MHH-Team entfernt inoperablen Tumor Einzigartige OP-Technik rettet 62-Jähriger das Leben

Eine Patientin mit Krebs hatte keine Aussicht mehr auf Heilung. Ärzte der MHH wagten nun einen revolutionären Eingriff – und schrieben damit Medizingeschichte.
In einer bislang einzigartigen Operation haben Ärztinnen und Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) einer 62-jährigen Frau einen als inoperabel geltenden Gallengangstumor entfernt. Der komplizierte Eingriff am 1. April 2025 dauerte vier Stunden – dabei wurde die Leber der Patientin zeitweise vollständig vom Blutkreislauf getrennt und extern versorgt.
Grundlage für den medizinischen Durchbruch war eine Vision des Transplantationspioniers Prof. Rudolf Pichlmayr: Organe außerhalb des Körpers operierbar zu machen. In Hannover wurde das Konzept nun erstmalig bei einer OP am Menschen umgesetzt.
Komplexer Eingriff in zwei Phasen
Mithilfe einer ECMO-Maschine (extrakorporale Membranoxygenierung) wurde die Leber blutleer gespült, heruntergekühlt und mit Sauerstoff versorgt – das verschaffte den Chirurgen genügend Zeit, um eine geschädigte Lebervene zu rekonstruieren und den Tumor vollständig zu entfernen.
Die Hauptoperation war nur durch einen vorbereitenden Eingriff acht Tage zuvor möglich. Dabei wurde die Leber in zwei Abschnitte unterteilt und der Blutfluss so umgeleitet, dass nur noch der gesunde Teil versorgt wurde. Dieser wuchs dadurch besonders schnell und konnte später die Funktion des gesamten Organs übernehmen.
Als der gesunde Teil groß genug war, konnten die Chirurgen den erkrankten Abschnitt mitsamt dem Tumor entfernen – ohne die Leberfunktion dauerhaft zu gefährden.
Experimentelle Therapie als Schlüssel zum Erfolg
Eine personalisierte medikamentöse Behandlung machte den chirurgischen Eingriff überhaupt erst möglich. Die Patientin war zuvor dem Molekularen Tumorboard der MHH vorgestellt worden. "Die genetische Diagnostik und die zielgerichtete Therapie waren entscheidend für den Erfolg", erklärte Privatdozentin Dr. Anna Saborowski. Der Tumor reagierte auf die Behandlung, schrumpfte und konnte operiert werden.
An der erfolgreichen Operation waren mehrere Fachrichtungen beteiligt. Neben dem Team um Prof. Dr. Moritz Schmelzle aus der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie wirkten auch Spezialistinnen und Spezialisten der Herzchirurgie, Anästhesie und Onkologie mit. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen – sieben Tage später konnte die Patientin das Krankenhaus verlassen.
Zum Abschied überreichte Susanne Viehmeier dem Chefarzt einen kleinen Kaktus, benannt nach ihrem Tumor "Erich". Das Gewächs steht nun im Büro von Prof. Schmelzle – als stilles Zeugnis für die Kraft moderner Medizin und den Erfolg eines eingespielten Teams.
- Presseinformation der Medizinischen Hochschule Hannover vom 22. Mai 2025 (per E-Mail)