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Hannover: Darum heißt die Hindenburgstraße jetzt Loebensteinstraße


Umstrittener Name geändert
Darum heißt die Hindenburgstraße jetzt Loebensteinstraße

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

17.04.2023Lesedauer: 2 Min.
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Aus Hindenburgstraße wird Loebensteinstraße: Bezirksbürgermeister Jannik Schnare (Grüne) enthüllt das neue Straßenschild.Vergrößern des Bildes
Aus Hindenburgstraße wird Loebensteinstraße: Bezirksbürgermeister Jannik Schnare (Grüne) enthüllt das neue Straßenschild. (Quelle: Patrick Schiller)

Das zähe Ringen um die Hindenburgstraße in Hannover ist endgültig beendet: Seit Montag hat die Straße im Zooviertel einen neuen Namen.

Das jahrelange Zerren um die Hindenburgstraße in Hannover hat ein Ende: Vor mehreren Bezirksratsmitgliedern und Interessierten hat Bezirksbürgermeister Jannik Schnare (Grüne) am Montag den neuen Namen der Hindenburgstraße im Stadtteil Zoo enthüllt: Die Straße heißt nun Loebensteinstraße – nach Lotte-Lore Loebenstein, ein von den Nationalsozialisten ermordetes Mädchen.

Lotte-Lore Loebenstein wurde 1932 in Hannover geboren und lebte in der Hindenburgstraße. 1937 floh die Familie nach Amsterdam, wurde aber 1943 nach Sobibor deportiert und getötet. Lotte-Lore war nur 10 Jahre alt und ist wohl das jüngste Holocaust-Opfer aus der Hindenburgstraße.

Yvonne Dannull, die den Namen auf der Suche nach einer Alternative für den umstrittenen früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg vorgeschlagen hatte, sagt t-online: "Mir war es wichtig, einen Menschen zu finden, der am wenigsten Chancen hatte, bekannt zu werden." Zudem sei Lotte-Lore Loebenstein Opfer der Entscheidung von Paul von Hindenburg geworden, dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten zuzustimmen. "Ohne diese Entscheidung hätte Loebenstein aus eigener Kraft eine berühmte Persönlichkeit werden können".

Debatte um den Umgang mit der Vergangenheit

Bezirksbürgermeister Schnare sagte vor der Umbenennung, dass ihm bewusst sei, wie kontrovers das Thema diskutiert werde. "Das ist ein emotional aufgeladenes Thema, um den richtigen Umgang mit der Vergangenheit", so Schnare. Letztlich sei die Entscheidung zur Umbenennung allerdings politisch gewesen: "Der Bezirksrat hat sich mit 11 zu 7 Stimmen für diesen Umgang entschlossen", sagt Schnare.

Nach jahrelangem Ringen hatte das Lüneburger Oberverwaltungsgericht (OVG) Ende Januar einen Antrag auf Berufung gegen ein entsprechendes Urteil zur Umbenennung des hannoverschen Verwaltungsgerichtes abgelehnt. Der Stadtbezirksrat Mitte hatte die Umbenennung wegen Verstrickungen des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg mit dem Nationalsozialismus beschlossen.

Hindenburg legte Grundstein für Konzentrationslager

"Ich verstehe den Ärger der Menschen, die hier wohnen", so Schnare weiter über die Umbenennung, "Aber noch mehr fühle ich den Schmerz derjenigen, die unter der Entscheidung Hindenburgs gelitten haben." Bezirksratsmitlied Michael Sandow (SPD) fügte an, dass die gerichtliche Entscheidung auch der Frage nachgegangen wäre, ob ein Straßenname eine Beschreibung oder eine Ehrung beinhalte? Eine Ehrung hatte Hindenburg demnach nicht verdient, weshalb der Weg für die Umbenennung frei war.

Zudem, so Sandow, hätte Hindenburg am 28. Februar 1933 mit der "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat" den Grundstein für die frühen Konzentrationslager gelegt. Mit der Notverordnung wurden die in den Artikeln 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 der Weimarer Verfassung festgesetzten Grundrechte außer Kraft gesetzt.

Was ist der richtige Umgang mit der Geschichte?

Uneinigkeit bei der konkreten Umsetzung der Umbenennung äußerte allerdings Bezirksratsfrau Diana Rieck-Vogt (CDU). Ihrer Meinung nach wäre ein Zusatz mit einem Hinweis zum bisherigen Straßennamen wichtig gewesen. "Man kann Geschichte auch als Mahnmal verstehen, ohne jemandem ein Denkmal zu setzen", so Rieck-Vogt.

Hindenburg war von 1925 bis 1934 Reichspräsident und spielte eine wichtige Rolle bei der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Jahr 1933. Obwohl er persönlich kein Anhänger des Nationalsozialismus war, unterstützte er die Regierungspolitik und stimmte bedeutsamen Gesetzen wie dem Ermächtigungsgesetz zu. Zudem ernannte er Hitler zum Reichskanzler und ermöglichte somit den Aufstieg der Nationalsozialisten an die Macht.

Verwendete Quellen
  • Austausch mit der Pressestelle der Landeshauptstadt Hannover per Mail und per Telefon
  • Reporter vor Ort
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