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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tierschutz-Debatte entfacht Löwenbabys im Zoo eingeschläfert: Das sagen Besucher

Der Kölner Zoo schläfert zwei neugeborene Löwenbabys ein – die Mutter hatte sie verstoßen. Im Netz löst die Entscheidung heftige Empörung aus. Und wie ist es vor Ort?
Im Internet tobt die Debatte, ob der Kölner Zoo die beiden Löwenbabys, die von ihrer Mutter "Gina" verstoßen wurden, wirklich hätte einschläfern müssen. Die traurige Mitteilung hatte der Zoo am Montag (14. Juli) veröffentlicht. Im Netz hagelt es entrüstete Kommentare, aber es gibt auch Verständnis für die Maßnahme. Die Zoobesucher haben indes am Tag nach der Mitteilung von dem Thema kaum etwas mitbekommen.
Der Alltag im Zoo geht am Dienstagnachmittag seinen geregelten Gang: Die Paviane balgen sich um Futter, die Pinguine schwimmen durchs Wasser und die Asiatischen Löwen verschlafen die ganze Aufmerksamkeit der vergangenen Tage in der Nachmittagssonne. Familien mit Kindern ziehen von Gehege zu Gehege, ein Eis in der Hand, ein Foto vor einer Statue.
Der Zoo hatte am Montag mitgeteilt, dass die beiden wenige Tage alten Löwenbabys hätten eingeschläfert werden müssen. Mutter "Gina" habe sie nicht an sich herangelassen, sich lieber um ihre drei älteren Jungtiere gekümmert. Eine Aufzucht per Hand sei nicht infrage gekommen, da sich die Tiere sonst zu sehr an Menschen gewöhnt hätten und nicht mehr zur Zucht geeignet seien.
Besucher im Kölner Zoo: "Ich denke, dass die Tierpfleger Fachleute sind"
Auch eine Verhütung sei nicht infrage gekommen, da sich dies auf Ginas Fruchtbarkeit hätte auswirken können. Den Expertinnen und Experten zufolge seien die Neugeborenen bereits so stark geschwächt gewesen, dass die Entscheidung, ihnen weiteres Leid zu ersparen, die beste gewesen sei.
Damit reagiert der Zoo auf die Kritik von Tierschutzorganisationen, die sich allgemein gegen die Haltung von Tieren in Zoos aussprechen und die Umstände der Tragzeit bei Löwin Gina kritisieren.
Am Löwenbereich deutet derweil nichts auf außergewöhnliche Umstände hin. Silvia Simon aus Wuppertal ist mit ihrer Tochter und den beiden Enkelkindern nach Köln gekommen. Von dem Thema habe sie am Rande mitbekommen. "Ich denke, dass die Tierpfleger Fachleute sind und schon wissen, was sie tun", sagt sie. "Das ist eben so, wie die Natur es vorgesehen hat – eine Aufzucht mit der Flasche wäre auch künstlich", gibt die Besucherin zu bedenken.
Ähnlich äußert sich ein älteres Ehepaar, ebenfalls aus dem Bergischen Land. Doch mit wem man auch spricht, die meisten Besucherinnen und Besucher haben von dem Thema nichts mitbekommen und erfahren erst nach Erklärung, warum der Zoo die Tierbabys eingeschläfert hatte. Die Löwen haben sich in der Zeit nicht von der Stelle gerührt.
- Reporter vor Ort
- Artikel von t-online