Neue Hinweise in Hannover Vogel könnte Synagogen-Fenster zerstört haben
150 Gläubige waren am höchsten jüdischen Feiertag in der Synagoge, als plötzlich ein Fenster klirrte. Der Staatsschutz ermittelt – nun gibt es neue Hinweise.
Am Mittwochabend ist ein Mosaikfenster in der Synagoge Hannover beschädigt worden. Es zerbrach während des Gottesdienstes zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Gegen 19 Uhr hörten Besucher ein Klirren und einen Schlag. In etwa sechs Metern Höhe klaffe ein Loch in dem Fenster.
Seither ermittelt die Polizei, der Staatsschutz hat die Federführung übernommen. Denn es besteht die Möglichkeit eines gezielten antisemitischen Anschlags.
Synagoge in Hannover: Fenster war laut Polizei sehr dünn
Allerdings fanden die Ermittler trotz akribischer Suche am Ort des Geschehens keinen Stein oder ein anderes mögliches Wurfobjekt. Stattdessen rückt jetzt eine andere Hypothese in Zentrum der Überlegungen: Wie der "Spiegel" am Freitag berichtete, könnte ein Vogel den Schaden verursacht haben.
Bereits am Donnerstag hatte eine Polizeisprecherin t-online darauf hingewiesen, dass diese Möglichkeit bestehe. Das Fenster der Synagoge sei sehr dünn gewesen, sagte sie.
- An Jom Kippur: Synagogen-Fenster während Gottesdienst beschädigt
Ermittler entdecken Federn, schließen Anschlag aber nicht aus
Jetzt meldete der "Spiegel", an der Außenseite des Gebäudes seien Federn entdeckt worden. Dies würde die Vogelschlag-Hypothese stärken. Laut dem Nachrichtenmagazin sprechen die Ermittler deshalb inzwischen von einer "vorsichtigen Tendenz", die gegen einen Anschlag spreche.
Aber es gebe noch keine gesicherten Erkenntnisse. Ein Anschlag sei nach wie vor nicht auszuschließen. Auch ein Schuss mit einem Luftgewehr sei im Bereich des Möglichen – handfeste Indizien gebe es hierfür allerdings ebenfalls nicht.
Blutiges Attentat in Halle vor drei Jahren
Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag, fällt von Jahr zu Jahr auf unterschiedliche Daten im September oder Oktober. Vor drei Jahren hatte an diesem Feiertag in Halle (Saale) ein schwer bewaffneter rechtsextremer und antisemitischer Attentäter versucht, in der voll besetzten Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Halle ein Blutbad anzurichten.
Er warf am 9. Oktober 2019 Brand- und Sprengsätze und schoss auf die Zugangstür, gelangte aber nicht auf das Gelände, weil die Tür dem Angriff standhielt. Vor der Synagoge erschoss er eine Passantin, in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss einen 20-Jährigen. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte den Täter zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
- spiegel.de: "Ermittler prüfen Vogelschlag als mögliche Ursache"
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa