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Raserszene Dortmund: Zahl illegaler Rennen steigt – Anwohner leiden, Polizei kämpft


Zahl der illegalen Rennen steigt
Raserszene in Dortmund: Wenn PS-Stärke zum Albtraum werden


04.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Polizeieinsatz am Dortmunder Wall: Die Polizei führt Kontrollen gegen die Raser- und Tuningszene durch.Vergrößern des Bildes
Polizeieinsatz am Dortmunder Wall: Die Polizei führt immer wieder Kontrollen gegen die Raser- und Tuningszene durch. (Quelle: Oliver Schaper/Archivbild/imago-images-bilder)

Die Raserszene in Dortmund sorgt weiterhin für Unruhe im Straßenverkehr. Trotz verstärkter Polizeipräsenz und Einsätze gegen die Szene bleibt das Problem bestehen. Die Zahl der illegalen Rennen steigt.

Eine eigentlich normale Nacht in der Dortmunder Innenstadt am Südwall/Ecke Ruhrallee am Montag im Februar. Es herrschen milde Temperaturen, an einer roten Ampel stehen zwei Autos: ein BMW und ein Renault. Die Fahrer unterhalten sich bei geöffnetem Fenster. Dann wird die Ampel grün – und die Männer rasen los. Mit fast 100 Kilometern pro Stunde, wie die Polizei später in einer Pressemitteilung berichten wird, dort, wo aufgrund der Raserei nur noch 30 erlaubt sind. Die beiden Fahrer sind Teil der Raserszene in Dortmund.

Die Stadt ist für die Poser-, Tuner- und Raserszene, die viele PS und nicht selten ordnungswidrig manipulierte Autos zur Schau stellen will, seit mehreren Jahrzehnten ein beliebtes Ziel. Entlang des Walls liefern sich die Fahrer immer wieder Rennen. Im gesamten Jahr 2023 leitete die Polizei Ermittlungen in der Szene bei insgesamt 128 Delikten ein, das sind rund 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Alle laufen unter "illegalem Kraftfahrzeugrennen". Ganze 30 endeten im vergangenen Jahr mit einem Verkehrsunfall – teils mit erheblichen Folgen.

So etwa der Unfall eines 19-Jährigen im Oktober. Der junge Mann war mit seinem VW Golf GTI mit 150 statt 70 km/h auf der Emscherallee unterwegs. Er prallte mit einem entgegenkommenden Pkw zusammen. Sein Fahrzeug war völlig zerfetzt.

Nur ein paar Tage später prallte ein Fahrer bei einem illegalen Rennen auf dem Wall mit einem VW T-Rock gegen einen Baum, dann gegen zwei parkende Autos. Das Schockierende hier: Schaulustige aus der Szene eilten herbei und störten den Einsatz: Polizisten mussten die Schaulustigen in Form einer Polizeikette zurückdrängen. Ein Mann wurde festgenommen.

Anwohner leiden unter den massiven Auswirkungen

Lautes Aufheulen der Motoren, lange Staus und Umweltverschmutzung – für Anwohnende sind die Auswirkungen der illegalen Szenetreffen auf dem Wall kaum zu ertragen. Ein offenbar genervter Dortmunder richtete vor fünf Jahren auf der Plattform X einen eigenen Account ein, der sich ausschließlich dem Kampf gegen die Raserszene verschrieben hat. Insgesamt hat der Account seit 2019 über 1.000 Posts mit Beschwerden, Hinweisen und Appellen an die Polizei veröffentlicht, stärker gegen die Szene vorzugehen.

"Die Menschen fühlen sich zu Recht gestört von der Respekt- und Rücksichtslosigkeit, die von der Szene ausgeht. Wir wissen, dass das Thema hoch emotional ist", teilte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange in einer Bilanz für das vergangene Jahr mit. Gerade mit Blick auf den Frühling, wenn es wieder länger hell bleibt, sei die Polizei jedoch besonders wachsam. "Ich kann allen Anwohnerinnen und Anwohnern versprechen: Wir werden auch in diesem Jahr mit allen vorhandenen Mitteln die Raserszene bekämpfen", so der Polizeichef.

65 Führerscheine (2022: 37), 102 Fahrzeuge (56) und 120 Smartphones (45) hat die Polizei Dortmund 2023 aus dem Verkehr gezogen, darüber hinaus 20 Schwerpunkteinsätze auf die Beine gestellt. Doch das scheint nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein – denn wenn Hunderte Fahrerinnen und Fahrer sich in Netzwerken verabreden, um den Wall zur Bühne der Szene zu machen, benötigt es Hunderte von Einsatzkräften sowie ein Konzept, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Wie schwer das gelingt, zeigt ein Einsatz am Wochenende: Am Samstagabend waren Hunderte Menschen aus der Szene auf dem Wall unterwegs. Ab 21 Uhr bildeten sich lange Staus. Es kam zu minutenlangen Hupkonzerten. Die Polizei richtete gegen kurz nach Mitternacht an mehreren Stellen sogenannte Ableitungssperren ein. Dieses Konzept wird von den Beamten immer häufiger angewendet, um den Tunern den Kampf anzusagen. Am Samstag hat die Sperrung laut einem Reporter erst nach über einer Stunde Erfolg gebracht. Die Szene sei mit ihren Fahrzeugen nur langsam abgezogen, teils seien Fahrzeuge über Nebenstraßen erneut auf den Wall gestoßen.

Es ist abzusehen, dass sich die Zerreißprobe zwischen Anwohnern, Polizei und Rasern in kommender Zeit fortsetzen wird.

Verwendete Quellen
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