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Handyverbot an Schulen in Niedersachsen: Chance oder Risiko? | Pro & Kontra


Handyverbot an Schulen
Mit weniger Klicks zu mehr Klarheit im Kopf


24.06.2025 - 15:04 UhrLesedauer: 1 Min.
Handys in der SchuleVergrößern des Bildes
In manchen Schulen sind Handys bereits verboten (Archivbild): In Bremen gilt ab August ein generelles Verbot von Smartphones an Schulen. (Quelle: Jens Kalaene/dpa/dpa-bilder)
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In Bremen wird bald ein Handyverbot an Schulen gelten. Ist das sinnvoll? Sollte sich Niedersachsen ein Beispiel daran nehmen? Da kann man geteilter Meinung sein.

Bremen führt es nach den Sommerferien ein und auch in Niedersachsen wird erneut darüber diskutiert: ein Handyverbot an Schulen. Der niedersächsische Landtag berät am Dienstag über einen entsprechenden Gesetzentwurf der oppositionellen CDU. Bisher konnten die Schulen hierzulande selbst über den Umgang mit Handys im Unterricht entscheiden. Was wären Nutzen und Risiko von einem generellen Handyverbot?

Ist ein Handyverbot in der Schule angemessen?

Pro
Katharina KellerRegio-Redakteurin Braunschweig

Mit weniger Klicks zu mehr Klarheit im Kopf

In der Pause hängen Schüler an ihrem Handy. Im Unterricht schauen sie heimlich aufs Display. Und nach der Schule warten die sozialen Medien ohnehin. Wer glaubt, Kinder und Jugendliche könnten unter diesen Bedingungen noch vernünftig lernen, was Konzentration heißt, der liegt falsch. Ein Handyverbot an Schulen ist aus dem Grund kein Rückschritt – es ist längst überfällig. Wer der Jugend Bildung vermitteln will, muss sie auch mal abschirmen.

Logisch: Smartphones können ein Werkzeug sein. Zum Recherchieren, zum Lernen, für die Kommunikation. In der Praxis sind sie indes häufig das Gegenteil – Ablenkung, Dauerbeschallung, soziales Gift. Studien belegen: Schüler lernen besser ohne Handy. So heißt es in einer Studie des Centre for Economic Performance der London School of Economics aus dem Jahr 2015, dass sich Handyverbote an Schulen in England positiv auswirkten. Die Leistungen von 16-jährigen Schülern hätten sich demnach um mehr als sechs Prozent verbessert. Besonders leistungsschwächere Schüler profitierten deutlich, heißt es weiter.

Schweden macht es übrigens vor: Nach dem Absturz bei der Lesekompetenz beispielsweise kehrt das skandinavische Land zurück zu Büchern – aus guten Gründen. Die Regierung stellte deshalb 2023 zig Millionen Euro für die Anschaffung von Schulbüchern bereit.

Und ohne Handy geht es den Kindern und Jugendlichen ohnehin besser, denn: Laut einer Übersichtsstudie der Universität Augsburg verbessert ein Smartphone-Verbot das soziale Wohlbefinden der Schüler. Ohne ständige Ablenkung durch Handys interagieren sie mehr miteinander, heißt es.

In vielen weiterführenden Schulen Niedersachsens haben Tablets ohnehin längst Einzug gehalten, womit die Schüler geregelt auf die digitale Lebenswelt vorbereitet werden. Wozu dann noch das Handy?

Natürlich kann die Schule nicht alle Probleme lösen. Aber eines kann sie schon: Schutz bieten. Schulen sollten ein Ort sein, an dem Denken vor Klicks geht. Und mal abseits von allen Studien, moralischen und sozialen Bedenken: Eigentlich ist doch allen klar, dass eine Smartphonepause für die Zeit eines Schultags nur ein Segen sein kann.

Kontra
Claudia Zehrfeld
Claudia ZehrfeldRedakteurin Regio Nord

Digitale Abstinenz ist keine Vorbereitung auf das Leben

Weniger Ablenkung, bessere Konzentration – ein Handyverbot an Schulen klingt auf den ersten Blick vernünftig. Es verkennt aber: Nicht das Smartphone an sich ist das Problem, sondern ein falscher Umgang damit. Die Schule muss endlich anfangen, Handy-Kompetenz zu lehren. Digitale Abstinenz ist keine Vorbereitung auf das Leben. Digitale Mündigkeit schon.
Schließlich sind Smartphones aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Und sie können auch im Unterricht wunderbar als Hilfsmittel dienen: bei der Recherche etwa oder für eine schnelle Übersetzung. Ein solcher gezielter Einsatz erhöht laut einer OECD-Studie aus dem vergangenen Jahr den Lernerfolg der Schüler. Praxisberichte zeigen zudem, dass auch die Motivation der Lernenden zunimmt. Schließlich werden sie in ihrer eigenen Lebenswelt abgeholt.
Zudem wird das eigenständige Lernen gefördert: Mithilfe von Handys können sich Schüler selbstständig Wissen aneignen. Im Gespräch darüber lernen sie, welche Quellen vertrauenswürdig sind.
Stattdessen verteufeln aber viele die Nutzung von Smartphones im Unterricht, sehen nur ihr Zerstreuungspotential. Sie gehören aber in den Unterricht: Digitale Bildung bedeutet schließlich, Schüler auf den Umgang mit Ablenkung, Informationsflut, sozialen Netzwerken und Co. vorzubereiten. Das heißt auch, ihnen die Konsequenzen von übermäßigem Handykonsum aufzuzeigen. Es heißt hingegen nicht, Heranwachsende vom Smartphone fernzuhalten.
Außerdem ist es illusorisch zu glauben, ein solches Verbot würde dauerhaft respektiert. Viele Schüler nutzen ihre Geräte dann sicherlich heimlich. Der Lerneffekt: null. Viel wichtiger als ein Verbot wäre es also, klare Regeln für die Zeit des Unterrichts einzuführen und gemeinsam über Mediennutzung zu sprechen. Verantwortung können Schüler letztendlich nur erlernen, wenn ihnen diese übertragen wird.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen

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