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Experte zum Schulbarometer: "Lehrermangel seit den 80ern absehbar"


Experte zum Schulbarometer
"Lehrermangel seit den 80ern absehbar"

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 18.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Lehrer steht vor einer Schulklasse: Um ein Fach wie Wirtschaft unterrichten zu können, müssten Lehrer entsprechend aus- oder weitergebildet werden.Vergrößern des Bildes
Schüler melden sich im Unterricht (Symbolbild): Auch in Nordrhein-Westfalen herrscht Lehrermangel. (Quelle: seb_ra/getty-images-bilder)

Deutschland mangelt es an Lehrern. Auch in NRW ist der Bedarf groß. Laut Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbands, sei das Problem absehbar gewesen.

Das am Mittwoch veröffentlichte Schulbarometer im Auftrag des Robert-Bosch-Instituts hat es noch einmal deutlich gemacht: An den deutschen Schulen herrscht ein eklatanter Lehrermangel. Nicht nur, aber auch in Nordrhein-Westfalen. Hier sind rund 8.000 Stellen unbesetzt.

Allerdings kommt die Misere nicht überraschend. Wie Andreas Bartsch, Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbandes (NRWL), erklärt, habe sich der heutige Lehrermangel schon in den Achtzigerjahren abgezeichnet. "Damals gab es einen Einstellungsstopp bei Lehrkräften, auch wurden entsprechende Studienplätze abgeschafft", so Bartsch.

"Das ist ein Marathon, kein Sprint"

Damals habe man einen Rückgang bei den Geburten prognostiziert. Der Gedanke also: Je weniger Kinder – ergo Schüler – es geben wird, desto weniger Lehrer werden gebraucht. Ein Trugschluss, durch den Deutschland laut Bartsch "fast eine ganze Generation" an Lehrern verloren habe. Besonders hart davon seien in NRW die Grundschulen betroffen.

In einem Beitrag – der den passenden Titel "Mit Vollgas in die Sackgasse" trägt – schrieb der "Spiegel" schon 1985, dass sich die Situation für Lehrer deutlich verschärft habe. "Bis etwa 1980 wurden dort so gut wie alle Bewerber eingestellt, heute werden weitaus die meisten abgewiesen", heißt es in dem Artikel.

Das Schulbarometer zeigt, dass nun das Ende der Sackgasse erreicht ist. Mit Vollgas wieder aus dieser herauszukommen, sei laut Andreas Bartsch aber nicht möglich. "Das Lehrerproblem zu lösen, ist ein Marathon, kein Sprint", sagt er. Schließlich würden die jungen Leute, die nun Lehrer werden, nicht vor 2030 zur Verfügung stehen.

Kölner Schulleiter: "Das Image leidet"

Auch Andreas Niessen, Schulleiter der Helios-Gesamtschule in Köln-Ehrenfeld, geht nicht von einer kurzfristigen Verbesserung des Problems aus. Zwar könne die Schule derzeit noch alle Stellen besetzen, insbesondere bei den "Mangelfächern" sei das aber immer schwieriger geworden. Dazu zählen etwa Physik und Chemie, aber auch andere naturwissenschaftliche Fächer sowie Musik. Auch sei das Personal für befristete Stellen, etwa in der Elternzeit-Vertretung, rar geworden. "Dadurch wird der Beruf für die Lehrer stressiger, die es gibt, und das Image leidet", so Niessen.

Für den Schulleiter kommen derartige Aspekte in der öffentlichen Diskussion zu kurz. "Wir können auch nicht mehr erwarten, dass wir bei diesem Lehrermangel weiterhin 100 Prozent der Leistung bringen können", sagt Niessen etwa mit Blick auf mögliche Unterrichtsausfälle. Das wiederum besorge Eltern, die Angst davor haben, dass die schulische Ausbildung ihrer Kinder zu kurz kommt. Der Lehrermangel ist also auch ein Problem von gesamtgesellschaftlicher Tragweite.

"Lehrer müssen wieder Lehrer sein dürfen"

Um die akute Situation zu lindern, werden die Hürden für Seiteneinsteiger herabgesetzt, auch pensionierte Lehrer stellen sich wieder vor die Tafel. Gleichzeitig wird versucht, den Beruf des Lehrers wieder attraktiver zu machen. Das Gehalt soll in allen Sekundarstufen innerhalb der nächsten vier Jahre auf die Besoldung A13 angehoben werden. Auch sollen Lehrer durch Assistenten entlastet werden, die sich um die verwalterischen Aufgaben des Schulalltags kümmern. "Lehrer müssen wieder Lehrer sein dürfen", meint NRWL-Präsident Bartsch dazu.

Für ihn jedenfalls ist die Tätigkeit als Lehrer der "zweitschönste Beruf nach dem des Papstes". "Es ist erfrischend, mit jungen Leuten zu arbeiten, es ist schön und macht Spaß, ihnen die Unterrichtsstoffe zu vermitteln", so Bartsch. Und während es nur einen Papst gibt, kann es an Lehrern nie genug geben. Das hat das Schulbarometer noch einmal gezeigt.

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