Hannover 96: WM-Stadion schon zu marode für das DFB-Team?

Die DFB-Elf wird vorerst offenbar nicht mehr in Hannover spielen. Das frühere WM-Stadion entspreche laut DFB-Vize Ralph-Uwe Schaffert nicht mehr den Anforderungen.

Nach der 1:4-Pleite der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan und der Entlassung von Hansi Flick stellt sich Fußball-Deutschland viele Fragen. Eine, die sich vor allem Hannover-96-Fans stellen dürften, lautet jedoch: Wann spielt die DFB-Elf endlich mal wieder in der niedersächsischen Landeshauptstadt? Laut eines "Bild"-Berichts offenbar nicht mehr in nächster Zeit.

DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert sagte dem Blatt: "Die Rahmenbedingungen in Hannover entsprechen nicht mehr ganz den Anforderungen. Der Zahn der Zeit hat am Stadion genagt."

Viele Fußballfans aus Hannover dürfte das irritieren. Das Stadion war zur WM 2006 im eigenen Land komplett modernisiert worden. Auf t-online-Anfrage vom Mai dieses Jahres sagte ein Sprecher der Stadt: "Das Stadion wird regelmäßig überprüft und befindet sich in einem angemessenen Zustand." Einzig die rund 20 Jahre alte Dachfolie sei nicht mehr ganz dicht. Dafür sucht die Betreiberin aktuell eine Lösung.

96 Jahre im Pachtvertrag

Erst Ende Mai hat die Stadt einen neuen Erbpachtvertrag mit Hannover 96 geschlossen. Gerade einmal 27.479,14 Euro muss der Club jährlich an die Stadt zahlen. Und das bis zum Jahr 2096. Das hatte massive Kritik durch den Steuerzahlerbund ausgelöst, andere Clubs müssen erheblich mehr Geld für die Pacht zahlen. Lesen hier Sie mehr dazu.

Für die Instandhaltung steht die von Hannover-96-Boss Martin Kind geführte Hannover 96 Arena GmbH & Co. KG für die Instandhaltung der Stadtimmobilie grade. Die muss dafür sorgen, dass das Stadion im baulichen Zustand erhalten bleibt, die DFL-Auflagen erfüllt werden und die Klimaneutralität bis 2035 erreicht wird.

Kritik an Ausstattung und Infrastruktur des Stadions

Laut Schaffert gehe es vor allem um die Ausstattung des VIP-Bereichs, die Organisation des Caterings und die Sitzplätze im Stadion. Letztere müssten dringend modernisiert werden, so der gebürtige Hildesheimer gegenüber "Bild" weiter, wenn Hannover wieder DFB-Spiele im heimischen Stadion sehen will.

Schaffert ist seit 2021 Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV). Er kritisierte zudem andere Parameter wie die Trainingsmöglichkeiten für die Teams und die Unterbringung von Mannschaften und Fans in Hannover. Diese seien nicht mehr auf Topniveau.

Zudem stehe Hannover laut Schaffert in Konkurrenz zu Nachbar Wolfsburg: Der hatte in den vergangenen Jahren zweimal den Zuschlag für Länderspiele erhalten: Daher müsse Niedersachsen nun als Austragungsort für DFB-Spiele für eine gewisse Zeit aussetzen.

Öffentliche Mittel für den Stadionumbau

Dabei waren vor dem Umbau zur WM im eigenen Land riesige öffentliche Mittel in den Stadionumbau geflossen: Zwar hat Hannover 96 den zu zwei Dritteln, etwa 43 Millionen Euro, selbst getragen – allerdings finanziert durch öffentliche Kreditinstitute. Mehr als 20 Millionen Euro wurden direkt von Stadt, Region und Land Niedersachsen mit öffentlichen Mitteln finanziert.

Seit der Errichtung des Niedersachsen-Stadions im Jahr 1954 war der DFB insgesamt 25-mal für Länderspiele in Hannover zu Gast. Letztmals am 11. Oktober 2016 gegen Nordirland. Seither finden hier vor allem Konzerte und Zweitliga-Fußball statt.