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Brüsseler Platz in Köln vermüllt: Helfen "Putzplan" oder Aufräumparty?


Das sagen Kölner zum Stadtbild
"Am Wochenende laufe ich durch Kotze"


Aktualisiert am 11.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ruth Clemens spricht, Katharina Pitko (r.) vom Büro für Bürgerbeteiligung schreibt fleißig mit: Am Brüsseler Platz konnten die Kölner ihrem Ärger über das Stadtbild Luft machen. (Quelle: Marius Fuhrmann)

Die Abfallwirtschaftsbetriebe und die Stadtverwaltung von Köln sammeln derzeit Bürger-Ideen für ein besseres Stadtbild. Am Brüsseler Platz reichten diese von Aufräum-Party bis Putzplan.

Die schönen Seiten Kölns sind von kölschen Bands hinreichend besungen, die hässlichen weniger. Dabei hätten die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) ein Lied zu singen von der Vermüllung der Domstadt. Zusammen mit dem Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung waren die AWB in den vergangenen Tagen an mehreren Plätzen im Links- und Rechtsrheinischen unterwegs. Sie wollten von den Menschen wissen: Was muss geschehen, damit Köln sauberer wird?

Donnerstagabend, Brüsseler Platz. Katharina Pitko, Vanessa Kohlhaas und Lisa Knobe haben ihr "Demokratierad", ein dreirädriges E-Lastenrad mit Aufbau, auf dem Platz geparkt und einen Klapptisch aufgestellt. "Unser Wunsch ist es, mit den Leuten über die Probleme, aber vor allem auch über mögliche Lösungen zu sprechen. Die AWB und die Stadt Köln entwickeln bereits welche, aber wir wollen auch die Ideen von den Menschen hören, die hier leben, arbeiten oder ihrem Hobby nachgehen", sagt Pitko.

Ein Pizzakarton – und der Mülleimer ist voll

Auf dem Tisch liegt ein Stapel mit Fragebögen rund um das Thema Sauberkeit im Stadtraum. Darauf stehen Thesen wie "Durch häufigeres Reinigen kann mehr Sauberkeit erreicht werden" oder "Die AWB sollten nicht mehr machen und nicht immer hinterher räumen." Die Bürgerinnen und Bürger können Aussagen, denen sie zustimmen, ankreuzen und eigene Gedanken auf der Rückseite ergänzen. "Viele sind extra dafür hergekommen. Wir legen auf jeden Platz einen anderen Fokus: Am Aachener Weiher ging es um den Müll beim Grillen, hier um den Party-Aufenthalt draußen", so Pitko. Hier erhalte ihr Team etwas weniger Zulauf als am Tag zuvor auf der Deutzer Freiheit. "Da standen die Leute teilweise Schlange, um mit uns zu sprechen."

Dennoch, die Gespräche sind nicht weniger angeregt. Einmal in Fahrt, hören die meisten nicht auf zu reden. Sie wohne neben einem Gymnasium in der Nähe, sagt Hilde W. "Da wurde neulich der Eingang verbreitert, aber die Mülleimer nicht verstellt. Die Schüler werfen alles auf den Boden", klagt sie. "Man sollte Schulen vermehrt einbinden, Werbekampagnen starten – das Bewusstsein für mehr Sauberkeit schaffen." Pfandringe für Flaschen könnten eine Lösung sein, schlägt Sammyuel Korneck vor. "Und größere Mülleimer: Wenn man einmal einen Pizzakarton reinschmeißt, ist der direkt voll", sagt der 26-Jährige.

Das mit den vollen Mülleimern hat Pitko in den vergangenen Tagen öfter gehört. Es müsse mehr und größere Mülleimer geben, sagten die Leute. "Viele haben ähnliche Ideen, was zeigt, dass es die richtigen Ideen sind." Einige hätten auch bekräftigt, dass die AWB gar keine schlechte Arbeit machten. "Nur sei es häufig sofort wieder dreckig", fügt sie hinzu.

"Die Kehrseite ist, dass wir nicht kehren"

Ruth Clemens lebt seit 35 Jahren am Brüsseler Platz. Von größeren Mülleimern hält sie gar nichts: "Die Leute würden sie eh nicht benutzen. Es gibt Leute, die haben gar keine Ahnung, dass es hier Mülleimer gibt." Generell sei die Lage im Belgischen Viertel schlimmer geworden. "Am Wochenende laufe ich durch Kotze, jede Flüssigkeit bleibt hier."

Zu mehr Reinlichkeit sei der Kölner nicht geboren, glaubt die 58-Jährige: "Es ist doch so: Wir haben eine besondere Mentalität, die wir auch lieben. Aber die Kehrseite ist, dass wir nicht kehren", sagt Clemens. "Wir haben keine hübsche Stadt – am letzten 11.11. war ich echt geschockt, so viel Müll blieb da übrig. Wenn Henriette Reker sagt, so feiere die Jugend halt, hat die Stadt versagt."

Karnevalszug zum Aufräumen?

Irgendwas mit Musik und Kölsch müsse es geben, dann würde der Kölner freiwillig anpacken. "Online hat jemand vorgeschlagen, man müsse eine Art Karnevalszug veranstalten, bei dem gemeinsam aufgeräumt wird", erzählt Pitko. Ruth Clemens ist nicht abgeneigt: "Jeder sollte mal verpflichtet werden, die Stadt aufzuräumen – wie die Schöffen am Gericht", sagt sie.

Was mit den erhobenen Daten passiere, fragt die Anwohnerin noch. "Die werden nach der Öffentlichkeitsbeteiligung ausgewertet und auf dem Beteiligungsportal vorgestellt. Bis Ende des Jahres wird der Masterplan erstellt, der einen Gesamtmaßnahmenkatalog und konkrete Umsetzungsvorschläge beinhaltet", antwortet Pitko.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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