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Zum journalistischen Leitbild von t-online.KVB skeptisch wegen 49-Euro-Ticket "Irgendwer muss die finanzielle Lücke füllen"

Die Weichen stehen auf 49-Euro-Ticket – was bei den KVB nicht für Begeisterungsstürme sorgt. Die Frage lautet: Wer soll das bezahlen?
Das 49-Euro-Ticket soll kommen – so der Konsens zwischen Bund und Ländern. Bis dahin bleibt die Preisgestaltung im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) fürs Erste ein Flickenteppich.
Während beispielsweise Bayern auf eine Überbrückung bis Anfang 2023 verzichtet und Berlin sein 29-Euro-Ticket als Teil eines Jahresabos vertreibt, hat das Verkehrsministerium in Nordrhein-Westfalen seit September ein Zusatzangebot auf seine bestehenden Abos geschraubt: Wer ein landesweit oder regional gültiges Abo-Angebot nutzt, kann in ganz NRW an Wochenenden und Feiertagen kostenlos fahren. Das Angebot gilt sowohl für bestehende als auch Neu-Abonnenten bis Ende Dezember 2022 – danach, so die Hoffnung, soll das bundesweite 49-Euro-Ticket stehen.
Vor allem Stammkunden fahren in Köln mit dem ÖPNV
Das 9-Euro-Ticket erfreute sich in Köln nachweislich großer Beliebtheit: 850.000 Exemplare habe man im Sommer verkauft, sagt KVB-Pressesprecher Stephan Anemüller auf Anfrage von t-online. Hinzu kommen 300.000 Stammkunden, deren Tickets monatlich ermäßigt abgerechnet wurden.
Mehr Fahrgäste habe das allerdings nicht gebracht, erklärt Anemüller: "Wir haben festgestellt, dass es im innerstädtischen Verkehr keine wesentliche Fahrgastzunahme gegeben hat. Nur punktuell waren einige Linien stärker belastet." Heißt: Vor allem die, die vorher schon regelmäßig im Kölner ÖPNV unterwegs waren, nutzten dazu in den Sommermonaten das 9-Euro-Ticket.
Nun steht also der 40 Euro teurere Nachfolger in den Startlöchern – den Anemüller noch nicht bewerten will: "Hier ist gerade im politischen Raum vieles in Bewegung." Das Ticket müsse vor allem zwei Dinge sein: einfach und bezahlbar "für alle Beteiligten".
40-Millionen-Euro-Lücke
Damit bezieht er ausdrücklich Verkehrsverbünde wie die KVB mit ein: "Das 9-Euro-Ticket hat in den Monaten Juni bis August allein bei der KVB bereits ein Minus von über 40 Millionen Euro gegenüber der bisherigen Planung ausgemacht."
Diese Lücke hat der Bund in diesem Jahr noch über einen Rettungsschirm abgefangen. Über 245 Millionen Euro flossen laut Landesverkehrsministerium nach NRW, fast 35 Millionen davon nach Köln. "Ob es im kommenden Jahr überhaupt einen Rettungsschirm geben wird, ist offen", sagt Anemüller. Als öffentliches Unternehmen, das nicht gewinnorientiert arbeitet, habe man keine Rücklagen. "Irgendwer muss die finanzielle Lücke füllen. Am Ende gleicht der Steuerzahler aus."
- mobil.nrw: "Mit dem Abo-Ticket NRW-weit mobil"
- Recherche bei den KVB und der NRW-Landesregierung