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Folter-Prozess in Essen: Kölner Paar misshandelte zwei Opfer mutmaßlich zu Tode


Chronik der Qualen
Kölner Paar folterte Mitbewohner – zwei Opfer sind tot


Aktualisiert am 28.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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Schild vor dem Landgericht Essen (Symbolbild): Die Angeklagten haben Aussagen angekündigt.Vergrößern des Bildes
Das Landgericht Essen (Symbolbild): Ein Pärchen aus Köln soll an zwei Foltermorden in Essen und Köln beteiligt gewesen sein. (Quelle: biky/imago-images-bilder)

Das Kölner Paar Sabine H. und Christopher S. soll am qualvollen Tod zweier Menschen beteiligt gewesen sein. Nun steht das Pärchen in Essen vor Gericht.

Es ist eine besonders grausame Gewalttat, die sich im April 2020 in Köln-Höhenberg ereignet haben soll. Hier wohnten das Pärchen Sabine H. und Christopher S., Sabines Schwester Petra, Sven K. sowie Sabrina B. gemeinsam in einer 50 Quadratmeter großen Wohnung. Die Clique soll im Kölner Trinker-Milieu unterwegs gewesen sein. Viele Partys wurden in der Wohnung gefeiert, erzählten Nachbarn später der Polizei.

Sven K. und Sabrina B. waren die eigentlichen Mieter der Wohnung, lebten hier als Paar zusammen. Dann aber soll sich Sabrina B. von ihrem Freund getrennt haben. Dennoch blieb sie in der Wohnung – und das sollte ihr zum Verhängnis werden.

Folter und Misshandlung über vier Tage hinweg

Im April 2020 sollen die anderen vier Bewohner der Wohngemeinschaft Sabrina B. gequält und gefoltert haben. An vier aufeinanderfolgenden Tagen sollen sie die 21-jährige Frau geschlagen, getreten und misshandelt haben. Dabei sollen sie auch Arbeitsstiefel mit Stahlkappen und einen Besenstiel eingesetzt haben. Zur Toilette durfte Sabrina B. demnach ohne Erlaubnis auch nicht gehen, das Mobiltelefon hatte man ihr abgenommen. Sie sollte keine Hilfe rufen können.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll sich dann eine Freundin des Opfers bei der Polizei gemeldet habe, weil sie sich Sorgen machte. Sie konnte Sabrina B. seit Tagen nicht erreichen. Die Beamten fuhren zur Wohnadresse der jungen Frau und beendeten schließlich das viertägige Martyrium.

Kein dringender Tatverdacht, kein Haftbefehl

Sabrina B. wurde ins Krankenhaus gebracht, doch hatten die schweren Misshandlungen durch ihre Mitbewohner schon zu schwere Spuren hinterlassen. Im Juli 2020 starb Sabrina B. an multiplem Organversagen, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtete.

Die vier Peiniger der jungen Frau wurden anschließend auf freien Fuß gesetzt, so der "Stadt-Anzeiger" weiter. Ihnen sollte wegen Körperverletzung mit Todesfolge der Prozess gemacht werden. Eine Absicht, Sabrina B. zu töten, erkannte die Staatsanwaltschaft damals nicht. Zum benannten Gerichtsprozess ist es bisher nie gekommen. Ein "Justizskandal", schreibt die "Bild".

Jan Orth, Sprecher des Kölner Landgerichts, widerspricht dieser Darstellung der Zeitung auf Anfrage von t-online. Zwar sei es richtig, dass der Prozess nicht stattgefunden habe, das liege aber daran, dass es in dem Fall nie einen Haftbefehl gegeben habe. So habe es lediglich einen hinreichenden, nicht aber einen dringenden Tatverdacht gegeben. "Die Beweislage war unübersichtlich. Es ist schwierig, den beteiligten Personen die einzelnen Körperverletzungshandlungen zuzuordnen", so der Gerichtssprecher.

Die mutmaßlichen Täter ziehen nach Essen – und foltern weiter

Nach der Tat in Köln-Höhenberg zogen zwei der mutmaßlichen Täter, das Pärchen Sabine H. und Christopher S., nach Essen. In der Ruhrgebiets-Stadt sollen die 33-Jährige und der 30-Jährige dann wieder gewalttätig geworden sein. Hier nämlich sollen sie David L. – mit dem sie eine Zeit lang zusammengewohnt hatten – in dessen Wohnung gefoltert haben. An den Gewalttaten gegen den jungen Mann beteiligten sich noch vier weitere Personen.

Dabei sollen sie genauso brutal vorgegangen sein wie schon bei Sabrina B. Mehrfach sollen die Beteiligten den 21-Jährigen geschlagen und misshandelt haben. Seit dem Tod von Sabrina B. ist jetzt ein Jahr verstrichen.

Täter und Opfer stammen aus Trinker-Milieu

L. stirbt schließlich an einer Stichverletzung, die ihm mutmaßlich eine Komplizin des Kölner Paares zugefügt haben soll. Nach einer abermaligen Prügel-Session sollen die Beschuldigten zunächst die Wohnung des Opfers verlassen haben. Die Frau sei dann aber wieder zurückgegangen und habe dem Opfer "ein Messer in den Bauch gerammt", wie ein Sprecher des Landgerichts Essen im Gespräch mit t-online schildert. Alle Beteiligten stammten aus dem "jungen Trinker-Milieu", so der Sprecher weiter. "Manchmal waren auch andere Drogen im Spiel, hauptsächlich aber Alkohol."

Der genaue Tatzeitpunkt konnte nicht ermittelt werden: Mehrere Wochen lang lag der tote David L. in seiner Wohnung, bis die Nachbarn auf das Tötungsdelikt aufmerksam wurden – wegen "der Maden und des Gestanks", so der Gerichtssprecher.

Kurz nach oder vor der Tat sollen Sabine H. und Christopher S. zu einem der Mittäter gezogen sein. Doch auch der war nicht vor seinen grausamen Komplizen sicher: Sabine und Christopher sollen auch ihn misshandelt und eingesperrt haben.

Urteile für Dezember und Januar

Wegen dieser beiden Fälle in Essen wird dem Paar aus Köln nun der Prozess gemacht: Im Falle des getöteten David L. muss sich die Haupttäterin, die den jungen Mann mutmaßlich erstochen hat, wegen Totschlags verantworten. Die anderen fünf Täter, darunter Sabine H. und Christopher S., stehen derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.

Wie der Sprecher des Essener Landgerichts erklärt, werde derzeit aber geprüft, ob der Tatvorwurf bei Christopher S. nicht doch auch auf Totschlag umgemünzt werde. Durch den Prozess gewonnene Erkenntnisse würden das nahelegen, so der Sprecher. Ein Urteil sei frühestens im Januar zu erwarten.

"Sein Körper war übersät mit Schürfwunden und Hämatomen"

Gleichzeitig läuft in Essen gegen Sabine H. und Christopher S. noch ein Prozess wegen der Misshandlung ihres ehemaligen Komplizen. Hier lauten die Anklagepunkte gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Diebstahl, Sachbeschädigung und Bedrohung. Das Pärchen aus Köln soll den Mann am Verlassen der Wohnung gehindert haben, ihm Rippen und die Nase gebrochen haben.

"Sein Körper war übersät mit Schürfwunden und Hämatomen", so der Sprecher des Essener Landgerichts. Auch sollen sie unter anderem den Fernseher des Opfers zertrümmert haben. Ein Urteil könnte in diesem Prozess schon im Dezember gefällt werden.

Und im Kölner Fall der getöteten Sabrina B.? Auch hier soll dem Paar – wie auch den anderen Verdächtigen – noch der Prozess wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mit Todesfolge gemacht werden. Derzeit, so erklärt ein Sprecher des Landgerichts gegenüber t-online, bemühe man sich um einen baldigen Start des Verfahrens. Bisher sei das Landgericht mit vorrangigen Fällen ausgelastet gewesen.

Verwendete Quellen
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