t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalHannover

Wolf beißt Kind im Filmtierpark Eschede: So kam es zur Attacke


Peta fordert Konsequenzen
"Wolfsaudienzen" nach Beißattacke auf Kind gestoppt

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

03.08.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Ein Werbefoto des Filmtierparks Eschede: Am Mittwoch kam es zu einer Beißattacke auf einen kleinen Jungen.Vergrößern des Bildes
Ein Werbefoto des Filmtierparks Eschede: Am Mittwoch kam es zu einer Beißattacke auf einen kleinen Jungen. (Quelle: Filmtierpark Eschede)

Ein achtjähriger Junge wurde im Filmtierpark Eschede von einem Wolf gebissen. Der Vorfall ereignete sich während einer "Tierbegegnung". Das hat nun Konsequenzen.

Ein gefährlicher Zwischenfall erschütterte den Filmtierpark Eschede (Landkreis Celle), als ein achtjähriger Junge am Mittwoch bei einer "Tierbegegnung" mit einem Wolf verletzt wurde. Das Kind erlitt eine Bissverletzung in der Brust, nachdem es dem Wolf zu nahegekommen war. Der Junge musste daraufhin ins Krankenhaus gebracht werden, konnte aber später entlassen werden.

Die Wolfsaudienzen wurden mit sofortiger Wirkung behördlich durch den Landkreis untersagt. "Vorerst müssen für eine Wiederaufnahme gutachterliche Stellungnahmen eines Fachtierarztes für Wildtiere vorliegen und ein neu ausgearbeitetes Sicherheitskonzept zur Prüfung eingereicht werden", sagte Geschäftsführer Ruben Liedtke auf t-online-Nachfrage.

Der Filmtierpark bietet Besuchern die Möglichkeit, ihre Lieblingstiere hautnah zu erleben. So können Besucher regelmäßig Tiere wie beispielsweise Königspythons, Erdmännchen oder Waschbären treffen. Bis zum Jahr 2021 war auch der Kontakt mit Großkatzen wie Tigern oder Löwen möglich.

Der Filmtierpark verfolgt dabei das Konzept eines "Kontakt-Zoos". Das bedeutet, dass die Tiere bereits seit ihrer Geburt an den Kontakt mit Menschen gewöhnt werden. Für den Kontakt mit den Nasenbären und Wölfen gilt allerdings ein Mindestalter von 16 Jahren, wie der Zoo selbst auf seiner Website darstellt.

Tieraudienzen erst ab 18 Jahren buchbar

Tierpark-Chef Lüdkte: "Die Tieraudienzen können nur von Personen ab 18 Jahren gebucht werden." Das Mindestalter für die Privataudienz mit einem Wolf beträgt 16 Jahre. Die Teilnahme sei aber nur unter Begleitung eines Erziehungsberechtigten oder Bevollmächtigten gestattet. Nach der Buchung würden Kunden über Kleidungsauflagen und Verhaltensregeln informiert werden.

So auch am vergangenen Mittwoch, als es zu dem Vorfall kam, bei dem ein Mann für sich und seine Familie einen Kontaktbesuch gebucht habe. "Herr L. erfragte am 29.01.2023 für sich eine Wolfsaudienz mit der Frage, ob es möglich wäre, dass sein 8-jähriger Enkel als zweite Person mitgehen könnte", sagte Lüdkte. Nach einem Einführungsgespräch sei Wolfsrüde 'Ranga' "direkt und ohne Zwang" aus seinem Außengehege geholt worden. Als der Trainer feststellte, dass 'Ranga' "in bester Verfassung" und ohne "auffällige negative Verhaltensweisen" reagierte, habe der Vater auf das Tier zugehen dürfen.

Wie kam es zur Wolfsattacke?

Herr L. wurde von dem Wolf 'Ranga' während der Wolfsaudienz "sehr positiv aufgenommen", der Wolf habe ihn "angesprungen und sogar beleckt", berichtet Lüdkte von dem Vorfall. Zu diesem Zeitpunkt habe sich "der Enkel aus der Gruppe gelöst und stand plötzlich neben seinem Opa". Sofort habe der Wolf von L. abgelassen und sich dem Jungen zugewandt. Aufgrund ihrer Körpergröße seien Wolf und Junge auf einer Kopfhöhe gewesen, und der Wolf habe vermutlich auch den Jungen kurz belecken wollen, so Lüdtke.

Doch darauf sei der Junge nicht vorbereitet gewesen. Er habe "beide Arme hochgerissen und sich zur linken Seite weggedreht, wobei er den Wolfskopf zwischen den Armen hatte", berichtet Lüdtke weiter. Dann habe der Wolf zugebissen und die rechte Schulter des Jungen erwischt.

Der Trainer habe "sofort reagiert und den Wolf per Würgegriff gepackt", woraufhin der Wolf von dem Jungen abgelassen habe. Beim Wegdrehen sei das T-Shirt des Jungen weiter aufgerissen, und es sei "eine Fleischwunde an der rechten Brust zu erkennen gewesen, die jedoch nicht geblutet habe". Der Trainer brachte den Wolf zurück in sein Gehege, während eine Fotografin den Jungen versorgte.

Dann sei der Rettungsdienst alarmiert worden. Dieser habe die Wunde begutachtet, eine leichte Verletzung diagnostiziert und den Jungen sicherheitshalber für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei habe die Beteiligten befragt und den Ort des Unfalls inspiziert. Inzwischen hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet.

Tierpark Eschede: Erster Vorfall dieser Art

Laut eines Sprechers des zuständigen Landkreises Celle war es der erste Vorfall dieser Art im Escheder Tierpark. "Bezüglich der Tiervorführungen und -audienzen ist geregelt, dass diese nur durch geschultes und sachkundiges Personal durchgeführt werden", sagte der Sprecher t-online. Zudem würden die Wildtiere für die Tieraudienzen trainiert und regelmäßig gutachterlich überprüft werden. Das bestätigte auch der Zoo.

Die Tierrechtsorganisation Peta forderte am Donnerstag indes ein Ende der Haltung von Wölfen und anderen gefährlichen Tieren in Zoos und Wildparks zu Unterhaltungszwecken. Dr. Yvonne, Peta-Fachreferentin für Zoo und Zirkus, sagte: "Wildtiere wie Wölfe sind weder Filmrequisiten noch Kuscheltiere, sondern fühlende Lebewesen, die unberechenbar reagieren können, selbst wenn sie den Kontakt zu Menschen gewohnt sind."

Gefahr durch erzwungenen Kontakt

"Der erzwungene Kontakt kann die Tiere so sehr belasten, dass sie sich in einer plötzlichen Attacke 'entladen'", sagte Würz. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Unfällen, bei denen Zoopersonal oder Publikum teils tödlich verletzt worden oder Tiere aus ihren Gehegen ausgebrochen sind. So etwa im Zoo Osnabrück vor wenigen Jahren.

Würz unterstreicht die Wichtigkeit, Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen und zu respektieren. Zoos und Tierparks sollten den Fokus auf artgerechte Haltungsbedingungen legen und den direkten Kontakt der Wildtiere mit Menschen vermeiden, da er immensen Stress hervorrufen und Verletzungsgefahren bergen kann.

Transparenzhinweis
  • Dieser Text wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Polizeiinspektion Celle vom 3. August 2023
  • E-Mail-Anfrage beim Landkreis Celle
  • E-Mail-Anfrage beim Filmtierpark Eschede
  • Website und Instagram-Account des Filmtierpark Eschede
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung von Peta vom 3. August 2023
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website