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Heide Park Soltau: Streit und Hausverbot wegen Anti-Nazi-Bandshirt


Vorwürfe gegen Mitarbeiter
Hausverbot wegen Anti-Nazi-Bandshirt im Heide Park


Aktualisiert am 28.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die Achterbahn "Krake" im Heide Park Soltau (Archivbild): Der Freizeitpark steht in der Kritik.Vergrößern des Bildes
Die Achterbahn "Krake" im Heide Park Soltau (Archivbild): Der Freizeitpark steht in der Kritik. (Quelle: Andre Lenthe Fotografie/imago-images-bilder)

Wegen eines Shirts fliegt ein Besucher aus dem Heide Park. Der Freizeitpark sah darin einen Gewaltaufruf – doch erntet jetzt einen Shitstorm.

Der Heide Park Soltau südlich von Hamburg muss sich schweren Vorwürfen stellen. Die Journalistin Deana Mrkaja hatte einen Vorfall öffentlich gemacht, dessen Zeuge sie geworden sei. Es geht um ein provokatives Bandshirt gegen Nazis, ein Hausverbot und Sicherheitsmitarbeiter des Freizeitparks, die sich mit politischen Äußerungen angreifbar gemacht haben sollen. Der Heide Park bestätigte einen Vorfall auf Anfrage von t-online.

"Gegen 17.50 Uhr stiegen wir ein letztes Mal in 'Die Krake'", schreibt Mrkaja auf ihrem Instagram-Kanal zu dem, was sie am 15. Juli im Heide Park erlebt hat. Ihr Begleiter, der Musiker Ferhan Sayili, trug dabei ein Shirt der Indie-Rock-Band Pabst. Darauf stand: "Punch a Nazi", auf Deutsch also "Schlag einen Nazi" – eine Liedzeile. Die Berliner Band verkauft das Shirt seit 2019, für jedes Exemplar geht eine Spende an ein Projekt gegen Rechtsextremismus. Der Träger im Heide Park wurde wegen des Shirts rausgeworfen, Ferhan Sayili soll ein Hausverbot bekommen haben.

Rassismus-Vorwurf von Mitarbeiter wegen Anti-Nazi-Shirt

Doch nicht nur den Rauswurf, sondern auch die Umstände kritisiert Mrkaja in ihrem Beitrag. "Der Mitarbeiter fühlte sich angegriffen und sagte: 'Das ist Rassismus!'", schreibt sie. Daraufhin habe sich ein weiterer Mitarbeiter eingeschaltet und erklärt "dass es das Gegenteil von Rassismus sei, weil Nazis Rassisten sind". Die Erklärung, dass es sich um ein Bandshirt handele, habe nichts gebracht, so Mrkaja.

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Offenbar habe sich einer der Mitarbeiter von dem Shirt angegriffen gefühlt, so Mrkaja. Ihre Analyse: "Wer sich davon angegriffen fühlt, muss sich als Nazi identifizieren." Nach der Fahrt in der Achterbahn "Krake" seien Mrkaja und Sayili von zwei anderen Sicherheitsmitarbeitern in Empfang genommen worden – Hausverbot. Ob es wirklich so wahr ist, lässt der Heide Park auf Anfrage hin offen. "Im vorliegenden Fall trug einer unserer Gäste ein T-Shirt mit dem Aufruf zur Gewalt, die daraus entstandenen Umstände werden derzeit intern geprüft."

Heide Park verweist auf Parkordnung

Auf Anfrage schickt der Freizeitpark t-online einen Auszug aus der Parkordnung. Wir geben das Zitat ungekürzt wieder: "Beim Besuch des Heide Park Resorts dulden wir keine Kleidung, die gekennzeichnet ist, um Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung zu diffamieren, oder die Kennzeichnung verfassungsfeindliche oder nach anerkannter Auffassung sittenwidrige rechtsextreme oder fremdenfeindliche Symbole zeigt; gleiches gilt für sichtbare Körpersignaturen dieser Art."

Auf dem Weg nach draußen habe sich Mrkaja als Journalistin zu erkennen gegeben und nach der Grundlage des Hausverbotes gefragt. Nach ihrer Darstellung habe das die Situation keineswegs beruhigt. Sie sei als "Systempresse" beschimpft worden und gefragt worden, für welches "Schmierenblatt" sie arbeite.

Andere Gäste hätten sich von dem Shirt gestört gefühlt, wurde ihr gesagt – und: "die Nazis sind ja schon lange tot", erklärt sie auf Anfrage von t-online. Sie sei acht Stunden im Heide Park gewesen und habe den ganzen Tag andere Personen mit zumindest fragwürdigen Shirts gesehen: Auf einem habe "Fuck you Greta" gestanden, eine Beleidigung der Klimaaktivistin Greta Thunberg. Auch Shirts der Band "Frei.Wild" habe sie im Park gesehen. Die umstrittene Deutsch-Rockband steht seit Jahren für ihr rechtslastiges Image in der Kritik.

Freizeitpark distanziert sich von rechtem Gedankengut

Der Heide Park distanziert sich in der Stellungnahme deutlich: "Das Heide Park Resort grenzt sich von jedem rechten Gedankengut oder jeder rechten Handlungsweise gegenüber komplett ab." In dem Unternehmen seien Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und mit unterschiedlichsten Glaubensrichtungen beschäftigt, "worauf wir besonders stolz sind". Der Heide Park stehe für Meinungsfreiheit und gegen jegliche Form von Gewalt.

Auf der Instagram-Seite des Heide Parks tobt mittlerweile ein Shitstorm. Nutzer schreiben unter Posts Kommentare wie "An welchen Attraktionen sind nochmal die Nazis eingeteilt?" oder "Ist das korrekt so, dass gegen Nazis sein bei euch rassistisch ist, aber rechtsoffene Band-Shirts sind schon okay?" Ein Nutzer macht sogar weitere Vorwürfe: "Habe ähnliche Erfahrungen vor mehreren Jahren gemacht, als ich ein Refugees-Welcome-Shirt anhatte und mir ein Mitarbeiter zu verstehen gegeben hat, dass diese seiner Meinung nach hier nicht willkommen seien."

Mittlerweile hat sich sogar die Band, die das Shirt verkauft, auf Instagram geäußert. "Tut uns leid, dass euer Tag so scheiße dort geendet ist und auch wegen der Implikation, was für Leute im Park arbeiten. Hoffentlich gibt es da Konsequenzen." Auf mehrere schriftliche und telefonische Kontaktversuche hin habe Mrkaja noch keine weiterführenden Erklärungen des Heide Parks bekommen.

Verwendete Quellen
  • instagram.com: Beitrag von Deana Mrkaja
  • Anfrage an das Heide Park Resort
  • Telefonat mit Deana Mrkaja
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