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Kiel: Polarforscher Arved Fuchs startet bald Nordatlantik-Expedition


"Eine Herausforderung"
Deutschlands bekanntester Polarforscher startet Expedition

Von Sven Raschke

Aktualisiert am 11.06.2021Lesedauer: 3 Min.
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Arved Fuchs sitzt am Steuerrad eines Segelschiffes.Vergrößern des Bildes
Arved Fuchs sitzt am Steuerrad eines Segelschiffes. (Quelle: Uwe Rattay)

Auf seiner Forschungsreise entlang des Golfstroms sammelt Arved Fuchs einzigartige Daten, die neue Erkenntnisse über den Einfluss der Ozeane auf den Klimawandel bringen sollen.

Deutschlands wohl bekanntester Polarreisender fährt wieder auf Expedition. Dieses Mal geht es für Arved Fuchs aber nicht zu Fuß zum Südpol, und auch von Eisbären wird er auf der mehrmonatigen Reise kaum im Schlaf überrascht werden. Wissenschaftlich gesehen ist die am 17. Juni in Kiel startende Forschungsreise auf seinem Segelschiff, der "Dagmar Aaen", aber mindestens genauso wichtig wie die vergangenen Abenteuer des mittlerweile 68-jährigen Naturfreundes und Umweltschützers.

Die Fahrt geht Richtung Nordatlantik, vorbei an Island und Grönland: Entlang des Golfstroms sammeln die Forscher an Bord einzigartige Daten, die aufdecken helfen sollen, wie sich die Weltmeere verändern – und was das für den Klimawandel bedeutet. Im Rahmen des Kieler Meeresschutzfestivals Ocean Summit besuchte Arved Fuchs vorher am Donnerstagvormittag das Camp 24/7 an der Kieler Förde, um Schülern von seiner anstehenden Expedition zu erzählen.

Eine Reise in kaum erforschte Gewässer

Die Kinder der Regenbogenschule Strohbrück interessierten sich vor allem für Arved Fuchs' vergangene Wanderungen zum Südpol und die abenteuerlichen Begegnungen mit der dortigen Tierwelt. Sie hörten aber auch aufmerksam zu, als Fuchs ihnen die Bedeutung des Golfstroms erklärte.

Der nämlich bewegt warme und kalte Wassermassen von Kontinent zu Kontinent und beeinflusst damit Temperatur und Wetter auf der ganzen Welt. Entscheidend für die Bewegungen des Golfstroms wiederum sind seine Temperatur und sein Salzgehalt. Sinkt Letzterer durch abschmelzende Gletscher und das dadurch zusätzliche Süßwasser, wirkt sich das schließlich auch auf die CO2-Aufnahmefähigkeit der Ozeane aus. "Da gibt es arge Befürchtungen, dass sich dort etwas verändert, und das hätte gravierende Auswirkungen auf unseren Lebenswandel", sagt Arved Fuchs.

Genau diese Veränderungen sollen auf der kommenden Expedition mithilfe von Hightech-Messgeräten an Bord erfasst werden. "Da wissen wir noch sehr wenig drüber", so Arved Fuchs. "Das Problem ist, dass auf dieser Route extrem wenig Schiffe unterwegs sind. Deshalb sind die Daten, die wir erfassen werden, von sehr großer Bedeutung."

Johannes Karstensen stimmt ihm zu. Der Meereswissenschaftler arbeitet am Kieler Zentrum für Ozeanforschung Geomar. Hierher fließen per Satellit die Daten der Expedition zur Auswertung. "Wir wollen mithilfe der Daten vor allem verstehen, wie viel Kohlendioxid der Ozean aufnimmt", sagt Karstensen. "Bisher hat der gesamte Ozean global etwa die Hälfte des gesamten CO2 aufgenommen. Aber wir haben zuletzt festgestellt, dass das nachlässt."

Die Schwierigkeiten einer Expedition zu Corona-Zeiten

Auch ohne Eisbären und bitterkalte Gewaltmärsche sei die Expedition auf dem 24 Meter langen Einmaster nicht ohne, wie Arved Fuchs erklärt: "Mit so einem kleinen Segelschiff im Nordatlantik an der Küste Grönlands unterwegs zu sein, wo es ja auch Eis gibt, ist immer eine Herausforderung. Das Segeln in diesen Gewässern ist anspruchsvoll. Da braucht man eine engagierte Crew, die das mitmacht. Das ist eben auch der Abenteuerpart dabei." Die Pandemie erschwere das Ganze zusätzlich. "Jedes Land hat unterschiedliche Einreisebestimmungen. Aber wenn wir deswegen gewartet hätten, wären wir ja nie losgefahren."

Hat die in den letzten Jahren zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit fürs Thema Klima es einfacher gemacht, Expeditionen wie diese zu realisieren? Arved Fuchs: "Ach, das weiß ich nicht. Zuletzt war der Fokus ja mehr auf Corona. Das ist natürlich auch ein bisschen kontraproduktiv. Aber die Pandemie hat uns auch gelehrt, dass man der Wissenschaft Glauben schenken muss. Hätte man den Klimaforschern schon vor zehn, zwanzig Jahren Glauben geschenkt beziehungsweise Schlüsse daraus gezogen, dann hätten wir heute nicht die Dringlichkeit des Handelns. Aber wir haben es halt nicht gemacht. Deshalb drängt jetzt die Zeit, und deshalb gibt es Gott sei Dank auch Leute, die wichtig finden, was wir machen, und es unterstützen."

Ein optimistischer Abenteurer

Glaubt er, dass der Menschheit die Drosselung des Klimawandels noch gelingen kann? "Ich bin ein notorischer Optimist. Wenn ich es nicht glauben würde, dann könnte ich das nicht machen. Die Hoffnung stirbt ja bekannterweise zuletzt, und deshalb versuche ich, meinen Beitrag zu leisten." Außerdem: Die Forschungsreisen machen ihm Spaß. "Solange ich gesund bleibe und das machen kann, mache ich weiter."

Wer Arved Fuchs' Expedition mitverfolgen möchte, kann das über seinen Podcast "Expedition Ocean Change".

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Arved Fuchs
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