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Eklat um Buch-Vorlesung an Uni Hannover: Absage nach Druck aus China?


"Zensur"-Vorwürfe in Hannover
Buchlesung an Uni offenbar nach Druck aus China abgesagt

Von t-online, lka, ags

Aktualisiert am 25.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Xi Jingping: Eine Lesung zu einem Buch über den chinesischen Staatschef wurde offenbar auf Druck der Volksrepublik abgesagt.Vergrößern des BildesXi Jingping: Eine Lesung zu einem Buch über den chinesischen Staatschef wurde offenbar auf Druck der Volksrepublik abgesagt. (Quelle: Lintao Zhang/getty-images-bilder)
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Eine am Leibniz-Konfuzius-Institut in Hannover geplante Buchlesung ist kurzfristig abgesagt worden, offenbar nach Druck aus China. Es sollte eine neuen Biografie über Staatschef Xi Jinping vorgestellt werden.

Es sollte eine übliche Buchvorstellung einer Biografie des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping werden. Doch dann wurde sie abgesagt – weil China nach Angaben des Verlags und der Autoren massiven Druck ausgeübt habe. Das berichtete zunächst die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ). Es wird von Zensur und einem "beunruhigenden und verstörenden Signal" gesprochen.

Die Autoren und Journalisten Stefan Aust und Adrian Geiges hatten geplant, kommenden Mittwoch ihr Buch "Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt" in einer Onlinelesung in Hannover und Duisburg vorzustellen. Geiges war lange China-Korrespondent des "Stern", Aust ehemaliger "Spiegel"-Chef und derzeit Herausgeber der "Welt". Laut Geiges sei alles zur Lesung mit den gastgebenden Konfuzius-Instituten vorher abgesprochen gewesen, berichtet die "HAZ".

Hannover: Chinas Staatspräsident sei "unantastbar"

Doch dann kam seitens der veranstaltenden Konfuzius-Institute die plötzliche Absage: Die Lesung dürfe auf keinen Fall stattfinden, sagte Geiges gegenüber dem NDR Niedersachsen. Es gehe dabei wohl weniger um den möglichen kritischen Inhalt des Buches, sondern um den Kult um Chinas Staatspräsidenten, so Geiges. Er sei "unantastbar" und es dürfe nicht über ihn als normalen Menschen gesprochen werden. Diese Ansicht solle jetzt wohl bis nach Deutschland reichen.

Dabei sei das Buch gar nicht regierungsfeindlich, wird Geiges in der "HAZ" zitiert. "Das ist kein Anti-China-Buch." Es sei den Autoren um eine differenzierte Darstellung gegangen.

Empörte Reaktionen von Autoren, Verlag und Universität

Sowohl Verlag als auch Stefan Aust haben sich zu dem Fall geäußert. "Erstmals ist eine Diktatur dabei, den Westen wirtschaftlich zu überholen, und versucht jetzt auch, ihre gegen unsere Freiheit gerichteten Werte international durchzusetzen", sagte Aust. "Die Absage der Veranstaltung durch die beiden Konfuzius-Institute ist ein beunruhigendes und verstörendes Signal", so Verlegerin Felicitas von Lovenberg vom herausgebenden Piper-Verlag.

Am Montag hat dann die Leibniz Universität Hannover Stellung genommen. Die Uni sei "in keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt über die Planung der Veranstaltung ihres Kooperationspartners, des Leibniz-Konfuzius-Instituts, informiert oder in ihre Absage involviert worden", äußert sich eine Uni-Sprecherin auf der Webseite. Die Absage sei "nicht akzeptabel, befremdlich und unverständlich".

Und weiter: "Die Hochschulleitung wird zeitnah das Gespräch mit dem Direktorium ihres Kooperationspartners Leibniz-Konfuzius-Institut e.V. suchen, um die mögliche weitere Zusammenarbeit zu überprüfen." Die Universität lade Verlag und Autoren ein, die Lesung an der Leibniz Universität Hannover durchzuführen. "Dies wäre der Hochschulleitung eine Freude und Ehre und Ausdruck unseres Leitbildes als Leibniz Universität."

Wer steckt hinter den Konfuzius-Instituten?

In Deutschland sind 19 Konfuzius-Institute ansässig. Dabei wird jedes einzelne Konfuzius-Institut als eine Kooperation zwischen einer lokalen und einer chinesischen Hochschule betrieben, wie es auf der Webseite heißt. So "kooperieren" etwa beim "Leibniz-Konfuzius-Institut Hannover" die Leibniz Universität Hannover und die Tongji-Universität in Shanghai. Die Konfuzius-Institute beschreiben sich als "Ort der Bildungs- und Kulturvermittlung".

Bei den Konfuzius-Instituten handelt es sich um Einrichtungen, die von einer Zentrale gefördert werden, die dem chinesischen Bildungsministerium angehört. Immer wieder sind die Institute in Kritik geraten. Sie sollen Kritik an Chinas Regierung unterdrücken und Propaganda für dessen Staatsapparat verbreiten. Die Universität Hamburg hatte etwa im vergangenen Jahr angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut zu beenden.

Verwendete Quellen
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