzentrum unterstützen viele Menschen, die eigentlich in der Hotellerie und Gastronomie tätig seien. Auch das Buchungssystem für die Terminvergabe stammt von einem Bremer Unternehmen. Es bietet dem Impfling komfortabel mehrere Termine und Uhrzeiten für seinen Impftermin zur Auswahl an, wenn er erst einmal seinen Zugangscode für eine Terminbuchung erhalten hat. Auch zuvor ist das Verfahren transparent: Anders als etwa im Nachbarbundesland Niedersachsen wissen die Bremerinnen und Bremer auf der Warteliste, an welcher Stelle sie dort stehen, weil sie gleich nach ihrer Registrierung eine Wartelistennummer erhalten. Sobald klar sei, wie hoch die Impfstofflieferungen ausfallen würden, erfolgten die Einladungen an die Menschen, die auf der Warteliste stünden, so Lukas Fuhrmann.

Impftourismus aus Niedersachsen ist willkommen

Zwischen 15.000 und 20.000 Niedersächsinnen und Niedersachsen sind übrigens in Bremen geimpft worden, weil sie beispielsweise ihren Arbeitgeber in der Hansestadt haben. "Sie laufen in die Statistik des Landes ein, in dem sie geimpft wurden", erläutert Lukas Fuhrmann. Lassen sich Niedersachsen in Bremen impfen, kommen sie also in die Bremer Statistik. Aber diese Impfungen gehen trotzdem nicht zulasten des Bremer Impfdosen-Kontingents.

"Uns war es wichtig, dass wir dafür einen Ausgleich aus Niedersachsen bekommen", sagt Lukas Fuhrmann. Und diesen erhalte Bremen auch. Niedersachsen hat aktuell eine Impfquote von 51,5 Prozent Erstimpfungen; das Schlusslicht im bundesweiten Vergleich bildet derzeit Sachsen mit 45 Prozent. Fünf Punkte Differenz in diesem Ranking könne man erst in etwa zehn Tagen aufarbeiten, weiß Lukas Fuhrmann.

Betriebsärzte konkurrieren nicht mit Impfzentren

Bis Ende Juli würden in den Impfzentren Bremen und Bremerhaven sowie durch mobile Teams noch etwa 30.000 Erstimpfungen vorgenommen werden, schätzt der Sprecher der Gesundheitssenatorin. Betriebsärzte bekämen über das Land hingegen keine Impfdosen. "Die bestellen direkt über ihre Apotheken", sagt Lukas Fuhrmann. In Niedersachsen jedoch stellte das Land 11.700 Impfdosen für die Erst- sowie die gleiche Menge an Dosen für die Zweitimpfung im Rahmen eines Modellvorhabens an die Betriebsärzte der Volkswagen AG, der Salzgitter AG sowie an die Unternehmen Rossmann, Rewe und Sartorius zur Verfügung.

Ob das zulasten der Versorgung in den Impfzentren gegangen ist, beantwortet das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung auf Nachfrage von t-online nicht explizit. Eine Sprecherin teilt lediglich mit, dass in den mehr als 50 niedersächsischen Impfzentren täglich rund 40.000 Impfungen stattfänden. Zugleich erklärt das Ministerium, dass man sich bewusst dazu entschieden habe, keine Details zur jeweiligen Position des Impflings in der Warteliste zu kommunizieren. Dass die Impfkampagne in Bremen zügiger vonstattengehe, liege daran, dass Niedersachsen ein Flächenland mit ganz anderen logistischen Herausforderungen sei, heißt es aus der Pressestelle des Ministeriums.

22.000 Menschen auf der Warteliste

Direkt an das Bundesland Bremen grenzt der niedersächsische Landkreis Diepholz. Über Wochen wuchs dort die Zahl der potenziellen Impflinge auf der Warteliste immer weiter an, zuletzt waren es mehr als 22.000 Menschen, die auf eine Erstimpfung warteten. Vor wenigen Tagen erhielten mehr als 3.000 von ihnen die teils seit mehreren Monaten ersehnten Termine. Anders als in Bremen kann man sich diese indes in Niedersachsen nicht aussuchen, sie werden vorgegeben. Auch im Landkreis Diepholz dürften alle Menschen, die derzeit auf der Warteliste stehen, bis Ende Juli ihre erste Impfung erhalten, teilt Kreisrätin Ulrike Tammen auf Nachfrage mit.

Warum geht es im einen Bundesland schneller als im anderen? Der Grund dafür scheint tatsächlich in der Organisation zu liegen. Denn den Bundesländern steht grundsätzlich eine Menge an Impfdosen zur Verfügung, die dem jeweiligen Bevölkerungsanteil entspricht. Das unterstreicht das Bundesministerium für Gesundheit auf Nachfrage von t-online. Die jeweilige Zuteilung übernehme man anhand der von den Herstellern übermittelten Lieferprognosen. "Wir haben eine klare Struktur, niedrigschwellig und verbraucherfreundlich", sagt Lukas Fuhrmann. Das scheint die Erklärung dafür zu sein, warum Bremen aktuell Spitzenreiter der bundesweiten Impfkampagne ist.

Verwendete Quellen
  • Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard
  • Ulrike Tammen, Kreisrätin Diepholz
  • Anfrage an das niedersächsische Gesundheitsministerium
  • Bundesministerium für Gesundheit
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