Bezeichnung als "Rapist" Tourplakat von Till Lindemann in Köln beschmiert

In Köln wird ein Tourplakat von Till Lindemann beschmiert. Im Netz entfacht daraufhin eine Debatte über Kunstfreiheit und moralische Verantwortung.
In Köln sorgt derzeit ein beschmiertes Konzertplakat von Till Lindemann für Aufsehen – und entfacht im Netz eine hitzige Debatte um Kunstfreiheit, moralische Verantwortung und öffentliche Vorverurteilung. Das Plakat kündigt die "Meine Welt"-Tour des Rammstein-Sängers an, die im November 2025 in Dortmund und Düsseldorf stattfindet.
Unbekannte haben mindestens ein Plakat mit heftigen Anschuldigungen übermalt. Mit pinker Farbe ist dort zu lesen: "Deine Welt ist minderjährige Frauen missbrauchen!" – daneben prangt in Großbuchstaben "Rapist" (zu Deutsch: Vergewaltiger)
Die Schmierereien verweisen auf Vorwürfe, die seit dem vergangenen Jahr gegen den Musiker im Raum stehen. Mehrere Frauen hatten öffentlich geschildert, bei Rammstein-Konzerten unter dem Vorwand privater Aftershowpartys in Situationen sexueller Übergriffigkeit gebracht worden zu sein. Von gezielter Auswahl junger Frauen in der sogenannten "Row Zero" ist die Rede, von Alkohol, von Kontrollverlust. Die Staatsanwaltschaft Berlin stellte ihre Ermittlungen allerdings im Sommer 2023 ein – es habe keine ausreichenden Beweise für ein strafbares Verhalten gegeben, hieß es. Lindemann selbst hat alle Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Til Lindemann auf Solotour: "Der Typ gehört gecancelt"
Auf Reddit diskutieren Nutzer über den Fall, hier wurde das beschmierte Plakat auch ursprünglich geteilt. Zwar wurde der Beitrag mittlerweile entfernt, die Kommentare in dem Forum sind aber weiterhin einsehbar. Während einige den Protest auf dem Plakat als notwendiges Zeichen sehen, sprechen andere von öffentlicher Diffamierung ohne gerichtliche Grundlage. Ein User schreibt: "Der Typ gehört gecancelt", ein anderer meint: "Wenn man solche Anschuldigungen vermeiden will, sollte man vermeiden, sich wie ein Menschenhändler zu verhalten." Kritiker betonen, dass Lindemann mit seiner Rolle als Rockstar ein Machtgefälle ausnutze – auch wenn juristisch kein Fehlverhalten festgestellt wurde.
Gleichzeitig melden sich zahlreiche Stimmen zu Wort, die vor einer moralischen Vorverurteilung warnen. "In dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten", heißt es mehrfach. "Es wurde nicht einmal ein Verfahren eröffnet", merkt ein anderer Nutzer an. Andere wiederum betonen, dass man Künstler auch jenseits der Justiz bewerten dürfe.
Auch die Frage, wie weit öffentliche Kritik gehen darf, sorgt für Meinungsverschiedenheiten. Während einige das Übersprühen des Plakats als legitimen zivilgesellschaftlichen Protest werten, warnen andere vor einer Entwicklung, in der der bloße Verdacht ausreiche, um Menschen öffentlich an den Pranger zu stellen. "Wenn wir das einreißen lassen, haben wir ein ernsthaftes Problem", schreibt ein Nutzer.
- Artikel von t-online
- redddit.com: "Beitrag" vom 3. Mai 2025