"Kremlpropaganda"? Vortrag verschwindet aus VHS-Kalender
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Eine von Wladimir Putin ausgezeichnete Autorin sollte in Köln sprechen. Nach einer t-online-Anfrage verschwindet die Veranstaltung aus dem VHS-Kalender.
"Notwehr unter Zeitdruck": So nannte Gabriele Krone-Schmalz in ihrem 2015 erschienenen Buch "Russland verstehen" die russische Invasion der ukrainischen Halbinsel Krim. Am kommenden Donnerstag sollte die 72-Jährige in Köln – beworben von der Volkshochschule (VHS) – einen zweistündigen Vortrag halten. Thema: "Russland und Ukraine – und wie weiter?"
Es war eine Einladung, die viele stutzig machte – auch Franziska Davies, die an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu osteuropäischer Geschichte lehrt. Davies schrieb Anfang der Woche mehrere Tweets zu dem Thema, nannte Krone-Schmalz unter anderem "eine langjährige und vehemente Verteidigerin des verbrecherischen Putin-Regimes". Der Auftritt sei "Kremlpropaganda und Pseudo-Expertise in Deutschland, diesmal (mit-)finanziert durch die Stadt Köln".
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Verschwunden, nicht abgesagt
Die hat nun wohl reagiert: Die Veranstaltung fehlt inzwischen (Stand 20.10.2022, 20.30 Uhr) im Onlinekalender der Volkshochschule Köln. Im Normalfall werden abgesagte Veranstaltungen im Kalender mit dem Zusatz "abgesagt" markiert. Nur: Die Veranstaltung ist gar nicht abgesagt. Was es damit auf sich hat, lesen Sie hier.
Gabriele Krone-Schmalz ist promovierte Historikerin und Politikwissenschaftlerin. Zwischen 1987 und 1991 war sie ARD-Korrespondentin in Moskau. 2008 verlieh Wladimir Putin ihr die Puschkin-Medaille – "in Anerkennung ihres Beitrages zur Festigung der Freundschaft und der Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland".
- Tweet von Fanziska Davies vom 17.10.2022
- Anfrage bei der Stadt Köln
- Pressemitteilung der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland vom 11. Juni 2008
- Tagesspiegel: "Die Russlandversteherin" vom 26.12.2015
- Programm der VHS Köln (Stand: 20.10.2022, 14.45 Uhr)