Ungereimtheiten am Tatort Schüsse auf Unbewaffneten: Polizist hat Erinnerungslücken

In einem Park in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs schießt ein Polizist einem Unbewaffneten in den Rücken. Das Gericht nimmt den Tatort in Augenschein.
Im Prozess um den Polizeischuss in den Rücken eines Unbewaffneten hat das Düsseldorfer Landgericht am Tatort versucht, Ungereimtheiten zu klären. Doch der angeklagte Polizist konnte bei dem Ortstermin weder genaue Angaben zu seinem Standort beim ersten Schuss machen noch erklären, warum die Patronenhülsen weiter entfernt vom vermuteten Tatort gefunden wurden.
"Das kann ich nicht sagen", sagte der 27-Jährige mehrfach – ebenso auf die Frage des Richters, ob er möglicherweise im Laufen geschossen habe.
Die dritte damals abgefeuerte Kugel hatte das Opfer von hinten in die rechte Flanke getroffen und Magen und Dickdarm verletzt, berichtete eine Rechtsmedizinerin. Die Verletzung sei lebensbedrohlich gewesen. "Der Mann konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden." Bei dem Eingriff waren dem inzwischen 33-Jährigen Teile des Magens und des Darms entfernt worden.
Polizist spricht von "bedrohlicher Lage"
Der Polizist, dem Körperverletzung im Amt vorgeworfen wird, sagte, die Lage sei für ihn bedrohlich gewesen. Er habe keine andere Wahl gehabt. Er sei mit einer Kollegin nachts in den Park am Hauptbahnhof in Düsseldorf geeilt, weil dort angeblich ein Mann zwei Passanten mit einem Messer bedroht haben soll. Ein Messer wurde später aber nicht gefunden.
Das 33 Jahre alte Opfer sagte als Zeuge aus, dass er sich an die Schüsse zwar erinnern könne, aber nicht mehr an die Umstände. Er habe sich damals in den Park schlafen gelegt, als ihn ein Pärchen als Penner und Junkie beleidigt habe.
Der 33-Jährige war polizeibekannt und galt als psychisch auffällig. Ein paar Tage vor den Schüssen hatte der Mann randaliert und war in eine Psychiatrie eingewiesen worden. Seit dem Jahr 2018 war er der Polizei zufolge 13-mal aufgefallen – und nach der Schussverletzung in Düsseldorf weitere viermal.
- Nachrichtenagentur dpa