Prozess in Niedersachsen Staatsanwalt soll Kokain-Bande gewarnt haben – Aussage erwartet

Der für Drogenermittlungen zuständige Staatsanwalt aus Hannover soll geheime Information an Dealer weitergegeben haben. Jetzt will er sich äußern.
Er jagte Drogenhändler, nun steht er selbst wegen Korruption vor Gericht: In Hannover wird der Prozess gegen einen 39-jährigen Staatsanwalt fortgesetzt, der mutmaßlich gegen Geld Interna an eine internationale Kokain-Bande weitergegeben haben soll. Der Jurist bestreitet die Vorwürfe.
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, zwischen Juni 2020 und März 2021 in 14 Fällen besonders schwere Bestechlichkeit begangen zu haben. Als zuständiger Dezernent in der Betäubungsmittel-Abteilung soll er Ermittlungsdetails verraten und eine geplante Razzia verraten haben. Daraufhin sollen sich die mutmaßlichen Drogenbosse ins Ausland abgesetzt haben.
Der verheiratete Staatsanwalt sitzt seit Oktober 2024 in Untersuchungshaft. Seine Verteidigung kritisiert dies scharf und verweist auf eine angeblich fehlende Fluchtgefahr. Gleich zum Beginn des Prozesses hatte der Angeklagte außerdem beanstandet, dass wichtige Unterlagen in den Gerichtsakten fehlen würden – und damit Zweifel an einem fairen Verfahren geäußert.
CDU spricht von Justizskandal
Die CDU in Niedersachsen fordert umfassende Aufklärung. Erste Ermittlungen gegen den Juristen liefen ab Juni 2022. Nachdem das Verfahren zunächst eingestellt wurde, wurden 2024 neue Hinweise entdeckt. Daraufhin veranlasste das Justizministerium eine Wiederaufnahme. Seit Ende 2024 ist die Staatsanwaltschaft Osnabrück zuständig in dem Fall.
Mit auf der Anklagebank sitzt ein 41-jähriger Boxtrainer, der als Mittelsmann fungiert haben soll. Laut Anklage überreichte er dem Staatsanwalt regelmäßig 5.000 Euro in bar – teils im Kampfsportstudio, wo der Jurist Mitglied war. Für besonders wertvolle Informationen soll es zusätzlich Sonderzahlungen gegeben haben.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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