Missbrauchsfälle durch Geistliche Bistum Essen gewährt Betroffenen Akteneinsicht

Missbrauch durch Geistliche verfolgt die Betroffenen meist ein Leben lang. Nachweis und Aufarbeitung fallen nach vielen Jahren aber oft schwer. Das Bistum Essen gewährt Akteneinsicht, um dabei zu helfen.
Das Bistum Essen will Missbrauchsopfer bei der Aufarbeitung der Taten unterstützen und lässt Einsicht in seine Akten oder zumindest schriftliche Auskunft über Inhalte zu. Das gelte für Sachakten mit Informationen zu Verdachtsfällen und unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte auch für Personalakten mit Angaben zu Entlassungen oder Versetzungen von Geistlichen, teilte das Bistum am Freitag mit.
Auskünfte aus diesen früher als "Geheimakten" angesehen Beständen könnten auf Anfrage von Bistumsbeschäftigten oder auch von unabhängigen Notaren zusammengestellt werden. Die Kosten übernehme das Bistum, hieß es. Sachakten stünden auch Aufarbeitungskommissionen der katholischen Bistümer, Hochschulen und beauftragten Rechtsanwaltskanzleien zur Verfügung.
423 Fälle von Missbrauch im Essener Bistum
Das 1958 gegründete Bistum hatte vor gut einem Jahr eine unabhängige Studie präsentiert. Demnach seien seit der Gründung 423 Fälle von Missbrauch, vor allem durch Priester und Ordensleute, gemeldet worden. Die Dunkelziffer sollte höher sein. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hatte von "massiven Versäumnissen bis hin zur aktiven Vertuschung" gesprochen und entschlossene Strukturveränderungen angekündigt.
Im September vergangenen Jahres waren auch Missbrauchsvorwürfe gegen den Essener Gründungsbischof und späteren Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991) bekannt geworden. Infolgedessen war die Umbenennung des Kardinal-Hengsbach-Platzes nahe dem Essener Dom von der Stadt entschieden worden.
- Nachrichtenagentur dpa